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Langweid: Bahn: Riesiges Werk bei Langweid nimmt Gestalt an

Langweid

Bahn: Riesiges Werk bei Langweid nimmt Gestalt an

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    Bei Langweid entstehen riesige Hallen für die Bahn-Werkstatt von "Go Ahead".
    Bei Langweid entstehen riesige Hallen für die Bahn-Werkstatt von "Go Ahead". Foto: Marcus Merk

    Das Eisenbahn-Werkstatt des Unternehmens TMH in Langweid-Foret nimmt Formen an. Schon in diesem Dezember sollen dort die ersten Züge gewartet werden. Wobei der Begriff "Werkstatt" ein wenig in die Irre führt. Dahinter verbirgt sich ein Komplex aus bald drei zusammenhängenden Hallen, die 180 Meter lang und acht Meter hoch sind: insgesamt 10.500 Quadratmeter an Werkstätten, Sozialräumen und Büros für 70 Mitarbeiter. Das Investitionsvolumen für das Instandhaltungswerk liegt nach Firmenangaben bei rund 45 Millionen Euro.

    Riesige Ausmaße: Das ist eines der  Hallenschiffe, in denen die Züge gewartet werden sollen. Ende kommenden Jahres soll der Betrieb in Langweid voll laufen.
    Riesige Ausmaße: Das ist eines der Hallenschiffe, in denen die Züge gewartet werden sollen. Ende kommenden Jahres soll der Betrieb in Langweid voll laufen. Foto: Christoph Frey

    Wo im Februar noch Spezialisten eine Fliegerbombe entschärfen mussten (wir berichteten), wurde am Freitag bereits Richtfest für den Industriebau gefeiert, der mit Fertigbetonteilen in Windeseile erreichtet wird. Dank des großen Einsatzes regionaler Baufirmen sei man dem eigenen Zeitplan sogar ein Stück voraus, sagte TMH-Deutschland-Chef Klaus Hock. In drei riesigen Hallenschiffen sollen schon Ende des kommenden Jahres bis zu neun Züge gleichzeitig gewartet werden. Eine Halle ist schon sehr weit gediehen, hier sollen bereits im Dezember 2021 die ersten Züge einrollen.

    Bombenfund bei Bauarbeiten in Langweid

    Gewartet werden in Langweid in erster Linie Züge des Bahnunternehmens Go Ahead. Dessen Züge fahren schon Ende des Jahres zwischen München und Lindau, Ende kommenden Jahres lösen sie dann im Raum Augsburg den Fugger-Express ab und werden zum Rückgrat des regionalen Bahnverkehrs. 78 Züge sollen dann regelmäßig in Langweid instand gehalten werden und das sind echte Brocken. Um die 120 Tonnen wiegt so ein Zug, der in der Wartungsanlage mithilfe spezieller Hebebockanalgen auch in die Höhe gelupft werden kann. Im neuen Werk, das Hock als eines der modernsten in Europa bezeichnete, gibt es eine eigene Ebene für Dacharbeitsplätze. Hintergrund: in modernen Elektrozügen verbirgt sich viel Technik auf dem Dach.

    Gablingens Bürgermeisterin Karina Ruf, Bauherrenvertreter Christian Bücker, THM-Deutschland-Chef Klaus Hock und Langweids Bürgermeister Jürgen Gilg (von links).
    Gablingens Bürgermeisterin Karina Ruf, Bauherrenvertreter Christian Bücker, THM-Deutschland-Chef Klaus Hock und Langweids Bürgermeister Jürgen Gilg (von links). Foto: Christoph Frey

    Repariert werden im Auftrag von Go Ahead Züge der Hersteller Siemens und Stadler. Letztere fahren im Allgäu. Der Schweizer Zughersteller hatte ursprünglich massive Bedenken gegen den Einsatz von TMH , weil es ein Tochterunternehmen eines russischen Konzerns ist, den Stadler als Konkurrenten sieht. Nach eigenen Angaben ist die TMH-Gruppe das sechstgrößte Unternehmen für Bahnlösungen weltweit. TMH Deutschland ist erst in diesem Jahr geründet worden und firmiert als Tochter von TMH International. Deren Sitz ist in Zug in der Schweiz.

    Gewartet werden die Züge von Go Ahead

    Die Befürchtung der Eidgenossen war, dass ihre Technik so ausspioniert werden könnte (wir berichteten). Mittlerweile sei aber eine Einigung erzielt, so Go Ahead-Sprecher Winfried Karg.: "Unsere komplette bayerische Flotte wird in Langweid gewartet." Der Augsburger Go Ahead-Niederlassungsleiter Bastian Goßner verwies darauf, dass sein Unternehmen künftig in Bayern zwischen München, Lindau, Ulm und Würzburg zehn Millionen Zugkilometer zurücklegen werde.

    70 neue Arbeitsplätze für Langweid

    An die 70 Menschen sollen im Langweider Instandhaltungswerk arbeiten, derzeit hat TMH in einer Interimswerkstatt in Augsburg rund zwei Dutzend Mitarbeiter unter Vertrag. Nun solle sie Suche nach Beschäftigte ausgeweitet werden, gefragt seien vor allem Elektroniker und Mechatroniker so Hock. Er betonte, dass sein Unternehmen, das weltweit rund 100 Bahndepots betreibt, in Langweid auch offen sei für die Aufträge anderer Bahnunternehmen.

    Gleise und Masten für die Bahnstromleitung sind schon verlegt: Hier sollen Ende des Jahres die ersten Züge an die Wartungshallen heranfahren.
    Gleise und Masten für die Bahnstromleitung sind schon verlegt: Hier sollen Ende des Jahres die ersten Züge an die Wartungshallen heranfahren. Foto: Christoph Frey

    Die Zusammenarbeit mit Go Ahead ist vorerst auf zwölf Jahre angelegt. Falls sie tatsächlich nach dieser Zeit enden sollte, werde das Werk aber weiter bestehen, so Hock. "Wir sind gekommen, um zu bleiben." Das hörte Langweids Bürgermeister Jürgn Gilg gerne. Der Rathauschef radelt oft an der Baustelle vorbei und sieht mit eigenen Augen, wie rasch das Projekt vorankommt. "Jetzt sind wir schon gespannt, wenn Anfang Dezember der erste Zug ankommt."

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