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Landkreis Augsburg: Weihnachtskrippen: Kein Verständnis für Rassismusdebatte

Landkreis Augsburg

Weihnachtskrippen: Kein Verständnis für Rassismusdebatte

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    Für Fritz Hölzl gehört in eine Krippe auch weiterhin der schwarze König Melchior.
    Für Fritz Hölzl gehört in eine Krippe auch weiterhin der schwarze König Melchior. Foto: Marcus Merk

    Alle Jahre wieder begegnen sich in der Weihnachtskrippe dieselben Personen. Maria und Josef stehen neben dem neugeborenen Jesuskind, während Hirten, Schafe, Ochs und Esel den Gottessohn bewundern. Vom Himmel herab stoßen Engel dazu. Normalerweise reisen auch drei weise Männer aus dem Morgenland heran - doch heuer fehlen sie mancherorts. Zumindest wird das so in der Krippenszene des Ulmer Münsters sein. Auf dieses Szenario kann Fritz Hölzl aus Thierhaupten nur „mit Verwunderung“ blicken. Er ist Ehrenvorsitzender des Freundeskreises Kloster Thierhaupten, der über eine Sammlung von knapp 400 kleinen und großen Krippen verfügt. Für Hölzl gehören die Heiligen Drei Könige schlichtweg mit dazu, das sei auch historisch so überliefert. Nie wäre er auf die Idee gekommen, die drei Weisen einfach wegzulassen. Doch was ist der Hintergrund für die Entscheidung, die nun in Ulm getroffen wurde?

    Darstellung eines Königs löst Debatte um Rassismus aus

    Mit seinen „dicken Lippen und der unförmigen Statur“ löse die dunkelhäutige Melchior-Figur eine Rassismus-Debatte aus - so erklärt es Ernst-Wilhelm Gohl, Dekan der evangelischen Münstergemeinde. Im Mittelpunkt der Diskussion stehe also nicht die Hautfarbe, sondern andere Merkmale der aus den 1920er-Jahren stammenden Figur.

    Ist es rassistisch, wenn in den Krippen der schwarze König Melchior zu sehen ist? In den Krippen in Thierhaupten gehört er auch weiterhin dazu.
    Ist es rassistisch, wenn in den Krippen der schwarze König Melchior zu sehen ist? In den Krippen in Thierhaupten gehört er auch weiterhin dazu. Foto: Marcus Merk

    Aus diesem Grund sollen in diesem Jahr gleich alle Könige von der Krippe fernbleiben. Ein endgültiger Entschluss zum zukünftigen Vorgehen stehe noch aus. Für Krippenfreund Fritz Hölzl ist die Entscheidung, die drei Weisen vorerst gar nicht mehr zu zeigen, dennoch unverständlich. „Wenn einem an der Figur etwas nicht mehr gefällt, kann man sie doch auswechseln oder etwas an der Erscheinung ändern“, meint der Ehrenvorsitzende der Thierhauptener Klosterfreunde.

    Krippendarstellung ist etwas Weltumfassendes

    Doch insgesamt sei die Krippendarstellung etwas Weltumfassendes. Das unterschiedliche Aussehen von Melchior, Balthasar und Caspar solle seiner Meinung nach zeigen, dass die Menschen von überall auf der Erde kamen, um Jesus zu huldigen, es sei „ein Zeichen der Toleranz und der Weltoffenheit“ und gehöre somit zur christlichen Tradition.

    Ähnlich sieht das auch Werner Kramer aus Fischach. Der Vorsitzende der Krippenfreunde Augsburg und Umgebung findet die Debatte um den Ulmer Melchior schlichtweg „lachhaft“ und verweist auf die Tradition. Gleicher Meinung seien da die Vereinskollegen, mit denen er bisher gesprochen habe. Wenn am Fischacher Marktplatz vom 27. November bis einschließlich 14. Januar einige Krippen des Vereins gezeigt werden, sind auch die Heiligen Drei Könige mit von der Partie - und das in unveränderter Form.

    In Fischach können die Krippen trotz Corona gezeigt werden

    Diese in Fischach geplante Ausstellung ist übrigens coronatauglich: Laut Werner Kramer werden in den Schaufenstern des ehemaligen Schreibwarengeschäfts Pfitzmayr zwischen 40 und 50 Krippen zu sehen sein. Somit können alle Interessierten von außen einen Blick auf die Schmuckstücke werfen und dabei Abstandsregeln einhalten.

    Besonders sehenswert ist die Ausstellung abends zwischen 16 und 23 Uhr oder morgens zwischen sechs und neun Uhr, wie der Vereinsvorsitzende verrät: „In diesen Zeiträumen sind unsere Krippen beleuchtet.“ In den vergangenen Jahren hat die Ausstellung der Krippenfreunde bereits in gleicher Form stattgefunden - jedoch mit einer Ausnahme 2019. Anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums hätten die Mitglieder eine Sonderausstellung im Kloster Oberschönenfeld veranstaltet, so Werner Kramer.

    Traditionelle Krippenausstellung in Thierhaupten fällt Corona zum Opfer

    Auch in Thierhaupten gibt es im Rahmen des Engerlmarkts normalerweise eine jährliche Krippenschau im ehemaligen Klosterrefektorium. Im vergangenen Jahr stand diese beispielsweise unter dem Motto „Kleine Krippen aus aller Welt“. 2020 muss die Ausstellung jedoch ausfallen, wie die Vorsitzende Nadine Quis nun bestätigte.

    Zuvor wurde bereits bekannt, dass sich auch die Marktgemeinde als Ausrichter des Engerlmarkts im Klosterhof aufgrund der Corona-Pandemie dazu verpflichtet sieht, für heuer abzusagen. Damit soll die Gesundheit der Besucher und Aussteller gewährleistet werden.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit der Augsburger Stadträtin Lisa McQueen an:

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