Sonntagnacht gegen 22:40 Uhr heulten die Sirenen in Fischach. Ein Autofahrer hatte im Dunkeln Rauch auf dem Gelände eines Fischacher Unternehmens aufsteigen sehen. Die Freiwillige Feuerwehr rückte in voller Montur aus. Das Alarmstichwort: „Unklare Rauchentwicklung“. Der Rauch stellte sich allerdings als Wasserdampf heraus. Die Mitarbeiter der Firma wurden vom Eintreffen der Feuerwehr überrascht. Kommandant Stefan Scholz erklärt: „Ein Fehlalarm, wie er zum täglich Brot der freiwilligen Feuerwehr gehört.“
Am vergangenen Donnerstag musste auch die Freiwillige Feuerwehr Gersthofen umsonst ausrücken. Die Brandmeldeanlage einer Firma hatte Alarm geschlagen, von einem Feuer war allerdings nichts zu sehen. Schnell ermittelte die Feuerwehr den Grund: Der Dampf eines Wasserkochers in einem Abstellraum hatte den Alarm ausgelöst. Mitarbeiter der Firma wollten sich Wasser aufbereiten, da das Trinkwasser in Gersthofen aktuell abgekocht werden muss.
Mehr als 50 Fehlalarme pro Jahr
Kommandant Wolfgang Baumeister bleibt gelassen. Seine Mannschaft hat es häufig mit Fehlalarmen zu tun. „Im Stadtgebiet gibt es über 100 Brandmeldeanlagen“, betont er. Das sei etwa ein Drittel aller Anlagen im Landkreis. Für die Ehrenamtlichen bei der Feuerwehr ist das nicht immer ein Vorteil. Zu über 50 Alarmen fahren sie jedes Jahr vergeblich. Die Zahl liege statistisch gesehen weit unter dem Durchschnitt. „Normalerweise geht man von einem Fehlalarm pro Anlage und Jahr aus“, erklärt Baumeister.
Im Gegensatz zu Medienberichten aus anderen bayerischen Regionen, können weder Scholz noch Baumeister einen Trend zu mehr Fehlalarmen erkennen. Automatische Alarmanlagen werden häufig als Grund genannt. „In den letzten Wochen waren unsere Erfahrung mit Brandmeldeanlagen aber überwiegend positiv, sie haben genau so funktioniert, wie es sein soll“, erklärt der Gersthofer. Schlimmeres konnte zum Beispiel bei einer durchgeschmorten Kaffeemaschine und einer überhitzten Elektroverteilung verhindert werden. Auch Kreisbrandrat Alfred Zinsmeister betont, dass die Anzahl der falschen Alarmierungen im Landkreis nicht merklich zugenommen habe. Stefan Scholz meint grundsätzlich: „Lieber rücken wir einmal zu viel aus.“
Eine gute Zusammenarbeit mit den meisten Firmen
Trotzdem sei ein Fehlalarm für ehrenamtliche Feuerwehrleute ärgerlich, „besonder wenn man öfter irrtümlich zum selben Einsatzort gerufen wird“, erklärt Baumeister. Er hätte zum Beispiel wenig Verständnis dafür, wenn seine Truppe ein zweites Mal ausrücken müsste, um den Wasserkocher abzuschalten. „Frust entsteht dann, wenn ein Bauherr oder eine Firma keine Einsicht zeigen“, fasst Baumeister zusammen. Nach einem Fehlalarm müsse man nach den Ursachen suchen und das Brandmeldesystem gegebenenfalls optimieren.Mit den meisten Firmen funktioniere die Zusammenarbeit aber gut.
Ein Beispiel: Nach einem ersten Fehlalarm schaltet ein Gersthofer Betrieb jetzt seine Brandmeldeanlage während der Reinigungarbeiten ab. Die Rauchmelder hätten auf die Dampfstrahlanlage reagiert. Allerdings gebe es auch „merkwürdige Fälle“, betont Baumeister. Er erinnert sich an einen Rauchmelder in einem Kabelschacht, der Alarm ausgelöst hatte. Grund war laut Kommandant wahrscheinlich eine Spinne, die über den optischen Sensor gekrabbelt war.
2018 rückten die Fischacher Feuerwehr drei Mal umsonst aus. Der Fehlalarm am Sonntag war für sie heuer der Erste. Laut Scholz war man sich einig: „Lieber für eine halbe Stunde ausrücken, als vier Stunden einen richtigen Brand löschen“.
Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Rauchmelder leisten gute Dienste - wenn sie richtig angebracht sind