Das Gardinencenter von Ulrike Lonigro aus Gersthofen hat seit Montag wieder geöffnet. Ulrike Lonigro hat zur Wiedereröffnung ein neues Produkt im Sortiment: Gesichtsmasken. Für die Nachfrage ist gesorgt: „Wir sind gerade ausverkauft. Am Freitag haben wir wieder was“, sagt sie. Und das obwohl ihr Laden täglich 20 bis 30 Masken produziert. Erhältlich sind sie nur auf Vorbestellung und kosten 5 Euro das Stück. Ihre Masken erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie sind kochfest und vorgewaschen. Eine besondere Schwierigkeit ist es, den Stoff zu beschaffen. „Wir nehmen, was wir kriegen können“, sagt sie. Stoff, der sich für Masken eigne, sei kaum zu finden.
Grund für die große Nachfrage nach Masken ist die Maskenpflicht, die ab nächster Woche im Freistaat gilt: In Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln muss sich jeder Bürger ab kommender Woche Mund und Nase bedecken. Notfalls geht auch ein Schal oder ein Halstuch.
Meitinger Apotheker: "Drei Viertel aller zertifizierten Masken sind gefälscht"
Auch Apotheken führen Masken: Darunter die Via Claudia-Apotheke in Meitingen: „Einwegmasken sind gerade ausverkauft, aber wir haben genähte“, sagt Inhaber Oliver Teuber. Die kosten 13,90 Euro das Stück und stammen von einer Augsburger Näherei. Die genähten Masken seien keine medizinischen Produkte, aber er wolle Unternehmen aus der Region unterstützen. „Wir werden von der Nachfrage überrollt“, sagt Teuber. Wenn er eine Lieferung bekomme, sei sie am nächsten Morgen schon ausverkauft. „Jeder will welche, sicher auch wegen der Maskenpflicht“, sagt er. Die Nähereien kämen nicht hinterher. Das führe auch zu unseriösen Angeboten. „Ungefähr drei Viertel der zertifizierten Masken auf dem Markt sind gefälscht. Dann gibt es noch Glücksritter, die Mondpreise verlangen“, sagt er. Er wolle aber seröse und bezahlbare Ware. Zusätzlich sei der Transport teurer geworden: „Früher hatte man Wochen Zeit, um die Ware aus China zu bekommen, jetzt muss das sofort gehen. Häufig müssen die Masken auch bewacht werden, weil schon Transporte überfallen wurden“, sagt Teuber.
In der Industrie haben auch einige Unternehmen umgesattelt: Zum Beispiel die Herrmann Schnierle GmbH in Gersthofen: Eigentlich stellt sie Autositze für Nutzfahrzeuge her. „Wir haben unsere eigene Näherei im Haus und dachten, aus Sicherheitsgründen fertigen wir Behelfsmasken für unsere Mitarbeiter an“, sagt Florian Nusser, Vertriebs- und Marketingleiter in dem Unternehmen. Das sprach sich herum: „Es kamen Anfragen von anderen Privatpersonen, aber auch von Nachbarfirmen – und nun fertigen wir zusätzlich in unserer Näherei Masken für jedermann an.“
Diese Mund-Nasen-Bedeckung, ist nicht zertifiziert, aber waschbar und im Fünferpack erhältlich. Dieses kostet jeweils 35 Euro plus Versand. Inzwischen wurden laut Nusser 3000 dieser Masken produziert, zwei Näherinnen sind inzwischen mit der Herstellung beschäftigt. „Auch der Augsburger Stadtrat hat bei uns bestellt.“ Täglich kann die Firma 500 Masken produzieren. Bestellungen können schon mal 1000 Stück umfassen.
Auch Privatpersonen produzieren Masken
Firmen sind aber nicht die einzige Quelle für Gesichtsbedeckungen: Auch viele Privatpersonen engagieren sich. Das hat auch Nesli Wallesh gemerkt. Sie leitet die Hauswirtschaft im Seniorenheim Schlössle in Stadtbergen. Sie hatte Probleme, ausreichend Mundschutz für ihre Angestellten und Bewohner zu finden: Sie rief mit Unterstützung von Stadträtin Ingrid Strohmayer zur Aktion „Stadtbergen näht“ auf.
Dutzende Freiwillige antworteten auf den Aufruf und es kamen insgesamt 400 Masken zusammen. „Alle Beteiligten sind zum Essen ins Heim eingeladen, wenn das Besuchsverbot vorbei ist“, sagt Wallesh. Die Einsatzbereitschaft habe sie extrem gerührt. Man muss nicht unbedingt eine Initiative ins Leben rufen. Auch Selbernähen oder den Nachbarn um Hilfe bitten, ist eine Option.
Diese Hilfsbereitschaft will selbst das Landratsamt Augsburg nutzen. Landrat Martin Sailer hat sich vorgenommen, jeden Bürger im Landkreis mit einer Mehrwegmaske auszustatten. Im Landratsamt hält man Mund-Nase-Schütze im fünfstelligen Bereich vor, der erstmal Krankenhäuser und Altenheime versorgen soll. Um die rund 250.000 Bürger des Landkreises zu versorgen, reicht das aber nicht. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt das Landratsamt auch auf privates Engagement: „Wir haben schon Meldungen von vielen Leuten bekommen, die uns unterstützen wollen“, freut sich Pressesprecher Jens Reitlinger.
Man wolle die privaten Nähkreise mit Stoff und Nähkits versorgen. Diese sollen Mustermasken, Ausgangsmaterialien und Anleitungen enthalten. Die Verteilung und Organisation soll über die Gemeinden vor Ort laufen. Das Material ist bereits bestellt. Die erste Lieferung Stoff soll Ende dieser Woche kommen. Wer in die Pläne des Landratsamts einbezogen werden will, kann sich bei pressestelle@LRA-a.bayern.de melden.
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