Nichts gegen ein Essen To Go, aber im Biergarten schmeckt der Krustenbraten, das Spanferkel oder das Holzfällersteak halt um Längen besser. Zumal, wenn man es in Gesellschaft lange nicht mehr getroffener Freunde einnehmen kann. Zum ersten Mal in diesem Jahr durften Gaststätten und Restaurants am Pfingstsamstag ihre Gäste zumindest wieder unter freiem Himmel bewirten. Die Corona-Inzidenzwerte im Augsburger Land ermöglichten ein Ende des monatelangen Dauerlockdowns. "Mei is des schee", war oft zu hören, wenn mit Bier, Spritz oder Hugo auf die wieder gewonnene Freiheit mit Freunden und Bekannten angestoßen wurde. Und auch wenn die Temperaturen für Mai noch zu wünschen übrig ließen und es stets einer wärmen Jacke bedurfte, strahlten doch alle mit der Sonne um die Wette.
Corona: Lockerungen im Landkreis Augsburg
Auch Simone Kink. Die Juniorchefin des Parkhotel Schmid in Adelsried freute sich, endlich wieder Gäste empfangen zu dürfen Lange Monate war das Hotel auf Sparflamme gelaufen, konnte nur eine handvoll Geschäftsreisende beherbergen, die mit Lunchpaketen versorgt wurden. "Um Privatgäste zu empfangen, müssen wir das volle Paket mit Restaurant und Wellnessbereich anbieten", freut sie sich, dass unter Auflagen auch Sauna, Massagen und Fitness wieder möglich sind. "Die ersten Anfragen sind bereits eingetroffen." Am Donnerstag hat man sich schließlich entschieden, auch den Biergarten zu öffnen. "Das sind wir unseren Stammgästen schuldig, die monatelang darauf gewartet haben", sagt Simone Kink. Es sollte aber auch ein Probelauf ein, ob die Rädchen noch ineinander greifen. "Normalerweise bin ich nicht so schnell nervös, aber diesmal habe ich schon ein Kribbeln verspürt, ob wir das überhaupt noch können. Es war, als ob das ganze Hotel und das Personal aus dem Dornröschenschlaf erwachen würde."
Neue Corona-Regeln im Landkreis Augsburg
Und die wurde nicht enttäuscht. Bereits um 15 Uhr trafen die ersten Gäste ein. "Man muss die heimische Gastronomie unterstützen", lachte Omar Bednarz und freute sich, wieder unter Leuten zu sein und die Gesellschaft seiner Freunde zu genießen. "Es ist schon etwas ungewohnt. Aber gut", erhielt er Zustimmung von Natasha Rynisch. "Ich hätte nie gedacht, dass man einmal für einen Biergartenbesuch so einen Aufwand betreiben muss." Nach gefühlten drei Jahren Abstinenz war es Stammgast Rainer Haas auch egal, dass er sich zunächst einem Schnelltest unterziehen musste, bevor er mit seiner Frau an einem Tisch mit Personen aus einem anderen Haushalt Platz nehmen durfte. Das Hotel hatte dazu eigens eine Teststation aufgebaut. Simone Kink, die ebenso wie ihre Mitarbeiterinnen eine Einweisung durch einen Betriebsarzt erhalten hat, assistierte ihm. Schnelltests vor Ort müssen im Vier-Augen-Prinzip ablaufen.
Viele Schnelltest im Landkreis Augsburg
"Wer den ersten Tag aus dem Gefängnis frei kommt, der nimmt alles." So drastisch empfand es Uwe Brückner aus Ehingen, der mit Gabriele Kinzl auf einer Radtour über Westendorf, Thierhaupten und Langweid keine offenen Biergarten vorgefunden hatte und schließlich an der Minigolfanlage beim Meitinger Sportplatz gelandet war: "Die großen Gasthöfe hatten alle zu", ließ er sich schließlich ein Bier schmecken, während einige Familien ihr Geschick beim Minigolf versuchten. Die Anlage in den Lechauen hat bereits seit dem Muttertag geöffnet. "WIr hätten eigentlich nie schließen müssen, da Minigolf als Individualsport gilt", berichtet Daniela Wörle-Oebel, die die Anlage seit vier Jahren mit ihrem Mann Stefan Wörle betreibt. "Man freut sich, dass man wieder soziale Kontakte hat", sagt Stammgast Josef Steiner aus Meitingen, der einen Tisch weiter sitzt. Dass immer wieder Wolken vorüber ziehen, stört Uwe Brückner nicht: "Lieber nass werden, aber endlich mal wieder rauskommen. In meinem eigene Garten kenne ich mittlerweile jeden Grashalm."
Die neue Freiheit, beim Einkaufen keinen negativen Test mehr vorweisen zu müssen, wurde auch im Gersthofer Citycenter rege genutzt. "In den letzten Tagen hat es eher getröpfelt, heute mussten wir aufgrund des Erreichens der Maximalzahlen schon einige Male kurzzeitig schließen", berichtete Carina Meier vom Bekleidungs-Diskounter KIK. Obwohl man zum Einkaufen keinen Test mehr benötigte, hatten die Mitarbeiter des Schnelltestzentrums alle Hände voll zu tun. Andrea Amador vom Bayerischen Roten Kreuz konnte einen neun "Highscore" vermelden. "Wir haben fast 180 Test an drei Stationen durchgeführt." Bisher hatte der Tageshöchstwert bei 125 gelegen. Der mögliche Treff mit Freunden im Biergarten schien Wirkung zu zeigen.
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