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Stadtbergen: Mit dem Bus in 13 Minuten von Stadtbergen zur Uni

Stadtbergen

Mit dem Bus in 13 Minuten von Stadtbergen zur Uni

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    Ein großes Reizthema in Stadtbergen sind der stetig zunehmende Verkehr und die Lärmbelastung auf der B17.
    Ein großes Reizthema in Stadtbergen sind der stetig zunehmende Verkehr und die Lärmbelastung auf der B17. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Michael Finsinger aus Stadtbergen ist eigentlich Elektroingenieur. Seit einiger Zeit aber engagiert er sich für mehr Kilmaschutz. Vor etwa zwei Jahren fiel ihm auf, dass er mit dem eigenen Auto von Stadtbergen an die Universität Augsburg weniger als zehn Minuten braucht. Mit dem Fahrrad ist er in etwa 25 Minuten am Ziel, die langsamste Verbindung ist die Straßenbahn, die noch etwas länger braucht. Das will Finsinger ändern.

    Diese Problemlage war der Ausgangspunkt für seine Beschäftigung mit dem öffentlichen Nahverkehr im Ballungsraum Augsburg. „Meine Vision ist ein gut vernetzter ÖPNV, der schneller ist als der Individualverkehr und auch günstiger“, erklärte der Stadtberger in der jüngsten Sitzung des Sicherheits-, Wohnungs- und Verkehrsausschusses (SWVA) der Stadt, in dem er sein Konzept für den Nahverkehr der Zukunft vorstellen durfte. Bei den Stadträten kommen seine Ideen gut an.

    Klimaschutz: Energieverbrauch im Verkehr zuletzt gestiegen

    Michael Finsinger hat eine Menge öffentlich zugänglicher Daten zusammengetragen und bei den zuständigen Behörden nachgefragt, um den Verkehr im Ballungsraum Augsburg im Zusammenhang mit den Klimaschutzzielen des Bundes darzustellen. Im Jahr 2019 wurde festgelegt, dass der Energieverbrauch im Verkehr im Vergleich zum Jahr 1990 um 55 Prozent verringert werden sollte. Das Problem: Der Verbrauch sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Man müsse nun um 61 Prozent herunterfahren, so Finsinger.

    Ein Ziel, das laut dem Stadtberger nur durch die Verringerung des Individualverkehrs und einen besseren ÖPNV erreicht werden kann. Bedenklich ist in diesem Zusammenhang, dass der AVV seit zehn Jahren Fahrgäste verliert und Menschen nach wie vor auf das eigene Auto umsteigen. Das Angebot sei schlicht nicht attraktiv genug, erklärte der Stadtberger und verwies auf seine Ausführungen zur Strecke an die Universität Augsburg. Er sieht vor allem regionale Akteure in der Pflicht und fordert, dass sich die Kommunen und der Landkreis freiwillig den Klimaschutzzielen im Verkehrssektor verschreiben sollten. Mit einem entsprechenden Antrag hatte er in der Bürgerversammlung der Stadt Stadtbergen bereits Erfolg.

    Schnellbuslinien in Stadtbergen entlang der viel befahrenen Straßen

    Herzstück von Michael Finsingers ÖPNV- und Klimaschutzkonzept sind Schnellbuslinien entlang der viel befahrenen Straßen A8, B17, B2 und B300 rund um Augsburg. Ein Beispiel: Auf der B17 fahren jeden Tag 73.000 Pkw an Stadtbergen vorbei. Eine Schnellbuslinie, die zu den Stoßzeiten im Fünf-Minuten-Takt verkehrt, könnte etwa 12.000 Autos von der Straße holen und die Fahrzeit von Stadtbergen an die Universität mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf 13 Minuten verkürzen. Das Gleiche gilt den Berechnungen zufolge für die anderen Bundesstraßen. An der B300 würden etwa 40 Prozent der Pkw eingespart, an der B2 Richtung Norden wären es sogar 42 Prozent. Im Idealfall fahren die Busse auf einer eigenen Busspur und sind daher unabhängig vom häufig zäh fließenden Verkehr.

    Der Stadtberger hat sich auch bereits Gedanken über die Vernetzung des Schnellbusnetzes mit der Schiene gemacht. Schnellbuskreuze könnten zum Beispiel an der Universität mit direkter Verbindung zum Bahnhof Augsburg Messe oder am Fernbusbahnhof im Norden Augsburgs entstehen. Außerdem regt er an, Zug und Straßenbahn im Ballungsraum, also zum Beispiel in Neusäß oder Gersthofen, besser zu vernetzen.

    ÖPNV-Konzept kommt gut bei den Stadtberger Stadträten an

    Alles in allem kommt Michael Finsingers Konzept gut bei den Stadtberger Stadträten an. Thomas Miehler (Grüne) fragte konkret nach: „Wie können wir das jetzt unterstützen?“ Paul Metz erklärte, dass die Mitglieder des Gremiums ihre politischen Kontakte nutzen sollten, um das Konzept zu verbreiten und darauf hinzuarbeiten, „dass es in diese Richtung geht“. Er selbst werde die Planungen mit in den Kreistag nehmen. Besonders wichtig ist dieser politische Druck, da heuer Ausschreibungen anstehen. Das Mobilitätskonzept des Landkreises, der Gesamtverkehrsplan und der Nahverkehrsplan der Stadt Augsburg sollen laut Finsinger überarbeitet werden. Auf Nachfrage erfuhr der Stadtberger auch, dass es weder im Landkreis noch in der Stadt Augsburg bisher konkrete Beschlüsse zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor gibt.

    Dass das Konzept des Stadtbergers mehr ist als eine Idee, zeigt nicht nur die Fülle an Faktoren, die er bei der Ausarbeitung bedacht hat, sondern auch die Tatsache, dass er bereits positive Rückmeldungen von anderen Stellen bekommen hat. Das Potential sehe man zum Beispiel bei den Stadtwerken Augsburg, sagte Michael Finsinger und erwähnte auch Europapolitiker, die sich sein Konzept als Modell für andere Ballungsräume vorstellen können.

    Wer sich selbst ein Bild von Michael Finsingers Konzept machen oder seine Initiative für einen besseren ÖPNV unterstützen will, kann das unter www.verkehr4x0.de tun.

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