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Meitingen: Schmiergeld für Ex-Manager bei Lechstahl: Unternehmer packt aus

Meitingen

Schmiergeld für Ex-Manager bei Lechstahl: Unternehmer packt aus

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    Jahrelang hat ein Unternehmer aus dem Kreis Ansbach Schmiergeld an einen Ex-Lechstahl-Manager gezahlt.
    Jahrelang hat ein Unternehmer aus dem Kreis Ansbach Schmiergeld an einen Ex-Lechstahl-Manager gezahlt. Foto: Mathias Becker (Archivfoto)

    Immer tiefer werden die Einblicke in das korrupte System bei den Meitinger Lechstahlwerken (LSW) in früheren Zeiten. Nun ist ein weiterer Mann verurteilt worden, der Schmiergeld an einen Ex-Lechstahl-Manager bezahlt hat. Nur so hätte sein Transportunternehmen weiter Aufträge bekommen, beteuert der Angeklagte. Bei der Verhandlung am Dienstag vor dem Amtsgericht kommt ans Licht: Bestechungsgelder wurden bei Lechstahl schon weitaus länger bezahlt als bislang bekannt war. Und es werden immer weitere Details bekannt.

    Nun vor Gericht verantworten musste sich ein 74-jähriger Geschäftsmann aus dem Landkreis Ansbach. Er ist einer von mehreren, die Schmiergeld an einen inzwischen gestorbenen Ex-Lechstahl-Chef gezahlt haben. Bislang verurteilt ist einer von ihnen, der seit 2017 bestochen hatte. Der Geschäftsmann aus dem Kreis Ansbach hingegen, berichtet, dass er bereits seit 2013 Monat für Monat für neue Aufträge zahlen musste. Er sieht sich selbst als Opfer des korrupten Systems. Als Strippenzieher der Geschäfte gilt ein im vergangenen Jahr gestorbene Ex-Manager von Lechstahl. Sein Name fiel auch in anderen Verfahren rund um die Korruptionsaffäre immer wieder.

    Prozess gegen Ex-Manager bei Lechstahl dauert noch an

    Wie berichtet hatte der Mann in seinen Tagebüchern niedergeschrieben, wie und von wem bestochen wurde. Diese Bücher gelten als entscheidende Grundlage in der Korruptionsaffäre. Nach aufwendigen Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft sind mittlerweile zwei Männer verurteilt, die Bestechungsgeld gezahlt haben. Weitere könnten folgen. Eingesteckt haben sollen sich das Schmiergeld neben dem gestorbenen Manager auch ein weiterer Mann aus der ehemaligen LSW-Führungsriege. Der sitzt seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft, weil er mehr als 800.000 Euro eingesteckt haben soll. Ein Urteil gegen ihn und zwei andere Beteiligte wird im Juni vor dem Landgericht erwartet.

    Der nun verurteilte Geschäftsmann aus dem Kreis Ansbach gestand, monatlich 2500 Euro an Bestechungslohn an den mittlerweile gestorbenen Manager der LSW gezahlt zu haben. Dieses Geld sei zunächst über Konten in Ungarn und Liechtenstein und später an den Mann bei Lechstahl geflossen. Damit das nicht auffliegt, wurden fiktive Rechnungen gestellt, für die es keine Gegenleistung gab. "Das waren alles Luftnummern", sagt der Angeklagte vor Gericht. Aus Angst vor dem Finanzamt übergab der Angeklagte das Schmiergeld später bar in Briefumschlägen. Insgesamt weit über 100.000 Euro wurden so bezahlt.

    Wie wurden die Schmiergelder an Teile der Ex-Lechstahl-Chefs gezahlt?

    Sein Transportunternehmen ist im Auftrag der LSW in Meitingen bereits seit etwa 20 Jahren tätig. Damit das auch so bleibt, sollte geschmiert werden. "Dass das nicht hasenrein ist, war mir von Anfang an klar", sagte der 74-Jährige vor Gericht. Doch sein Unternehmen mit rund 150 Mitarbeitern sei von den LSW abhängig. Um die Aufträge ausführen zu können, habe der Unternehmer Baumaschinen für mehrere Millionen Euro anschaffen müssen, die finanziert werden müssen. "Ich musste zahlen, sonst hätte ich mir gleich einen Strick nehmen können", sagte der Angeklagte.

    Urteil: Haftstrafe auf Bewährung und 30.000 Euro Geldstrafe

    Aus Sicht der Verteidiger Alfred Meyerhuber und Johannes Kalb war deshalb klar, dass der Angeklagte in Wirklichkeit selbst Opfer und nicht Täter sei. Schließlich sei er erpresst worden. Hätte er nicht bezahlt, wäre sein Unternehmen bankrott und etliche Arbeitnehmer ohne Job gewesen, so die Argumentation der Verteidigung. Staatsanwältin Nazanin Mozaffari sah das anders. Zwar müsse berücksichtigt werden, dass der Angeklagte von Anfang an geständig und sehr kooperativ war. Allerdings sei dem Angeklagten klar gewesen, dass sein Handeln strafbar ist. Dass der 74-Jährige zu verurteilen ist, war daher auch für Richter Markus Eberhard keine Frage. Anders als seine Verteidiger die Situation darstellten, sei der Angeklagte nicht gezwungen gewesen, das Schmiergeld zu bezahlen. Schließlich sei nicht nur sein Unternehmen von der LSW abhängig, sondern auch umgekehrt. Verurteilt wurde der 74-Jährige schließlich zu einer Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren Haft. Außerdem hat er ein Geldstrafe von 30.000 Euro zu bezahlen.

    Korruptionsaffäre bei Lechstahl: Was bislang bekannt ist

    • Schmiergeld für Aufträge Im Kern der Affäre geht es um Bestechungsgelder. Teile der ehemaligen Führungsriege bei Lechstahl sollen Geld dafür kassiert haben, dass sie bei der Vergabe von Aufträgen bestimmte Unternehmen bevorzugen. Als Strippenzieher gilt bislang ein bereits gestorbener Ex-Manager der LSW. Ein anderer sitzt in Untersuchungshaft. Er soll mehr als 800.000 Euro eingesteckt haben.
    • Urteile Bislang verurteilt sind zwei Geschäftsmänner, die im Auftrag von Lechstahl tätig waren. Sie gaben zu, Schmiergeld bezahlt zu haben. Weil ihre Unternehmen von den Aufträgen der LSW abhängig sind, sahen sie sich dazu gezwungen. Beide wurden vor dem Augsburger Amtsgericht zu Bewährungs- und Geldstrafen verurteilt.
    • Wie geht es weiter? Noch nicht verurteilt sind diejenigen, die das Schmiergeld eingesteckt haben sollen. Einer von ihnen ist bereits gestorben, das Verfahren gegen den anderen läuft. Ein Urteil vor dem Landgericht wird im Juni erwartet.
    • Wer steht noch vor Gericht? In dem komplexen Verfahren vor dem Landgericht sind neben dem Ex-Manager noch ein Steuerberater und ein weiterer Auftragnehmer von Lechstahl angeklagt. Neben den Bestechungsvorwürfen geht es dabei auch um Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.

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