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Für die Fahrt mit dem „Grünen Bus“ zahlen Gersthofer künftig mehr.

Landkreis Augsburg
24.03.2017

Zahlen Gersthofer bald doppelt soviel für die Busfahrt?

Von Gerald Lindner und Christoph Frey

 Bürgermeister Michael Wörle sieht Mängel bei der Tarifreform im Nahverkehr. Denn sie droht für die Menschen im Speckgürtel teuer zu werden

 Gersthofen/Landkreis Augsburg Busse, Straßenbahn und Bahn werden teurer – so sieht es die Tarifreform für den öffentlichen Nahverkehr vor. Das Ziel: Mehr Kunden sollen künftig statt Einzelfahrscheinen Abos nehmen. Doch Bürgermeister Michael Wörle befürchtet, dass die Bürger bei Fahrten innerhalb Gersthofens künftig zu stark zur Kasse gebeten werden und will sein Veto einlegen. Er sieht noch großen Verbesserungsbedarf bei den bisherigen Modellen und stört sich zudem an der Informationspolitik des Augsburger Verkehrsverbunds (AVV).

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Angaben vermisst

„Schon zum zweiten Mal erfahre ich aus der Zeitung den Stand bei der Tarifreform“, erklärt Wörle. Schon bei einer Besprechung im Sommer 2016 habe er gefragt, wie die Tarifreform kalkuliert wird. Wie berichtet, sollen die bisherigen Zonen 10 und 20 zu einer zusammengelegt werden. In dieser Zone gilt dann für Einzelfahrten der Tarif für die ehemalige Zone 20. „Da kann ich nach heutigem Wissenstand nichts anderes tun als mein Veto einlegen, denn für die Gersthofer droht in vielen Fällen eine Verdoppelung des Fahrpreises.“ Das sei für ihn keine sinnvolle Lösung. Welche Auswirkungen ein Nein des Gersthofer Rathauschefs hätte, ist schwer zu sagen, weil die Stadt eigentlich ihr früheres Mitspracherecht bei der Preisgestaltung an den Landkreis abgetreten hat.

Bis heute nicht bekannt

Vor den Folgen der Tarifrefom sind nicht nur Gersthofer betroffen. Dieser neue hohe Preis treffe alle Kommunen, die mehr als vier Haltestellen besitzen, also beispielsweise auch die Stadt Neusäß. Wörle: „Eine alte Frau, die für einen Arztbesuch einmal in der Woche von der Stiftersiedlung im Norden zur Haltestelle beim Gasthof Strasser im Gersthofer Zentrum fahren muss, kann sich diese Verteuerung nicht leisten – und wird kein Abonnement eingehen.“ Es sei eine Lösung für die Fahrten innerhalb der Gersthofer Stadtgrenzen in Aussicht gestellt worden. „Diese ist uns aber bis heute nicht bekannt.“

Wörle zeigt sich „verwundert“ über die Informationspolitik des Verkehrsverbunds. „Wir gehören zu den größeren Kunden des AVV und erfuhren den Stand der Tarifreform nun schon zum zweiten Mal aus der Presse und nicht direkt. Und noch immer haben wir von der AVV-Geschäftsführung das von uns geforderte Zahlenmaterial nicht bekommen, aus dem hervorgeht, welches finanzielle Berechnungsmodell hinter der Tarifreform steckt“, so Wörle. So sei nicht klar, welche Einnahmen durch die zusätzlichen Abonnements dem neuen Tarifmodell zugrundegelegt werden. „Das ist nicht der Stil eines guten nachbarschaftlichen Miteinanders.“

Ende Juni soll der Augsburger Kreistag nach den Vorstellungen von Landrat Martin Sailer die Tarifreform des AVV absegnen. Dieser müssen daneben die Kreistage von Aichach-Friedberg und Dillingen sowie der Augsburger Stadtrat zustimmen.

Wo bleiben Fahrgastzahlen?

Damit kann sich der Königsbrunner Stadt- und Kreisrat Manfred Buhl (FDP) gar nicht anfreunden. Es fehlten entscheidende Parameter wie die Fahrgastzahlen, deren Veröffentlichung für März 2107 zugesichert wurde. Ohne diese Zahlen und Erklärungen zu den Strömen, die durch die Brechungen von Bus auf Schiene gravierend verändert werden, sei eine solide, exakte und nachhaltige Tarifreform nicht planbar. Der Sprecher der FDP/ÖDP-Fraktion: „Ohne diese Fakten kann wohl keine Fraktion im Kreistag diesem Konstrukt zustimmen.“

Und die Gersthofer? Sie wollen jetzt AVV-Vertreter zum Rapport in den Stadtrat bitten. "Kommentar

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