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Meitingen: Umweltschützer wollen weiter gegen Waldrodung der Lechstahlwerke kämpfen

Meitingen

Umweltschützer wollen weiter gegen Waldrodung der Lechstahlwerke kämpfen

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    Die Lechstahlwerke wollen einen Teil des Bannwalds um ihr Stahlwerk bei Meitingen roden.
    Die Lechstahlwerke wollen einen Teil des Bannwalds um ihr Stahlwerk bei Meitingen roden. Foto: Marcus Merk

    In Meitingen könnte es bald buchstäblich dicke Luft geben. Das glaubt zumindest Thomas Frey vom Bund Naturschutz Schwaben. Der Grund: Der Petitionsausschuss des Landtags will eine Rodung des Bannwalds um die Lechstahlwerke nicht verhindern. Die Entscheidung liegt nun beim Meitinger Marktgemeinderat, wo sich, abgesehen von den Grünen, alle Fraktionen bereits für die Rodung ausgesprochen haben. "Dieser Bannwald soll Feinstaub, Schlacke und Abgase aus dem Stahlwerk aus der Luft filtern", sagt Frey. Zwar soll ein Ausgleichswald gepflanzt werden, der sei aber unzureichend.

    BUND: Bis der Bannwald ersetzt werden kann, könnte es 100 Jahre dauern

    "Bis dieser auch nur annähernd die Schutzwirkung des alten Bannwaldes erreicht hat, wird es 80 bis 100 Jahre dauern", schätzt Frey. Der Ausgleich sei zwar wahrscheinlich gesetzeskonform, aber ersetze den Emissionsschutz nicht. Und der sei bitter nötig. "Die Feinstaubbelastung an den Lechstahlwerken entspricht einer stark befahrenen Kreuzung", betont Frey. Zudem handle es sich beim bestehenden Bannwald um einen Wald mit vielen verschiedenen Baumarten, der in Deutschland immer seltener wird. "Die Ausschussmitglieder haben es sich dort zu einfach gemacht", findet Frey.

    Auf dieser Fläche im Lohwald möchten die Lechstahlwerke in Meitingen ihren Betrieb ausweiten. Im Vordergrund der Schlackeberg.
    Auf dieser Fläche im Lohwald möchten die Lechstahlwerke in Meitingen ihren Betrieb ausweiten. Im Vordergrund der Schlackeberg. Foto: Marcus Merk

    Auch das Argument der Lechstahlwerke, dass eine Rodung eine Erweiterung des Stahlwerks ermögliche und so Arbeitsplätze schaffe, will er nicht gelten lassen: "Es besteht kein Anlass, diese Produktionsschritte unbedingt direkt angrenzend an das Stahlwerk in Meitingen zu situieren", glaubt Frey. Zudem werde diese Arbeit bereits an anderen Standorten erledigt, so dass Arbeitsplätze von dort nach Meitingen verlagert würden. Auch eine Anlage zur Aufbereitung von bei der Produktion anfallenden Chemieabfällen sei geplant. Diese begrüßt der BUND, kritisiert aber, dass diese nur einen Bruchteil der gerodeten Fläche einnehmen soll.

    Auch Nachbargemeinden haben ein Problem mit der Entscheidung des Landtags

    Auch Maria Brettschneider von der Aktionsgemeinschaft zum Erhalt der Lebensqualität im Raum Meitingen (AGL) ist mit der Entscheidung nicht einverstanden: "Ich bin wirklich enttäuscht, wie Arbeitsplätze und Umweltschutz hier gegeneinander ausgespielt werden", sagt sie. Sie geht davon aus, dass die Arbeitsplätze, die durch die Werkerweiterung entstehen, anderswo abgebaut werden. Viel Hoffnung die Rodung aufzuhalten hat sie nicht: "Aber wir werden trotzdem weiterkämpfen", sagt sie. Besonders wichtig dabei, sei der Klimaschutz. Stahlproduktion ist CO2-intensiv. Bäume hingegen ziehen das Treibhausgas aus der Luft und wandeln es in Sauerstoff um. "Bis der Ersatzwald nachgewachsen ist, braucht es Jahrhunderte, aber der Klimawandel ist jetzt", warnt Brettschneider.

    Hier sollen die Ausgleichspflanzungen für den Bannwald gepflanzt werden.
    Hier sollen die Ausgleichspflanzungen für den Bannwald gepflanzt werden. Foto: Lechstahl

    Auch Markus Eckstein von der Bürgerinitiative Lech-Schmuttertal ist ihrer Meinung. Er war der Ausschusssitzung als Experte zugeschaltet: "Es handelt sich hier nicht um eine Erweiterung des Werks, sondern um eine zusätzliche Betriebsstelle", findet Eckstein. Zudem fehle es an einigen der nötigen Gutachten. Dass es mit der Entscheidung des Ausschusses eine generelle Zusage zum Schutz bayerischer Wälder nun nicht gebe sei bedauerlich, so Eckstein. "Doch am Widerstand der Bürger gegen nicht notwendiges Fällen gesunder Bäume in einem vom Gesetz geschützten Bannwald ändert das nichts", betont der Aktivist.

    Meitingen: Das antwortet Lechstahl auf die Kritik

    Lechstahl ist zufrieden mit den Ergebnissen des Petitionsausschusses: "Dort hat man keine Fehler im Verfahren festgestellt", schreibt Bastian Mangliers aus der PR-Abteilung. Man nehme die Besorgnisse des Gemeinderats, der Behörden und der Öffentlichkeit sehr ernst und habe versucht, sie in der Planung zu berücksichtigen: "Zum Teil wurden auch sehr weitgehende Kompromisse – bis an die unternehmerische Schmerzgrenze – eingegangen, um ein ausgewogenes Konzept zu ermöglichen". Man sehe in der Beschlussfassung einen ausgewogenen Kompromiss aus Ökologie und Ökonomie.

    Vorwürfe, dass die Arbeitsplätze, die in Meitingen geschaffen würden, anderswo abgebaut würden weist Mangliers zurück. Der Bau könne zur Schaffung von 350 Arbeitsplätzen führen, die im Laufe von 14 bis 20 Jahren in Meitingen entstehen sollen. "Eine Verlagerung von Arbeitsplätzen ist anders als häufig behauptet wird, nicht vorgesehen", betont Mangliers.

    Auch der Langweider Bürgermeister Jürgen Gilg ist mit der Entscheidung des Petitionsausschusses nicht einverstanden. "Ich finde es sehr bedauerlich, dass der Ausschuss sich kein Bild vor Ort gemacht hat", findet er. "Wir in Langweid sind klar gegen die Erweiterung", betont Gilg. Der Bannwald sei bei der Erweiterung der B2 unantastbar gewesen und werde jetzt zum großen Teil abgeholzt. Man werde die Entscheidung der Meitinger respektieren. Allerdings wolle die Gemeinde Langweid diese "juristisch prüfen lassen".

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