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Meitingen: Batterieprojekt: SGL in Meitingen bekommt eine Million pro Arbeitsplatz

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Batterieprojekt: SGL in Meitingen bekommt eine Million pro Arbeitsplatz

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    Kamen zur Übergabe des  Förderbescheids an SGL Carbon in Meitingen zusammen  (von links Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, SGL-Finanzvorstand Thomas Dippold, Staatssekretärin Elisabeth Winkelmeier-Becker und Burkhard Straube, Chef des Geschäftsbereichs Graphite Solutions.
    Kamen zur Übergabe des Förderbescheids an SGL Carbon in Meitingen zusammen (von links Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, SGL-Finanzvorstand Thomas Dippold, Staatssekretärin Elisabeth Winkelmeier-Becker und Burkhard Straube, Chef des Geschäftsbereichs Graphite Solutions. Foto: Marcus Merk

    Stunden, bevor die Staatssekretärin aus Berlin und der Minister aus München nach Meitingen kamen, gingen die Beschäftigten auf die Straße. Warnstreik in der Metallindustrie und auch bei SGL kämpfen sie für mehr Geld und sichere Arbeitsplätze. Ein Plakat der Streikenden nimmt Bezug auf das, wofür Meitingens größter Arbeitgeber bekannt ist: "Wir sind wie Carbon". Möglicherweise muss in einigen Jahren ein Plakat für ein neues Produkt hinzukommen, das dem Steuerzahler jetzt schon eine Menge Geld wert ist. Genau genommen eine Million Euro pro Arbeitsplatz.

    SGL in Meitingen erhält bis 2029 fast 43 Millionen Euro Förderung

    Bundesregierung und Freistaat Bayern fördern ein Batterie-Projekt des bayerischen Spezialisten für Graphit und Faserverbundwerkstoffe bis 2029 mit fast 43 Millionen Euro. Dieser Betrag beinhaltet eine gemeinsame Förderung von 24,86 Millionen Euro für Projekte am SGL-Standort in Meitingen, von denen ein knappes Drittel aus Bayern stammt. Die Bundesregierung fördert mit weiteren 18 Millionen Euro eine enge Zusammenarbeit der SGL Carbon-Standorte in Meitingen und Polen zur weiteren Entwicklung der Batteriematerialien.

    Zu einem Warnstreik kam es bei SGL Carbon in Meitingen.
    Zu einem Warnstreik kam es bei SGL Carbon in Meitingen. Foto: Marcus Merk

    Für die SGL war das schon die zweite gute Nachricht in dieser Woche. Anfang dieser Woche war das Unternehmen mit weltweit mehr als 5000 Beschäftigten, dessen größter Standort in Meitingen ist, in den S-Dax aufgenommen worden. "So etwas tut natürlich gut", sagt Markus Stettberger mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen. Stettberger ist Betriebsratsvorsitzender bei der SGL in Meitingen und war in den vergangenen Monaten vor allem mit schlechten Nachrichten konfrontiert.

    Zuerst erwischte es Showa Denko. Die Nippelproduktion für die Stahlerzeugung, einst Herzstück von SGL in Meitingen, war schon vor einigen Jahren an die Japaner verkauft worden. Die zogen vergangenes Jahr einen radikalen Schlussstrich. Die Produktion wurde eingestellt, derzeit läuft der Auszug. Zurück bleiben in Meitingen leere Hallen und Kosten für den Standort. "Das macht uns Sorgen", sagt Stettberger, der aber in einem weiteren Punkt zuversichtlich ist.

    SGL baut in Meitingen Stellen ab

    Denn auch die SGL selbst baut in Meitingen knapp 160 Stellen ab. Allerdings soll das sozialverträglich über ein Freiwilligenprogramm ablaufen und Stettberger ist guten Mutes, "dass wir das schaffen." Die Frist dafür läuft bis Ende März. Die Belegschaft setze zwar große Hoffnungen in die Batterie- und Brennstoffzellenprojekte in Meitingen, doch angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen, zu denen auch die Pandemie beitrage, sei die Stimmung gespalten, so der Betriebsratsvorsitzende gegenüber unserer Redaktion.

    Bei der offiziellen Übergabe des Förderbescheids, bei der am Mittwochnachmittag Politiker und Manager unter sich waren, war davon allerdings nichts zu spüren. Bei der Veranstaltung, die live im Internet übertragen wurde, sagte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW): "Gerade für das Autoland Bayern ist der Aufbau einer eigenen Batteriefertigung enorm wichtig. Denn die Elektromobilität gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wir müssen die hierfür benötigten Batteriezellen möglichst in Bayern produzieren." Meitingen sei hierfür ein hervorragender Standort.

    Die SGL wiederum sieht in der Produktion von Lithium-Ionen-Batteriezellen, wie sie in Elektroautos oder Handys zum Einsatz kommen, große Möglichkeiten für die Zukunft. Mit synthetischem Grafit aus eigener Produktion entwickelt SGL Anoden, die für den jeweiligen Verwendungszweck der Batterie maßgeschneidert sind. Das sei eine entscheidende Komponente für leistungsfähigere Batterien, so SGL-Manager Burkhard Straube. Der Markt dafür stehe vor einer rasanten Entwicklung. SGL wolle kostengünstige und nachhaltige Methoden für die Herstellung entwickeln.

    Gefördert wird das Vorhaben in Meitingen als "Important Project of Common European Interest" (IPCEI). Bund und Länder investieren insgesamt drei Milliarden Euro in den Aufbau der Batteriefertigung in Deutschland. Auf diese Zahlen wies Staatssekretärin Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) hin. Sie sagte: "Dieses Geld soll einen Pusch geben." Insgesamt würden mithilfe der Industrie in Deutschland in den nächsten Jahren 13 Milliarden Euro in die Batterieherstellung investiert, um den Vorsprung asiatischer Länder aufzuholen. "Wir müssen der Entwicklung hinterher laufen."

    Bei SGL in Meitingen arbeiten rund 1000 Menschen

    Mit den 25 Millionen Euro für Meitingen werden 25 Arbeitsplätze geschaffen beziehungsweise gesichert. Derzeit arbeiten am SGL-Standort in Meitingen, zu dem im weiteren Sinne auch das Schwester-Unternehmen Brembo gehört, an die 1500 Menschen. Bei SGL Carbon sind es rund 1000. Allein das Aus für Showa Denko, das vor etwas mehr als einem Jahr verkündet wurde, kostete an die 140 Jobs. Aiwanger sprach diese Entwicklung an: "Hier ist vieles weggebröckelt."

    Für den Wirtschaftsminister sind die 25 Millionen für 25 Jobs deshalb nicht zu viel. "Wir investieren hier in einen Zukunftsmarkt," sagte er vor Medienvertretern und es ist gut möglich, dass den Fördermillionen aus München und Berlin weitere Folgen. Denn auch bei einem groß angelegten Förderprojekt zum Thema Brennstoffzelle ist die SGL mit im Rennen.

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