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Meitingen: Korruptionsprozess: Ex-Lechstahl-Manager gesteht teilweise

Meitingen

Korruptionsprozess: Ex-Lechstahl-Manager gesteht teilweise

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    Jahrelang soll ein Ex-Manager von Lechstahl in Meitingen Schmiergeld kassiert haben.
    Jahrelang soll ein Ex-Manager von Lechstahl in Meitingen Schmiergeld kassiert haben. Foto: Matthias Becker (Symbolbild)

    Seit mehr als anderthalb Jahren sitzt er in Untersuchungshaft. Nun äußert sich der ehemalige Manager der Meitinger Lechstahlwerke (LSW) erstmals ausführlich zu den Vorwürfen gegen ihn. Der 55-Jährige gibt zu, viel Geld in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Einiges, was die Staatsanwaltschaft ihm vorwirft, weist er aber zurück. "Wir leben in einer Neidgesellschaft", sagte der Spitzenverdiener vor Gericht. Er müsse nun den "bösen Buben" spielen und für Fehler anderer geradestehen. Der Mann soll Hunderttausende an Schmiergeld kassiert haben. Er ist einer von drei Angeklagten im laufenden Prozess vor dem Augsburger Landgericht.

    Insgesamt geht es in dem Verfahren um mehr als eine Dreiviertelmillion Euro an Bestechungsgeld, eine teure Luxusküche und Steuerhinterziehung. Der Ex-Manager soll dafür bestochen worden sein, dass er bei der Auftragsvergabe bestimmte Subunternehmer bevorzugt. Einer von ihnen ist der zweite Angeklagte in dem Verfahren. Der dritte ist ein Steuerberater, der von diesem Modell gewusst und bei der Vertuschung geholfen haben soll. Ein Urteil in dem Mammutprozess wird erst im Juni erwartet.

    Wer ist der Strippenzieher in der Korruptionsaffäre um Lechstahl in Meitingen?

    In den vergangenen Wochen wurden mehr und mehr Details zu korrupten Geschäften im Umfeld der ehemaligen Lechstahlführung bekannt. Immer wieder fiel dabei der Name eines anderen Mannes aus der Ex-Führungsriege der LSW, der im vergangenen Jahr gestorben ist. Er gilt als Strippenzieher der illegalen Machenschaften. Der gestorbene Manager soll etliche Subunternehmer über Jahre hinweg unter Druck gesetzt haben. Wer kein Schmiergeld zahlt, sollte keine neuen Aufträge von der LSW bekommen. Zwei der Subunternehmer sind bereits verteilt worden, weil sie geschmiert haben.

    Das Geld wurde teils bar übergeben, teils floss es über Konten in Ungarn und Liechtenstein und landete schließlich in der Tasche des gestorbenen Ex-Managers. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Gestorbene sich dieses Geld mit dem nun angeklagten Manager geteilt hat.

    Nun gestand der 55-Jährige, dass er Geld von seinem gestorbenen Kollegen angenommen hatte. Allerdings ging er nicht darauf ein, für welchen Zweck dieses Geld bestimmt war. Der Ex-Manager streitet ab, diejenigen bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt zu haben, die dafür bezahlt hatten. Einer von ihnen ist laut Staatsanwaltschaft der mitangeklagte 45-jährige Geschäftsmann. Er fühlte sich laut eigener Aussage von den beiden Ex-Lechstahl-Chefs bedroht. Nur deshalb habe er gezahlt und den 55-Jährigen schließlich sogar an einem seiner Unternehmen beteiligt.

    Die Hälfte dieser Firma trat er an den 55-jährigen Ex-Manager ab. Aus Angst vor Konsequenzen, beteuert der Geschäftsmann. Durch den Einstieg in das Unternehmen sollen immer wieder Gewinnbeteiligungen an den Ex-Lechstahl-Chef geflossen sein. Zudem soll er sich eine Luxusküche im Wert von knapp 60.000 Euro im Namen des Unternehmens gekauft haben. Von seiner Beteiligung an der Firma des Subunternehmers sollte allerdings niemand erfahren.

    Subunternehmer fühlte sich von Ex-Lechstahl-Manager unter Druck gesetzt

    Wie nun klar wird, gab es dafür mehrere Gründe. Zum einen sollte bei Lechstahl offenbar keiner wissen, dass der Ex-Manager nebenher noch eine gemeinsame Firma mit dem Subunternehmer hat. Erst 2014 wechselte der heute 55-jährige Angeklagte in die Führungsmannschaft der Lech-Stahlwerke. Doch es gab noch einen anderen Grund, weshalb die Beteiligung nicht auffliegen sollte: "Meine Ehe ging nach knapp 30 Jahren in die Brüche", sagte der Angeklagte. "Ich wollte nicht, dass meine Frau weiß, was ich verdiene."

    Eine Trennung sei teuer, so der Ex-Manager. Die stille Teilhaberschaft an dem Unternehmen sei aber völlig legal gewesen. Den Schilderungen des Ex-Managers zu Folge, habe er den Subunternehmer nicht zur Beteiligung gezwungen. Stattdessen hätte man erfolgreich miteinander Geschäfte gemacht.

    Wie während der vergangenen Verhandlungstage klar wurde, kennen sich die beiden Männer auch privat sehr gut. Gemeinsam erholten sich die beiden und andere Freunde in Italien, feierten Silvester im Schwarzwald, jubelten bei einem Fußball-Pokalfinale in Berlin oder sahen sich zusammen Formel-1-Rennen an.

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