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Landkreis: Im Biergarten schmeckt es einfach besser

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Im Biergarten schmeckt es einfach besser

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    Im Biergarten schmeckt es einfach besser. Im Wirtshaus am Sportplatz des TSV Gersthofen freuen sich Simona und Thomas Neugebauer aus Friedberg über Krustenbraten, serviert von Jürgen Hietmann und Jürgen Bouska.
    Im Biergarten schmeckt es einfach besser. Im Wirtshaus am Sportplatz des TSV Gersthofen freuen sich Simona und Thomas Neugebauer aus Friedberg über Krustenbraten, serviert von Jürgen Hietmann und Jürgen Bouska. Foto: Marcus Merk

    Die Sehnsucht auf die wiedergewonnene Freiheit war größer, als es die mickrigen Temperaturen am Pfingstwochenende eigentlich zugelassen hätten. Zum ersten Mal in diesem Jahr durften Gaststätten und Restaurants am Pfingstsamstag ihre Gäste zumindest wieder unter freiem Himmel bewirten. Die Corona-Inzidenzwerte im Augsburger Land ermöglichten ein Ende des monatelangen Dauerlockdowns. Und obwohl die Temperaturen für den Wonnemonat Mai noch zu wünschen übrig ließen und immer wieder Regenwolken am Himmel vorbeizogen, zog es die Menschen hinaus. Im Klosterstüble Oberschönenfeld bildeten sich lange Schlangen, im Landgasthaus Demharter in Wörleschwang war das ofenfrische Schweineschäufele bald ausverkauft. Nichts gegen ein Essen to go, aber unter freiem Himmel schmeckt der Krustenbraten oder das Spanferkel halt noch mal so gut. Zumal, wenn man dabei lange vermisste Freunde treffen kann. Auch wenn es stets einer wärmenden Jacke bedurfte, strahlten doch alle mit der Sonne um die Wette.

    Hochbetrieb herrschte nach der Wiederöffnung der Außengastronomie im Landkreis Augsburg nicht nur im Biergarten des Klosterstüble in Oberschönenfeld.
    Hochbetrieb herrschte nach der Wiederöffnung der Außengastronomie im Landkreis Augsburg nicht nur im Biergarten des Klosterstüble in Oberschönenfeld. Foto: Marcus Merk

    Auch Simone Kink. Die Juniorchefin des Parkhotels Schmid in Adelsried freute sich, endlich wieder Gäste empfangen zu dürfen. Lange Monate war das Hotel mit 94 Zimmern auf absoluter Sparflamme gelaufen. Die wenigen Geschäftsreisenden wurden mit Lunchpaketen versorgt. "Um Privatgäste zu empfangen, müssen wir das volle Paket mit Restaurant und Wellnessbereich anbieten", freut sie sich, dass unter Auflagen auch Sauna, Massagen und Fitness wieder möglich sind: "Die ersten Anfragen sind bereits eingetroffen."

    Am Donnerstag hat man sich schließlich entschieden, trotz der unbeständigen Wetterlage auch den Biergarten zu öffnen. "Das sind wir unseren Stammgästen schuldig, die monatelang darauf gewartet haben", sagt Simone Kink. Es sollte aber auch ein Probelauf sein, ob die Rädchen in dem Familienunternehmen noch ineinandergreifen. "Normalerweise bin ich nicht so schnell nervös, aber diesmal habe ich schon ein Kribbeln verspürt, ob wir das alles überhaupt noch können. Es war, als ob das ganze Hotel und das Personal aus dem Dornröschenschlaf erwachen würde." Mit der Begeisterung war es schnell wieder vorbei. Am Pfingstmontag wurde der

    Neue Corona-Regeln im Landkreis Augsburg

    Bevor er sich mit Freunden im Parkhotel Schmid iN Adelsried an einen Tisch setzen konnte, absolvierte Rainer Haas einen Schnelltest. Juniorchefin Simone Kink assistierte und überwachte das Ganze.
    Bevor er sich mit Freunden im Parkhotel Schmid iN Adelsried an einen Tisch setzen konnte, absolvierte Rainer Haas einen Schnelltest. Juniorchefin Simone Kink assistierte und überwachte das Ganze. Foto: Marcus Merk

    Am Samstag hingegen trafen schnell die ersten Gäste ein. "Man muss die heimische Gastronomie unterstützen", lachte Omar Bednarz und freute sich, wieder unter Leuten zu sein und die Gesellschaft seiner Freunde zu genießen. "Es ist schon etwas ungewohnt. Aber gut", erhielt er Zustimmung von Natasha Rynisch. "Ich hätte nie gedacht, dass man einmal für einen Biergartenbesuch so einen Aufwand betreiben muss." Nach gefühlten drei Jahren Abstinenz war es Stammgast Rainer Haas auch egal, dass er sich zunächst einem Schnelltest unterziehen musste, bevor er mit seiner Frau an einem Tisch mit Personen aus einem anderen Haushalt Platz nehmen durfte. Das Hotel hatte dazu eigens eine Teststation aufgebaut. Simone Kink, die ebenso wie ihre Mitarbeiterinnen eine Einweisung durch einen Betriebsarzt erhalten hat, assistierte ihm. Schnelltests vor Ort müssen im Vier-Augen-Prinzip ablaufen.

    Viele Schnelltests im Landkreis Augsburg

    Wie hat sich die neue Freiheit, beim Einkaufen keinen negativen Test mehr vorweisen zu müssen, ausgewirkt. "In den letzten Tagen hat es eher getröpfelt, am Pfingstsamstag mussten wir aufgrund des Erreichens der Maximalzahlen schon einige Male kurzzeitig schließen", berichtete Carina Meier, die vor dem Bekleidungs-Discounter Kik die Adressen zur Kontaktverfolgung notierte. Das Gersthofer City-Center war sehr gut besucht, was vielleicht auch daran lag, dass man in Augsburg weiterhin zum Einkaufen einen negativen Corona-Test benötigte. Die Mitarbeiter des Schnelltestzentrums im City-Center hatten jedenfalls alle Hände voll zu tun. Andrea Amador vom Bayerischen Roten Kreuz konnte einen neuen "Highscore" vermelden. "Wir haben innerhalb von zwei Stunden fast 180 Tests an drei Stationen durchgeführt." Bisher hatte der Tageshöchstwert bei 152 gelegen. Der mögliche Treff mit Freunden im Biergarten schien seine Wirkung zu zeigen.

    Gabriele Kinzl, Uwe Brückner und Josef Steiner freuen sich im Biergarten der Minigolf-Anlage in Meitingen, dass sich wieder soziale Kontakte knüpfen können.
    Gabriele Kinzl, Uwe Brückner und Josef Steiner freuen sich im Biergarten der Minigolf-Anlage in Meitingen, dass sich wieder soziale Kontakte knüpfen können. Foto: Marcus Merk

    "Wer den ersten Tag aus dem Gefängnis freikommt, der würde jede Kleinigkeit nehmen. Und wenn es nur eine Bratwurst gewesen wäre." So drastisch empfand es Uwe Brückner aus Ehingen, dass er auf einer Radtour mit Gabriele Kinzl über Westendorf, Thierhaupten und Langweid keinen einzigen offenen Biergarten vorgefunden hatte. "Die großen Gasthöfe hatten alle zu. Viele hat Corona wohl nicht ärmer gemacht", ärgert er sich. Schließlich sind die beiden an der Minigolfanlage beim Meitinger Sportplatz gelandet und ließen sich ein Bier schmecken. "Man freut sich, dass man wieder rau kommt. Wir haben zwar einen schönen Garten, aber dort kenne ich mittlerweile jeden Grashalm beim Vornamen."

    Die Minigolfanlage in den Meitinger Lechauen war gut frequentiert.
    Die Minigolfanlage in den Meitinger Lechauen war gut frequentiert. Foto: Marcus Merk

    Auf der Minigolfanlage versuchten einige Familien ihr Geschick. Die Anlage in den Lechauen hat bereits seit dem Muttertag geöffnet. "WIr hätten eigentlich gar nie schließen müssen, da Minigolf als Individualsport gilt", berichtet Daniela Wörle-Oebel. Seit vier Jahren betreibt sie die Anlage zusammen mit ihrem Mann Stefan Wörle. Einen Tisch weiter sitzt - coronakonform - Josef Steiner aus Meitingen. "Ich finde es schön, dass man wieder soziale Kontakte hat", sagt der Stammgast. Dass immer wieder Wolken vorüberziehen, stört Uwe Brückner nicht: "Lieber nass werden, aber endlich mal wieder rauskommen."

    "Mei is des schee." Tanja Haller serviert Omar Bednarz, Tanja Haller, Natasha und Adrian Rynisch (von links) im Biergarten des Parkhotel Schmid frische Getränke.
    "Mei is des schee." Tanja Haller serviert Omar Bednarz, Tanja Haller, Natasha und Adrian Rynisch (von links) im Biergarten des Parkhotel Schmid frische Getränke. Foto: Marcus Merk

    Gerade was die Auflagen für einen Biergartenbesuch betrifft, gab es viele Verwirrungen. "Bei dem ganzen Schmarren blickt doch keiner mehr durch", hatte ein Gast auf der Facebook-Seite des Wirtshauses am Sportplatz des TSV Gersthofen geschrieben. Inhaber Jürgen Bouska erklärt: "Wenn die Personen aus einem Haushalt kommen, ist kein negativer Test notwendig. Treffen sich zwei Haushalte, muss ein negativer Test vorgelegt werden - außer man ist geimpft oder genesen. Trotzdem dürfen nur fünf Personen an einem Tisch sitzen. Kinder unter 14 Jahren zählen dabei nicht mit." Trotzdem ist Bouska guter Hoffnung: "Ich denke, in ein paar Tagen kommt die Normalität komplett zurück."

    Darauf setzt man auch beim Gasthof Zum Strasser in Gersthofen, der seine ersten Gäste am Samstagvormittag gleich mit einem Jazz-Frühschoppen begrüßte. Auch am Samstagabend sei die Resonanz gut gewesen, am Montag eher verhalten. "Es ist derzeit für einen Wirt ganz schwierig zu planen, weil neben der Inzidenz auch alles am Wetter hängt", hofft Geschäftsführer Chris Ress, dass die Gäste bald wieder im Restaurant bewirtet werden können: "Dieses letzte Stück des Weges müssen wir jetzt auch noch durch!"

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