Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Meitingen: Warum Klima-Aktivisten Fabian Mehring ein Hochbeet schenken

Meitingen

Warum Klima-Aktivisten Fabian Mehring ein Hochbeet schenken

    • |
    Klima-Aktivisten von "Wald statt Stahl" stellten ein bepflanztes Hochbeet vor das Büro des Landtagsabgeordneten Fabian Mehring in Meitingen.
    Klima-Aktivisten von "Wald statt Stahl" stellten ein bepflanztes Hochbeet vor das Büro des Landtagsabgeordneten Fabian Mehring in Meitingen. Foto: Wald Statt Stahl

    Erneut haben Aktivisten in Meitingen gegen die geplanten Rodungen im Lohwald protestiert. Ziel der Aktionen war diesmal auch der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Fabian Mehring. Er bekam am Mittwochmorgen ein mit kleinen Bäumchen und Blumen bepflanztes Hochbeet vor sein Büro gestellt. Zudem erneuerten die Aktivisten die von der Gemeinde bereits entfernten Banner im Schlosspark.

    Anlass der Aktion war nach Auskunft von Ingo Blechschmidt Mehrings Aussage gegenüber unserer Zeitung, dass er es für glaubwürdiger halte, wenn die Aktivisten aus Sorge um die Umwelt Bäume pflanzen, statt nachts Plakate aufzuhängen und mit zivilem Ungehorsam zu drohen. Diesen Vorwurf wollen die Mitglieder des lokalen Aktionsbündnisses "Wald statt Stahl" so nicht stehen lassen. "CSU und FW lenken oft durch Fingerzeig auf Privatpersonen von der eigenen Verantwortung ab", sagt die Aktivistin Gwendolyn Rautenberg.

    Die 19-Jährige kommtursprünglich aus Brandenburg an der Havel und arbeitet bundesweit in diversenFridays for Future-Arbeitsgruppen mit. Dabei lernte sie vor einem Jahr auch das Augsburger Klimacamp kennen und freundete sich mit einem Aktivisten an. Seitdem verbringt Rautenberg die Hälfte ihrer Zeit in Augsburg und unterstützt von dort auch die Aktionen von "Wald statt Stahl".

    Protest gegen Rodungspläne in Meitingen: Abgeordneter Mehring bekommt ein Beet

    "Wir hoffen sehr, dass sich Mehring über unseren Platzpark als grüne Oase freuen wird!", kommentierte Rautenberg die neue Aktion. Leider würden die Bäumchen viele Jahre Pflege benötigen, bis sie CO2 binden, Schatten spenden, Lärm schlucken, Luft filtern, die Umgebung abkühlen und Insekten ein Zuhause bieten können. "Genauso verhält es sich bei den für den Bannwald geplanten Ersatzpflanzungen, denn diese benötigen etwa 80 bis 100 Jahre, bis sie insgesamt dieselben Funktionen erfüllen wie der bestehende Wald", betont die Aktivistin. Bäume würden CO2 vor allem erst im Alter binden.

    Klima-Aktivisten hängten ein neues Banner im Schlosspark auf. "Ein zweiter Hambacher Forst vor der Haustür? Lohwald bleibt!" steht auf dem weißen Laken.
    Klima-Aktivisten hängten ein neues Banner im Schlosspark auf. "Ein zweiter Hambacher Forst vor der Haustür? Lohwald bleibt!" steht auf dem weißen Laken. Foto: Wald Statt Stahl

    Fabian Mehring hatte in der Tat große Freude an der Aktion. "Ich freue mich, dass ein Protest auch kreativ sein kann", sagte er auf Nachfrage unserer Zeitung. Ihm seien grundsätzlich Leute, die sich engagieren, lieber als eine "träge Masse". Nun aber müsse sich zeigen, wie ernst es dem Bündnis sei. "Wenn einem der Umweltschutz so wichtig ist, sollte man auch das Gesprächsangebot der Entscheider wahrnehmen und dürfe nicht kneifen. "Ich habe ihnen daher erneut mitgeteilt, dass sie sich gerne in meinem Büro aufsuchen können", sagt Mehring und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Sie dürfen auch gerne über die Treppe kommen und müssen nicht durchs Fenster klettern."

    Abgehängte Banner im Meitinger Schlosspark zum dritten Mal ersetzt

    Geklettert waren die Aktivisten bei ihrer Hochbeet-Aktion aber dennoch. Sie ersetzten nun zum dritten Mal die zuvor abgehängten Banner im Schlosspark durch ein neues mit der Aufschrift "Ein zweiter Hambacher Forst vor der Haustür? Lohwald bleibt!". Begonnen hatten die Proteste vor knapp einer Woche. Freitagmorgen um 5 Uhr hängten die Aktivisten die ersten Banner auf, die jedoch kurz darauf wieder entfernt wurden.

    Auf ein Ping-Pong-Spiel mit der Gemeinde will sich das Bündnis aber nicht einlassen. Sollten die Banner regelmäßig binnen kürzester Zeit entfernt werden, überlegen sie sich andere Aktionen. "Uns wäre vor allem wichtig, unsere Solidarität mit den Arbeitern der Lech-Stahlwerke auszudrücken", sagt Ingo Blechschmidt. Ziel ihrer Aktionen sei nicht die Schließung der Werke, sondern der Schutz des Bannwalds, betont das Bündnis.

    Bewohner der Zollsiedlung Biberbach sammeln Unterschriften

    Dafür setzen sich auch die Bewohner der Biberbacher Zollsiedlung ein. Mit einem offenen Brief und einer Unterschriftenliste hat sich die Dorfgemeinschaft an Landrat Martin Sailer gewandt. "Wir sind keine Bürger zweiter Klasse", steht in großen Buchstaben als Überschrift in dem Schreiben. Vom Einschichtbetrieb, der von der Lärm- Staub- und Geruchsentwicklung her noch erträglich war, sei die Kapazität der Lech-Stahlwerke ständig erweitert worden.

    Von anfangs 300.000 Tonnen Rohstahl auf heute 1,1 Millionen Tonnen, heißt es in dem Brief. Dies würde fast eine Vervierfachung der Ausgangsproduktion und damit auch der Belastung bedeuten. Schon jetzt sei es im Sommer unmöglich, mit offenen Fenstern zu schlafen. "Nun soll die Produktion wieder um fast 30 Prozent gesteigert und wir noch mehr belastet werden?", fragen die Bürger und betonen: "Es reicht Herr Landrat. Wir erwarten von ihrer Behörde, diesem Treiben endlich Einhalt zu gebieten."

    Stahl wird auch für den Bau von Windkraftanlagen benötigt

    Die Lech-Stahlwerke hatten zuvor schriftlich auf Anfrage unserer Zeitung zu den Protesten Stellung bezogen und betont, dass sich an den Erweiterungsplänen nichts ändere. Jeder Mensch solle sich zudem ernsthaft die Frage stellen, wo er überall Stahl nutzt und wie wichtig es ihm sei, dass dieser so umweltschonend wie möglich mit strengen Umweltauflagen in Deutschland statt irgendwo in der Welt unter wesentlich höheren Emissionen produziert werde. Stahl sei wichtig für den Bau von Wohnungen, für die Produktion von Autos, Fahrrädern, Eisenbahn und auch für Windkraftanlagen, die als Symbol für die Energiewende stünden.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden