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Langweid: Corona hat geholfen: Der Kulturbahnhof in Langweid ist fertig

Langweid

Corona hat geholfen: Der Kulturbahnhof in Langweid ist fertig

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    Dr. Benedikt Gleich ist stolz: Der Kulturbahnhof in Langweid ist fertiggestellt.
    Dr. Benedikt Gleich ist stolz: Der Kulturbahnhof in Langweid ist fertiggestellt. Foto: Marcus Merk

    Nach unendlich viel Arbeit und mutiger Finanzierung ist er schließlich fertig: der Kulturbahnhof in Langweid. Geholfen hat dem gemeinnützigen Mammutprojekt nicht zuletzt der in Corona-Zeiten stark gestiegene Umsatz des Vorhabenträgers buch7. Der Online-Buchhändler profitierte ebenso von den in Pandemiezeiten stark gestiegenen Onlinekäufen wie andere Internetanbieter. Mit dem Unterschied, dass die höheren Gewinne zu drei Vierteln nicht an Aktionäre oder in teure Strukturen, sondern in gemeinnützige Projekte fließen.

    Über 500.000 Euro und zwei Jahre harte Arbeit haben die Renovierungsarbeiten gekostet. Mit der Fertigstellung der sonnengelben Fassade wurden sie nun abgeschlossen. Über 100 Jahre ist der Bahnhof alt und nicht nur der Putz bröckelte am maroden Bau überall. Lange hätte es nicht mehr gedauert, dann wäre jede Hilfe zu spät gekommen für eines der prägendsten Gebäude in Ort.

    Langweid hat den Bahnhof gekauft

    Die Gemeinde hatte den Bahnhof gekauft um eine unerwünschte Nutzung zu verhindern. Als das Team um Benedikt Gleich, dem Gründer von buch7 und Initiator des buch7-Kulturbahnhofs, das Potential des Gebäudes sah, standen Bürgermeister Jürgen Gilg und der Gemeinderat sofort hinter dem Vorhaben und stimmten einem langfristigen Pachtvertrag zu.

    Die Größe des Hauses bot Raum für vieles. Ein gemütliches Bio-Café mit kleiner Buchhandlung. Räumlichkeiten mit Veranstaltungstechnik, die gleichzeitig für Vorträge, Ausstellungen oder Treffen engagierter Gruppen dienen können. Im ersten Stock Platz für buch7 Büros. Schon lange war der Buchhandel den Kinderschuhen und damit auch dem Management aus den Privatwohnungen der Aktiven entwachsen. Die Miete für die Büroräume, die der Buchhändler an die separat gegründete buch7-Kulturbahnhof gemeinnützige GmbH zahlt, unterstützt dessen Betrieb. „Wir wollten ein historisches Gebäude vor dem Abriss bewahren und gleichzeitig einen Treffpunkt und ein Schaufenster für engagierte Menschen schaffen“, so Gleich.

    Mit neuer Fassade: Der Kulturbahnhof in Langweid.
    Mit neuer Fassade: Der Kulturbahnhof in Langweid. Foto: Marcus Merk

    Vor zwei Jahren begann die Sanierung. Zuerst war das gesamte Innenleben des Gemäuers zu erneuern. Lose Kabel und knirschende Böden überall. Bis zum Guss des neuen Terrazzobodens, so wie er im Stil der 1920er Jahre früher einmal in der Wartehalle gelegen hatte, war es ein langer Weg. Die das Gebäude prägenden Rundbögen der drei Eingangsportale auf der Ostseite wurden wieder freigelegt. Ein finanzieller Kraftakt sind die passenden Doppelflügeltüren aus Schreinerhand. Die schönen Rundbögen waren bei einer Renovierung in den 60er Jahren durch kostengünstige, eckige Betonstürze ersetzt worden. Damals wurde für den täglichen Bahnbetrieb Wert auf praktische Lösungen gelegt. Historisches Ambiente war kein Maßstab. Nun wurde im Erdgeschoss das ursprüngliche Ziegelmauerwerk freigelegt und gesäubert, sodass jetzt sogar die Marmorierung der teilweise noch handgeformten Ziegel sichtbar ist.

    Der Kulturbahnhof ist CO2-neutral

    Für das Auge schön altmodisch, in Bezug auf Technik ist der Bahnhof aber nach neuestem Standard saniert. Eine Grundwasser-Wärmepumpe beheizt die Räume umweltfreundlich. In Kombination mit Ökostrom ist der ganze, große Kulturbahnhof CO2-neutral beheizt. In den nächsten Jahren sollen auch die vielen Bahnpendler vom neu belebten Bahnhofsgebäude profitieren. Ein warmer Wartebereich mit einem Angebot von Zeitschriften, Kaffee und Snacks ist geplant. Die schöne Terrasse auf der den Gleisen abgewandten Seite lockte im letzten Sommer bereits viele Besucher an. Nach dem Winter ist geplant, einen Garten mit Insektenhotels anzulegen - mit öffentlichem Kräutergarten und Spielmöglichkeiten für die Kinder. Der Kulturbahnhof als Projekt, das ständig besser wird und sich den Bedürfnissen der Nutzer anpasst, ist das Ziel der sieben Mitarbeiter von buch7, die Verantwortung für den Bahnhof übernommen haben.

    Von wegen triste Wartehalle: So sieht es innen im Kulturbahnhof in Langweid aus.
    Von wegen triste Wartehalle: So sieht es innen im Kulturbahnhof in Langweid aus. Foto: Marcus Merk

    „Weltverbesserer“ nennen sich die Gründer von buch7 mit ein bisschen Selbstironie und breitem Grinsen. Als Studenten gründeten sie den Buchhandel, um zu zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und Gutes zu tun sich nicht widersprechen. Dort, wo das Geld verdient wird, sollen die Steuern auch gezahlt werden, sind sie überzeugt.

    Buch7 hat mehr als 600.000 Euro gespendet

    Über 600.000 Euro zeigt der Spendengeld-Ticker auf der buch7 Homepage aktuell an. Geld, das in Projekte vor der eigenen Haustüre und am anderen Ende der Welt geflossen ist. Kinderhäuser und Behindertenhilfe, Umweltorganisationen, Klinik-Clowns, Integrationsarbeit; die Liste der unterstützten Projekte ist ellenlang und kann online nachgelesen werden.

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