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Meitingen: Corona-Virensuche im Abwasser: Wie erfolgreich ist das Meitinger Projekt?

Meitingen

Corona-Virensuche im Abwasser: Wie erfolgreich ist das Meitinger Projekt?

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    Viele Kameras waren auf den Abwassermeister gerichtet. Immer wieder musste er demonstrieren, wie die Untersuchung des Abwassers auf Coronaviren vonstattengeht.
    Viele Kameras waren auf den Abwassermeister gerichtet. Immer wieder musste er demonstrieren, wie die Untersuchung des Abwassers auf Coronaviren vonstattengeht. Foto: Marcus Merk

    Immer wieder musste Abwassermeister Norbert Uhl den Schlauch in den Revisionsschacht hinunter lassen, den Deckel des Probennehmers abschrauben und den Behälter mit der zu untersuchenden Flüssigkeit entnehmen - die Schar von Kameraleuten verschiedener Fernsehsender wollten schließlich genau im Bild festhalten, wie die Probenentnahme des Abwassers vonstattengeht, aus dem anschließend im Labor Coronaviren festgestellt werden können.

    Corona-Test in Meitingen: Anregung zum Projekt kam vom Abwassermeister

    Das Experiment der Marktgemeinde Meitingen, durch Untersuchungen des Abwassers von öffentlichen Gebäuden das Vorkommen des Virus nachzuweisen, hatten sich nach einem Bericht in unserer Zeitung herumgesprochen. Bei zwei von insgesamt 14 Proben hat sich die Maßnahme, für die der Markt rund 10.000 Euro Eigenanteil aufgewendet hat, bewährt: Es wurde Sars-CoV-2-RNA nachgewiesen. Er habe es zunächst nicht geglaubt, dass das funktionieren würde, und musste erst einmal kräftig schlucken, als es den ersten positiven Fall gab, verriet Bürgermeister Dr. Michael Higl. "Etliche andere Kommunen, aber auch Unternehmen haben sich inzwischen gemeldet, ob sie auch ein derartiges Frühwarnsystem installieren sollen."

    Mit diesem Probennehmer wird das Abwasser auf Coronaviren untersucht.
    Mit diesem Probennehmer wird das Abwasser auf Coronaviren untersucht. Foto: Marcus Merk

    Auf Anregung von Abwassermeister Norbert Uhl hatte Bürgermeister Higl den Modellversuch noch vor den Osterferien in die Wege geleitet und sich am Rande einer Corona-Lagebesprechung auch mit Landrat Martin Sailer ausgetauscht. Sofort stieg auch der Landkreis, in dessen Zuständigkeitsbereich die Realschule Meitingen fällt, mit ins Boot. Fortan richtete sich das Augenmerk der Corona-Detektive darauf, ob sich hinter den Mauern von Schulen und Kindergärten das Virus verbirgt. "Dazu wird mit einem Schlauch alle fünf Minuten 50 Milliliter eines Gemischs aus flüssigen und festen Stoffen durch einen Probennehmer entnommen", erklärt Norbert Uhl. 400 Milliliter bilden eine Mischprobe, die dann im Labor untersucht wird.

    "Tatsächlich sind wir nach drei erfolglosen Tests in der Mittelschule fündig geworden", berichtet Higl. Daraufhin wurden rund 80 Prozent der 250 Schülerinnen und Schüler vom Roten Kreuz getestet. Tatsächlich stellte sich bei der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen ein positiver Fall bei einem bisher symptomlosen Schüler heraus, der anschließend per PCR-Test bestätigt wurde. Wenige Tage später wurde in einer Abwasserprobe des Kindergartens ein weiterer positiver Befund festgestellt, der fast parallel dazu vom Gesundheitsamt bestätigt wurde, das bereits gegen die betroffene Gruppe eine Quarantäne verhängt hatte.

    Abwassermeister Norbert Uhl, Bürgermeister Dr. Michael Higl und Landrat Martin Seiler berichteten über den weiteren Verlauf der Fahndung nach Coronaviren im Abwasser.
    Abwassermeister Norbert Uhl, Bürgermeister Dr. Michael Higl und Landrat Martin Seiler berichteten über den weiteren Verlauf der Fahndung nach Coronaviren im Abwasser. Foto: Marcus Merk

    Seniorenheime hätten schon früher sicherer gemacht werden können

    Obwohl es inzwischen eine Testpflicht für den Präsenzunterricht gibt, werden die Untersuchungen auch nach den Ferien fortgesetzt. "Man muss jetzt eruieren, ob die Untersuchungen weiter aussagekräftig sind", meinte Bürgermeister Michael Higl. "Das Testaufkommen wird uns nicht davon befreien, das Infektionsgeschehen weiter zu beobachten", meinte Landrat Martin Sailer. Mit weiteren Abwasseruntersuchungen könne man nun versuchen, Infektionen gar nicht erst entstehen zu lassen. "Vielleicht war es nur Zufall, dass man einige Fälle ausfindig gemacht hat. Das wird die spannende Frage in den nächsten Wochen sein." Da viele Tests falsch seien, könnte man so vor die Welle kommen und müsste der Lage dann nicht hinterherhecheln. "Da mit dieser Methode jedes Gebäude und jedes Grundstück separat beprobt werden kann, hätte man alle Seniorenheime schon im Vorfeld sicherer machen können", so Sailer, "damit hätten wir uns viel ersparen können."

    Sailer und Higl wollen sogar mit dem Freistaat Bayern ins Gespräch treten und ihn als Partner gewinnen, ob man dieses Pilotprojekt nicht für einen begrenzten Zeitraum ausbauen sollte, wenn das Schulgeschehen wieder normal fortgesetzt wird.

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