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Langweid/Altenmünster: In Heimen in Langweid und Altenmünster gibt's Eierlikör statt Impfpflicht

Langweid/Altenmünster

In Heimen in Langweid und Altenmünster gibt's Eierlikör statt Impfpflicht

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    In zwei Altenheimen im Landkreis Augsburg gibt es eine Flasche Eierlikör, wenn Mitarbeiter sich gegen Corona impfen lassen.
    In zwei Altenheimen im Landkreis Augsburg gibt es eine Flasche Eierlikör, wenn Mitarbeiter sich gegen Corona impfen lassen. Foto: Robert Günther, dpa-tmn

    Im Lechauenhof in Langweid und dem Haus Zusamaue in Altenmünster setzt man auf einen neuen Weg, damit die Corona-Impfung ihren Mitarbeitern leichter heruntergeht. Ähnlich wie seinerzeit das Zuckerstück bei der Schluckimpfung, soll eine Flasche Eierlikör Impfskeptikern die Immunisierung versüßen. Wer den zweiten Pieks hinter sich gebracht hat, kriegt eine Flasche umsonst. Die Wahl des Getränks kommt nicht von ungefähr: Es spielt eine ganz besondere Rolle in den Heimen dort.

    Für jeden Corona-Test gibt es ein Stamperl Eierlikör für die Bewohner

    Wie viele ältere Menschen, trinken die Heimbewohner den Schnaps unheimlich gerne und stellen ihn sogar teilweise selbst her. Seit die Bewohner regelmäßig auf Corona getestet werden, hat der Eierlikör auch noch eine andere Funktion entwickelt: Vielen Bewohnern ist der Abstrich an der Nasenschleimhaut unangenehm. Um ihre Kooperation zu sichern, werden sie nachher mit einem Stamperl Eierlikör belohnt. Um seine Mitarbeiter zur Impfung zu motivieren weitete Geschäftsführer Kaspar Pfister die Idee aus.

    Er eierte nicht lange herum und verkündete auf Facebook, dass jeder Mitarbeiter, der sich impfen lässt von seinem Einrichtungsleiter eine Flasche feinsten Eierlikörs überreicht bekommen solle. Da hört es aber noch nicht auf: "Wegen einer Flasche Eierlikör wird sich niemand impfen lassen", glaubt auch Pfister. Diese sei nur eine augenzwinkernde Anspielung auf die Belohnung für Corona-Tests. Folglich gibt es noch 1000 Euro Bonus für die Belegschaft wenn 60 Prozent von ihnen immunisiert sind.

    Mit Eierlikör und 1000 Euro wurden ein Drittel der Mitarbeiter überzeugt

    Die Aktion kommt zwar lustig daher, hat aber einen ernsten Hintergrund: Altenpfleger stehen weit vorne in der Impfreihenfolge, aber einige wollen sich nicht impfen lassen. Die Gründe reichen von Verschwörungstheorien, die vor Unfruchtbarkeit und Genmutationen warnen, bis hin zu altruistischen Motiven, berichtet Pfister. "Ein Teil der Mitarbeiter nimmt Rücksicht auf Menschen, die gefährdeter sind, weil es zu wenig Impfstoff gibt."

    Auch Pfister hatte in seinen Einrichtungen mit einer relativ geringen Impfbereitschaft in der Belegschaft zu kämpfen. Das hat sich jetzt aber scheinbar geändert. Laut Pfister haben interne Erhebungen ergeben, dass die Zahl der impfwilligen Angestellten sich von 435 auf 700 erhöht hat, seit er die Belohnungen versprochen hat. Also etwa ein Drittel der 2000 Mitarbeiter in den 30 Heimen der Unternehmensgruppe. Auch 53 Mitarbeiter in Langweid und Altenmünster haben sich schon impfen lassen. Die Quote liegt laut Pfister einrichtungsübergreifend bei etwa 40 Prozent.

    Geht Eierlikör für die Corona-Impfung zu weit?

    Das Echo war aber nicht nur positiv: "Von totaler Zustimmung bis totaler Ablehnung und Beschimpfung", war alles dabei. In den Kommentaren unter seinem Video wird Pfister vorgeworfen, eine Impfpflicht durch die Hintertür einzuführen, oder seine Mitarbeiter zu bestechen. Er weist das von sich: "Wir wollten das Thema nur mit einem Augenzwinkern positiv in die Diskussion bringen und die Impfbereitschaft erhöhen. Nicht mehr und nicht weniger."

    Besser als ein Impfzwang für Altenpfleger sei das allemal: "Letztlich darf und muss jeder für sich selbst entscheiden. Zwang war noch nie die richtige Lösung", findet Pfister. Trotzdem will er, dass sich möglichst viele impfen lassen: "Es muss allen klar sein, dass die Entscheidung für oder gegen eine Corona-Impfung nicht allein eine Entscheidung für einen persönlich ist. Hier spielt das Wohl aller eine Rolle", appelliert er an Mitarbeiter und Bevölkerung. Es sei ihm ein persönliches Anliegen, dass sich möglichst viele Mitarbeiter impfen lassen.

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