Als im Jahr 2003 an der B2 bei Langweid Bauarbeiten liefen, fand sich ein echtes Schmuckstück im Bauschutt. Es handelt sich um eine mittelalterliche Fibel.
Diese half nicht etwa, wie man heute meinen würde, Schülern beim Lesenlernen. Das, was man damals Fibel nannte, diente dazu, wallende Gewänder zu fixieren. Eine Art altertümliche Sicherheitsnadel also. Die Fibeln waren häufig aufwendig verziert und aus wertvollen Materialien gefertigt. Ebenso die Fibel aus der Nähe von Langweid: Das Stück ist etwa drei Zentimeter groß und besteht aus blauer und gelber Emaille mit einem Rand aus Perlmutt. Abgebildet ist ein Vogel.
Fundstück: Was ist auf der mittelalterlichen Fibel zu sehen?
„Ich habe zuerst gedacht, es ist eine Taube“, erinnert sich Kreisheimatpflegerin Gisela Mahnkopf. Christian Later ist sich sicher, dass es ein Pfau ist: „Man erkennt es an der Federkrone“, erklärt er in einem unveröffentlichten Aufsatz, der unserer Redaktion vorliegt. Die Schlaufe am Bürzel stelle das charakteristische Pfauenrad dar. Im Schnabel hält der Vogel einen stilisierten Zweig.
Weiter unten auf der Fibel ist eine runde Einlage aus rotem Glas zu sehen. Later interpretiert ihn als einen Tropfen des Blutes Christi. „Damit wäre er ein Symbol für die Eucharistie“, erklärt er. Later glaubt, dass der Zweig entweder einen Olivenzweig oder einen Weinstock darstellen soll. Der Weinstock würde auf einen Bezug zur Abendmahlsgeschichte hindeuten: „Vögel wie Tauben oder Pfaue picken oft an Weinstöcken“, erklärt er. Damit wäre der Zweig ein weiterer symbolischer Verweis auf das Blut Christi. Ein Olivenzweig würde auf die Geschichte von Noah verweisen, der während der Sintflut eine Taube losschickt, um nach Land zu suchen. Sie kommt mit einem Ölzweig im Schnabel wieder. Auch ein Pfau könne darauf hindeuten: „Im Mittelalter vermischten sich solche Motive oft“, erläutert Later.
Archäologen: Schon vor Gründung Langweids lebten dort Menschen
Ein Pfau würde im Bezug auf beide Geschichten Sinn ergeben. In „Die vergessene Bildsprache christlicher Kunst“ schreiben die Autoren Heinrich und Margarethe Schmidt Folgendes über den Pfau: „Der Pfau gilt als Symbol für Unsterblichkeit und Erneuerung.“ Schon der Kirchenvater Augustinus habe geglaubt, dass das Fleisch des Vogels nicht verwese. In vorchristlichen Zeiten habe das Tier eine Rolle in der Vergöttlichungszeremonie nach dem Tod der römischen Kaiser gespielt. Der Vergleich mit ähnlichen Stücken lässt Later vermuten, dass die Fibel aus der Zeit zwischen 850 und 950 stammt. Die Siedlung Langweid ist zwar erst im 12. Jahrhundert urkundlich belegt, aber Later ist sich sicher, dass dort zu dieser Zeit Menschen gelebt haben.
Der Lech bildete damals die Grenze zwischen den Herzogtümern Schwaben und Bayern. Die Periode war eine unruhige Zeit für die Region. Die südöstlichen Teile des Reiches mussten sich wiederholt gegen Beutezüge der Ungarn wehren. Mehrfach konnte das Reitervolk bis tief nach Bayern vordringen. Erst Otto I. konnte die Eindringlinge endgültig abwehren, indem er die Schlacht auf dem Lechfeld gewann.
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