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Meitingen: Ohne betriebsbedingte Kündigungen: SGL baut fast 160 Stellen ab

Meitingen

Ohne betriebsbedingte Kündigungen: SGL baut fast 160 Stellen ab

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    Vor der Gemeindehalle protestierten Beschäftigte gegen den Stellenabbau bei SGL Carbon.
    Vor der Gemeindehalle protestierten Beschäftigte gegen den Stellenabbau bei SGL Carbon. Foto: Andreas Lode

    Beim geplanten Stellenabbau in Meitingen will Kohlefaser-Spezialist SGL bis auf Weiteres auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Das ist ein Ergebnis der bisherigen Verhandlungen zwischen Arbeitnehmervertretern und Management, wie Betriebsratsvorsitzender Markus Stettberger auf Anfrage unserer Redaktion sagte.

    Die Arbeitnehmer-Vertreter der Standorte in Bonn und Meitingen hätten mit der Konzernspitze eine Lösung ausgehandelt, "die aus unserer Sicht im Rahmen der Möglichkeiten erträglich ist", wie Stettberger am Mittwoch sagte. Ganz wichtig sei gewesen, dass die Arbeitnehmervertreter beider Standorte an einem Strang gezogen hätten. Für Meitingen bedeutet das: In den nächsten Wochen werden Freiwillige gesucht, die das Unternehmen verlassen wollen oder sich innerhalb der Firma verändern. Sozial abgefedert werden soll das beispielsweise durch Altersteilzeitregelungen und Abfindungen.

    Bei der SGL in Meitingen gibt es jetzt schwierige Gespräche

    Im Februar oder März soll laut Stettberger Bilanz gezogen werden, ob der eingeschlagene Weg funktioniert. Das bedeutet - und das ist dem Betriebsratschef wichtig -, dass es bis Ende März keine betriebsbedingten Kündigungen gibt, das Unternehmen also niemanden entlässt, weil es für ihn keine Arbeit mehr hat. Stettberger erwartet dennoch in den kommenden Wochen schwierige Gespräche, wenn nach Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter und Bereiche gesucht werden muss.

    Bild von einem vorangegangenen Krisentreffen: Mit SGL-Werksleiter
Markus Partik (rechts) und dem SGL-Betriebsratsvorsitzenden Markus Stettberger (links) hatte der Landtagsabgeordnete Fabian Mehring im Sommer  über die Entwicklung bei Showa Denko gesprochen.
    Bild von einem vorangegangenen Krisentreffen: Mit SGL-Werksleiter Markus Partik (rechts) und dem SGL-Betriebsratsvorsitzenden Markus Stettberger (links) hatte der Landtagsabgeordnete Fabian Mehring im Sommer über die Entwicklung bei Showa Denko gesprochen. Foto: Freie Wähler

    Ende Oktober hatte die Wiesbadener SGL angekündigt, weltweit 500 Stellen zu streichen, um Kosten zu drücken. Im größten Unternehmensstandort in Meitingen sollen 159 Jobs gestrichen werden. Dagegen wollten sich Beschäftigte und Gewerkschaft zur Wehr setzen.

    Das ist das Unternehmen SGL Carbon

    Das Unternehmen besitzt laut Wikipedia 29 Produktionsstandorte in Europa, Nordamerika und Asien sowie Niederlassungen in mehr als 100 Ländern. In Deutschland ist das Unternehmen – neben der Hauptverwaltung in Wiesbaden – mit fünf Produktionswerken vertreten, die sich in Meitingen, in Bonn, in Wackersdorf, in Limburg sowie in Willich befinden.

    Der Umsatz lag 2019 bei rund 1,.07 Milliarden Euro. Die Zahl der Mitarbeiter wird mit 5127 angegeben. (AZ) Quelle: Wikipedia

    Betroffen sind, wie SGL-Standortleiter Markus Partik jetzt bei einem Besuch des FW-Landtagsabgeordneten Fabian Mehring erläuterte, insbesondere ehemalige Service-Leistungen für das vor der Schließung stehende japanische Unternehmen Showa Denko sowie weitere Stellen im Bereich von Forschung und Entwicklung.

    In diesem Zusammenhang begrüßte Mehring die Ankündigung der SGL-Führung, bis auf Weiteres auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten und auf einen sozialverträglichen Abbau im Rahmen einvernehmlicher Lösungen zu setzen. Das solle Mitarbeitern auch einen Stellenwechsel mit Abfindung ermöglichen. Mehring: „Bei aller Enttäuschung ist das ein begrüßenswertes Signal, mit dem die SGL-Führung zeigt, dass sie auch in schwierigen Zeiten zu ihrer sozialen Verantwortung steht.“ Mit mehr als 1000 Beschäftigten sei das Unternehmen ein "industrielles Herzstück unserer Heimat, das seit Jahrzehnten maßgeblich zu Wohlstand und Beschäftigung in der Region beiträgt".

    Wirtschaftsminister Aiwanger soll zu SGL kommen

    Das soll trotz der derzeitigen Situation auch so bleiben. So berichtete Partik über Investitionen in den Standort und sprach von erfreulichen Entwicklungen im Bereich der Brennstoffzellen-Komponentenfertigung. Der Politiker Mehring sieht deshalb "Licht am Ende des Tunnels". Mittelfristig werde die SGL fit für einen grundsätzlichen Aufschwung, glaubt Mehring.

    Markus Partik, Standortleiter der SGL in Meitingen.  
    Markus Partik, Standortleiter der SGL in Meitingen.   Foto: SGL

    In diesem Zusammenhang kamen die Gesprächspartner laut einer Pressemitteilung auch überein, den coronabedingt vertagten Besuch von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) nachzuholen, sobald die Pandemie dies zulässt. "Dann können wir womöglich bereits unsere neue Fertigungsanlage für die Brennstoffzelle präsentieren", zeigt sich Partik optimistisch.

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