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Mit der Weldenbahn fand der Holzwinkel Anschluss an die Welt

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Mit der Weldenbahn fand der Holzwinkel Anschluss an die Welt

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    Heute hat sich am fast gleichen Standort nicht viel verändert - allerdings sind die Schienen freilich nicht mehr verlegt. Neben der Straße führt nun ein beliebter Rad- und Fußweg hinunter ins Schmuttertal. Foto: Marcus Merk
    Heute hat sich am fast gleichen Standort nicht viel verändert - allerdings sind die Schienen freilich nicht mehr verlegt. Neben der Straße führt nun ein beliebter Rad- und Fußweg hinunter ins Schmuttertal. Foto: Marcus Merk Foto: Marcus Merk

    Bis die Weldenbahn 1903 kam. Nun konnte auch ein Bauernknecht Textilarbeiter werden oder ein Bürgerssohn nach Augsburg aufs Gymnasium gehen und jeden Tag mit dem Bähnle in eineinhalb Stunden in die zuvor so weit entlegene Stadt gelangen - eine Revolution. Gut 80 Jahre dauerte diese technische Errungenschaft, dann war auch sie wieder altes Eisen. 1986 schon fuhr keine

    Es war Prinz Luitpold von Bayern, der den Bau des Bähnles im Jahr 1900 schließlich erlaubte. Die Investitionssumme, knapp 1,3 Millionen Mark, durfte der Staatsminister der Finanzen als Kredit aufnehmen. Bauherr war die bayerische Staatsbahn. Schon seit 1895 hatte man sich im Holzwinkel um den Bau der Bahn bemüht, hauptsächlich um den Hauptexportartikel dieser Region, eben das Holz, nicht mehr mit Pferdefuhrwerken abtransportieren zu müssen.

    Damals wie heute hatte solch ein Großprojekt nicht nur Freunde. Namentlich in Adelsried forderten die Bürger Entschädigung. Eine große Menge ihrer Obstbäume hatte gefällt werden müssen. Ärger gab es auch in Horgau. Der Bahnhof der Gemeinde lag etwa zwei Kilometer außerhalb. Das sei nicht anders zu machen, schrieb die bayerische Staatsbahn an den damaligen Bürgermeister Maier, bei einer Führung der Trasse durch den Ort ergebe sich eine "sehr lästige Mehrlänge von über einem Kilometer, eine den Betrieb verteuernde größere Steigung und einen nicht unerheblichen Mehraufwand an Baukosten".

    Gleisarbeiter hatten wenig mehr als ihre Spaten zur Verfügung

    Wenig bekannt ist über die Arbeiter, die in nur drei Jahren, zumeist mit wenig mehr als mit Schaufeln in der Hand, die mehr als 20 Kilometer lange Strecke aus dem Boden stampften. Doch dann, im Dezember 1903, konnte die Bahn ihren Betrieb aufnehmen. Oberlokführer Franz Ortinghorn war einer von jenen, die viele Jahre lang nach Welden gefahren sind.

    Ihre Hochzeit erlebte die Weldenbahn in den 1920er Jahren. Damals entstand in Horgau Bahnhof das bis vor Kurzem bei den Augsburgern noch so beliebte Waldcafé. Der Ausflug mit dem Bähnle begann damals schon im Augsburger Hauptbahnhof als unabsehbares Abenteuer: Nur wenn die Fahne gehisst war, fuhr die Bahn auch.

    Freilich machte die Weldenbahn auch schwere Zeiten mit. Dazu gehört das schwere Unglück im Bahnhof Streitheim. Hier entgleiste im September 1922 eine Lok mit fünf Waggons. Lokführer und Heizer konnten nicht mehr rechtzeitig abspringen und wurden erdrückt. Nur wenige Monate später kam es hier zu einem weiteren Unfall, der diesmal jedoch glimpflich ausging. 22 Menschen starben, als im Zweiten Weltkrieg der Bahnhof in Aystetten bombardiert wurde.

    Schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg ging es mit der Weldenbahn bergab. In Adelsried gab es inzwischen eine Autobahnauffahrt und 1949 auch eine Buslinie von Welden nach Augsburg. 1986 kam das Aus - wirtschaftlich war die Weldbahn schon lange nicht mehr.

    Forschung Grundlage für diesen Artikel sind Forschungen von Hauptschülern aus der Pferseer Hans-Adlhoch-Volksschule, die 1984 eine Broschüre zur Weldenbahn erstellt haben.

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