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Meitingen: Zittern in Meitingen: SGL kündigt Abbau von 500 Jobs an - das sagt der Betriebsrat

Meitingen

Zittern in Meitingen: SGL kündigt Abbau von 500 Jobs an - das sagt der Betriebsrat

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    Der SGL-Standort in Meitingen hat das Gesicht des Ortes geprägt.
    Der SGL-Standort in Meitingen hat das Gesicht des Ortes geprägt. Foto: Marcus Merk

    Schlechte Nachrichten für Meitingen: Beim wichtigsten Arbeitgeber der Region zeichnet sich ein Stellenabbau ab. Zur Stunde ist noch unklar, in welchem Ausmaß der SGL-Standort-Meitingen davon betroffen ist. Er ist der größte von insgesamt fünf Standorten in Deutschland. Deshalb geht Betriebsratsvorsitzender Markus Stettberger davon aus, dass der Standort "stark betroffen" sein werde. Konkrete Zahlen gebe noch nicht.

    Aber: Der Vorstand der SGL Carbon SE hat am Freitag entschieden, ein Restrukturierungsprogramm umzusetzen, mit dem das Unternehmen Einsparungen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2023 (gegenüber dem Basisjahr 2019) avisiert. Diese Einsparungen setzen sich zusammen aus einem geplanten sozialverträglichen Personalabbau von mehr als 500 Mitarbeitern und umfangreichen Sachkosteneinsparungen vor allem in den Bereichen Reisekosten, Beraterkosten sowie externe Dienstleistungen. Zur Umsetzung dieses Restrukturierungsprogramms werden insgesamt Kosten in Höhe von etwa 40 Millionen Euro erwartet. Das teilte das Unternehmen mit.

    SGL Carbon plant Stelleanabbau

    In Stettbergers Augen ist der Zeitpunkt äußerst ungünstig. "Das war ein Schock." Die Coronakrise erschwere die Kommunikation mit den Beschäftigten, der Arbeitsmarkt sei lange nicht mehr so gut. Im Laufe des Dienstag will der Betriebsrat die Belegschaft in virtuellen Versammlungen informieren.

    Stettberger befürchtet, dass sich ein Personalabbau nicht vermeiden lässt. Ziel des Betriebsrates sei es aber, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Deshalb habe man der Unternehmensführung bereits eine Reihe alternativer Sparvorschläge gemacht. Darüber werde in den nächsten Tagen weiter verhandelt. Dabei dränge die Zeit, weil das Unternehmen offensichtlich Geld brauche.

    Geschäfte im Autombobilsektor laufen schlecht

    In einer offiziellen Mitteilung begründete SGL den Stellenabbau mit der wirtschaftlichen Lage. Laut Unternehmen zeichnen sich signifikante Abweichungen vor allem in den Marktsegmenten Automobil, Luftfahrt und Windenergie im Geschäftsbereich Composites – Fibers & Materials (CFM) ab. Die Entwicklung bei Automobil und Luftfahrt wird auch pandemiebedingt niedriger als im letzten Fünf-Jahresplan erwartet. Dagegen wächst das Geschäft mit der Windenergie deutlich stärker als erwartet.

    Insgesamt rechnet SGL mit einem Konzernergebnis von minus 130 bis 150 Millionen Euro. Im Vorjahr lag der Verlust bei 90 Millionen Euro.

    Rund 1000 Mitarbeiter bei SGL Carbon in Meitingen

    Bei SGL in Meitingen arbeiten rund 1000 Mitarbeiter direkt, hinzu kommen weitere 500 in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Bremsenhersteller Brembo. Verkauft hat die SGL die so genannte Nippel-Herstellung für die Stahlindustrie. Sie war einst das Herz der Niederlassung in Meitingen und wurde vom japanischen Marktführer Showa Denko übernommen.

    Mitarbeiter von Showa Denko in Meitingen protestierten, als die SChließung des Standorts bekannt gegeben wurde.
    Mitarbeiter von Showa Denko in Meitingen protestierten, als die SChließung des Standorts bekannt gegeben wurde.

    Nach zunächst guten Jahren verkündeten die Japaner im Februar das Aus für die Produktion in Meitingen, 140 Mitarbeiter sollten ihre Stellen verlieren. Der Firmensitz wurde bereits vom Meitinger SGL-Gelände in den Gersthofer Glasturm verlegt. Auch angesichts dieser Vorgeschichte nennt Stettberger die Entwicklung "doppelt bitter". Er ist seit zehn Jahren Betriebsratsvorsitzender und hat seitdem bereits zwei "Restrukturierungen" mitgemacht.

    Überrascht wurde von der Entwicklung auch die Gewerkschaft IG Metall. Man sei mit dem Betriebsrat in Kontakt und warte zunächst einmal genauere Informationen ab, so Gewerkschaftssekretär Steffen Pampollas. Auch er rechnet damit, dass erst im Laufe der Woche Klarheit herrscht. "Dann können wir entscheiden, was wir machen."

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