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Landkreis Augsburg: Wie die Pandemie das Leben von Azubis im Kreis Augsburg verändert hat

Landkreis Augsburg

Wie die Pandemie das Leben von Azubis im Kreis Augsburg verändert hat

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    Gabriel Wagner, links, ist froh darüber, dass seine Ausbildung bei Topstar in Langenneufnach nicht unter der Pandemie leidet. Turbulenzen gab es dagegen immer wieder beim Unterricht in der Berufsschule. Rechts im Bild sein Ausbildungsleiter Besart Rrecaj.
    Gabriel Wagner, links, ist froh darüber, dass seine Ausbildung bei Topstar in Langenneufnach nicht unter der Pandemie leidet. Turbulenzen gab es dagegen immer wieder beim Unterricht in der Berufsschule. Rechts im Bild sein Ausbildungsleiter Besart Rrecaj. Foto: Siegfried P. Rupprecht

    Ausbildung in Zeiten von Corona - geht das überhaupt? Auch Gabriel Wagner hat sich diese Frage gestellt. Der 17-Jährige, der die Mittelschule in Thannhausen besuchte, absolviert im Familienunternehmen Topstar mit Sitz in Langenneufnach eine Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik. "Meine Lehrzeit leidet nicht unter der Pandemie", betont er. Dabei atmet er erleichtert auf. Die letzten Monate seien für ihn zwar etwas anstrengend und stressig gewesen. Aber diese Feststellung beziehe sich ausschließlich auf die Berufsschule, die er im Rahmen seiner Ausbildung besucht.

    Im Gegensatz zu manchen Handwerksbetrieben, zum Einzelhandel oder zur Gastronomie komme sein Arbeitgeber gut durch die Corona-Krise, verdeutlicht Gabriel Wagner. Das habe auch etwas mit der Branche zu tun. Topstar sei ein führendes modernes und weltweit operierendes Fertigungsunternehmen für Bürostühle. Derzeit seien dort acht Lehrlinge in verschiedenen Ausbildungsberufen tätig.

    Corona im Kreis Augsburg: Wöchentliche Schnelltests bei Mitarbeitern

    "Der Betrieb hat große Produktionshallen, bei denen das Abstandhalten sehr gut gelingt", informiert er. So laufe dort seine Ausbildung fast genauso weiter wie vor Corona. "Nur eben mit Maske, Abstand und den üblichen Hygienemaßnahmen." Ergänzt würde dies mittlerweile durch wöchentlich zwei Schnelltests für die Mitarbeiter.

    Das alles habe sich bestens eingependelt. "Persönlich habe ich mich daran längst gewohnt", ergänzt der Azubi. Da seine Ausbildung in nahezu allen Produktionsbereichen des Betriebs durchgeführt werde, sei Homeoffice kaum möglich, anders als beispielweise bei reinen Verwaltungsarbeiten. "Der Rhythmus meiner Ausbildung hat sich dadurch nicht verändert oder gar nach hinten verschoben."

    Gabriel Wagners Ausbildungsleiter Besart Rrecaj bestätigt das. Er ist seit 2005 bei Topstar und hat dort selbst eine dreijährige Ausbildung durchlaufen. "Unser Unternehmen ist in der glücklichen Lage, dass es alle Hygiene- und Vorbeugekonzepte adäquat umsetzen kann. Es mussten nur etliche Abläufe angepasst oder geändert werden." Überhaupt habe Corona Topstar in die Karten gespielt. "Das bundesweite Homeoffice hat die Verkaufszahlen von Bürostühlen nach oben steigen lassen."

    Wechsel zwischen Online- und Distanzunterricht

    Anders sieht Gabriel Wagner dagegen seinen Unterricht an der Berufsschule. In normalen Zeiten besucht der im zweiten Ausbildungsjahr Stehende einmal pro Woche die Kaufmännische Berufsschule IV Welserschule in Augsburg. Der sich an Inzidenzzahlen orientierende Schulbesuch nerve ihn schon zuweilen, gesteht der in Ursberg beheimatete Lehrling. Hier sei bislang leider keine Kontinuität eingetreten.

    Die Beschulung variiere zwischen Präsenz-, Wechsel- und Distanzunterricht. "Gerade der Online-Unterricht ohne den direkten persönlichen Kontakt zwischen Lehrern und Schülern ist für mich schon eine Herausforderung", macht der 17-Jährige aufmerksam. Nicht vom Lernen her, das funktioniere auf dieser Schiene schon. "Ich vermisse vielmehr das Miteinander der Beteiligten, den direkten und auch spontanen Kontakt zu Freunden, und auch mal die sich daraus ergebenden Diskussionen." Sein Fazit: "Mir ist die Berufsschule vor Ort lieber als der Distanzunterricht Zuhause." Wobei der direkte Schulunterricht wiederum Anlass war, dass er und seine Klasse wegen Corona-Fällen bereits zwei Mal in Quarantäne geschickt wurden.

    Glücklich ist Gabriel Wagner darüber, dass er bereits einen Ausbildungsplatz innehat. "Ein Praktikum hat mir ermöglicht, bei Topstar rein zu schnuppern und mich damit gut auf meine Lehrzeit vorzubereiten." Für jetzige Ausbildungsplatzsuchende sei es dagegen schwierig, überhaupt ein Praktikum zu erhalten. Kooperationen von Betrieben mit umliegenden Schulen seien wegen Corona nahezu komplett weggefallen, ebenso Jobbörsen. Es sei schon schwierig, in diesen Zeiten die richtige Stelle zu finden, meint er.

    Unsicherheit über die berufliche Karriere

    Auch Ausbildungsleiter Besart Rrecaj unterstreicht dies. Die Krise habe Spuren auf dem Ausbildungsmarkt hinterlassen, bilanziert er. Die Teilnahme an der Berufsinfomesse "Fit for Job" fehle ihm. Für den Sommer seien zwar bereits fünf neue Azubis unter Vertrag, dennoch suche sein Unternehmen noch nach weiteren qualifizierten Lehrlingen. Das sei vor der Pandemie anders und die Plätze rasch belegt gewesen.

    Während bei manchen Auszubildenden in anderen Unternehmen aufgrund von Kurzarbeit und zeitweiligen Schließungen Unsicherheit über die berufliche Karriere herrscht, kennt Gabriel Wagner weder Entmutigung noch Zukunftsangst. "Die Pandemie hinterlässt bei mir gemischte Gefühle", präzisiert er. Sie habe ihn unterm Strich jedoch gestärkt. "Ich bin selbstständiger geworden und habe dadurch mehr Lebenserfahrung sammeln können." Das komme nun seiner Ausbildung, aber auch seiner Freizeitbeschäftigung als Torhüter in der Junioren-Bundesliga beim SSV Ulm 1846 zugute.

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