Ende Mai vertagte der Petitionsausschuss des Landtags das "heiße Eisen" ganz schnell. Keine Zeit mehr für eine eingehende Beratung, hieß es damals. Die soll nun am Mittwoch sein. Zwei Petitionen liegen den Parlamentariern vor, es geht um ein Thema: Dürfen die Lech-Stahlwerke (LSW) in Herbertshofen weite Teile des angrenzenden Bannwaldes roden, damit das Stahlwerk wachsen kann?
Im Vorfeld der Sitzung macht der Bund Naturschutz, älteste und größte Umweltschutzorganisation im Freistaat, noch einmal Druck auf die Parlamentarier. Der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe appelliert an die Abgeordneten, die Bannwaldrodung für die Erweiterung des Stahlwerks abzulehnen: "Bannwald ist nicht verhandelbar. Der Bayerische Landtag macht sich unglaubwürdig, wenn er nur zwei Wochen nach dem Beschluss des neuen bayerischen Klimaschutzgesetzes eine Bannwaldrodung billigt."
Erweiterung der Lech-Stahlwerke: Im Bannwald leben geschützte Arten
Der Wald schirme die Nachbargemeinden vor Lärm und Feinstäuben ab, sagt der örtliche BN-Kreisvorsitzende Johannes Enzler. Die Meitinger BN-Vorsitzende Gudrun Schmidbauer ergänzt: "Der Wald ist auch ein wertvoller Biotopwald, der sogar europäisch geschützten Arten einen Lebensraum bietet. Aufgrund seiner vielfältigen Strukturen ist er auch als Erholungswald beliebt."
Mit ihrer gemeinsamen Petition an den Landtag wollen Bund Naturschutz und die Bürgerinitiativen Lech-Schmuttertal sowie AGL die Rodung verhindern. Doch den Parlamentariern liegt noch eine weitere Petition vor. Sie wurde von dem Unternehmen initiiert und trägt die Unterschriften von rund 1400 Menschen. Sie sprechen sich für die Erweiterung des Werkes aus, das zu den größten Arbeitgebern im Landkreis Augsburg zählt.
Lechstahl hat schon mit Ausgleich für Bannwald begonnen
Unternehmenssprecher Markus Kihm verteidigte am Dienstag gegenüber unserer Redaktion das Vorhaben, mit dem die Zukunft des Stahlwerks gesichert werden solle. "Wir haben eine solide Planung gemacht." Auch die Stellungnahmen der zuständigen Behörden signalisierten Zustimmung. Die LSW hätten einen großen Teil der versprochenen Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt, die von Gegnern des Projekts allerdings als unzureichend kritisiert werden.
Mit einer endgültigen Entscheidung ist laut Kihm am Mittwoch nicht zu rechnen. Ganz wesentlich wird das Votum des Meitinger Marktgemeinderates sein. Mit diesem wird aber erst im kommenden Jahr gerechnet. Zudem könnten im Falle einer Genehmigung juristische Auseinandersetzungen folgen. Meitingens Nachbargemeinden haben bereits mit Klagen gedroht.
Im Süden des Werksgeländes sollen zusätzliche Fertigungsanlagen entstehen sowie Lagerflächen, auf denen rund 70.000 Tonnen Reststoffe, die bei der Stahlproduktion anfallen, sortenrein zwischengelagert werden können. Durch solch eine getrennte Lagerung könnten diese Stoffe dann zum Beispiel zu Farbpigmenten oder Dünger verwertet werden, ähnlich wie beim Hausabfall also wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden.
Gut 17 Hektar des Bannwalds sollen weg
Um den nötigen Platz zu schaffen, soll im Lohwald eine Fläche von gut 17 Hektar gerodet werden. Dieses insgesamt etwa 42 Hektar große Waldgebiet liegt südlich des Werksgeländes und schirmt es in Richtung Langweid und Biberbach ab. Es hat den Status eines Bannwalds und unterliegt damit einem besonderen Schutz. Rodungen sind dort nur unter strengen Auflagen für Ersatzaufforstungen zulässig, diese Ausgleichsflächen müssen die Funktion des Bannwalds gleichwertig wiederherstellen.
Um einen Kompromiss zwischen den beiden Extrempositionen voranzubringen, kam vor einem Jahr Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nach Meitingen. Unter anderem solle mehr Wald angepflanzt als gerodet werden, erklärte er nach Gesprächen mit beiden Seiten. Eine Entscheidung blieb jedoch offen.
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