Wie wird aus einer Sandkastenliebe eine langjährige Ehe? Barbara und Johannes Remmele aus Gersthofen wissen es. Sie haben sich als Kinder kennen gelernt und sind inzwischen 66 Jahre verheiratet. Die Familie, Liebe und Achtung seien wichtige Bausteine, sagen sie. Und einen pragmatischen Tipp haben die Eheleute: Vor dem Schlafen am Abend sollten die Partner immer alles aussprechen.
Was macht das Glück einer Ehe aus?
Bekannte Politiker haben die Ehe ins Gespräch gebracht. Die Frau des neuen französischen Präsidenten, Emanuel Macron, ist 24 Jahre älter. Der ehemalige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Torsten Albig, sagte, dass er sich mit seiner Ex-Frau, einer Hausfrau, nicht „auf Augenhöhe“ unterhalten konnte. Was macht das Glück einer Ehe aus?
Alter, Beruf – alles nicht entscheidend für eine Partnerschaft, sagt die Neusässer Standesbeamtin Claudia Diehl. Sie traut seit 18 Jahren Paare und verfolgt die Zukunft vieler. „Es geht um ein gemeinsames Lebensgefühl, ähnliche Interessen.“ Claudia Diehl kennt ebenfalls Paare mit recht großem Altersunterschied. Bei einem Paar ist der Mann über 40 Jahre älter, die Ehe hält bald seit 20 Jahren. Das Klischee, dass Frauen sich ältere Männer wegen des Geldes aussuchen, hält die Standesbeamtin für falsch. Es gebe einfach Menschen, auf die Lebenserfahrung eine Faszination ausübe: „Ältere strahlen Sicherheit aus.“ Paare, in denen die Frau die deutlich ältere ist wie im Fall von Macron in Frankreich, sind eher selten. Im vergangenen Jahr hat Claudia Diehl ein Paar getraut, bei dem die Frau zwölf Jahre älter ist. Die beiden waren zuvor Kollegen gewesen. Es gebe Männer, die es als Aufwertung ansehen würden, dass sie von einer erfahrenen Frau ausgewählt wurden, so die Erfahrung Diehls. Bei der Partnerwahl gehe es auf keinen Fall nicht nur um Jugend und Attraktivität.
Die Wahl des Partners ist das eine, doch wie hält die Beziehung? „Immer über alles reden, und zwar möglichst bald“, bestätigt Diehl die Erfahrung des Ehepaars Remmele. Wenn sich die Probleme zu lange anstauen, werde irgendwann gestritten und geschrien. Die Standesbeamtin rät dazu, den Partner nicht aus den Augen zu verlieren und neugierig aufeinander zu bleiben. Es sei verkehrt, dass sich Menschen im Laufe der Zeit nicht ändern. „Man sollte nicht meinen, man kennt den anderen doch sowieso.“
Was tun, wenn es nicht mehr klappt?
Aber was tun, wenn es nicht mehr klappt, wenn es dauernd Streit gibt, die Intimität fehlt, ein Partner gewalttätig wird? Dann ist eine professionelle Beratung hilfreich, sagt der Diplompädagoge Peter Mielenz – hilfreicher, als sich Hilfe von Freunden oder Familienmitgliedern zu holen. Denn: „Sie schlagen sich oft auf eine Seite.“ Aussagen wie „Ich habe dir doch schon immer gesagt, dass deine Frau doof ist“ helfen aber niemandem weiter, sagt Mielenz. Er arbeitet in der evangelischen Beratungsstelle der Diakonie Augsburg. Die Probleme der (Ehe-)Paare, die zu ihm kommen, seien vielfältig. Dieses Jahr suchten besonders viele Hilfe in der Beratungsstelle, die kostenlos und vertraulich ist: Die Wartezeit betrage derzeit sechs Wochen.
Auch Klaus Cuppok ist Eheberater. Der Pfarrer ist stellvertretender Leiter der psychologischen Beratungsstelle des Bistums Augsburg und erzählt, mit welchen Problemen die Paare zu ihm kommen: Sie haben das Gefühl sich auseinander gelebt zu haben, sie können nicht mehr miteinander reden, sie streiten die ganze Zeit, der Partner ist fremd gegangen. „Viele kommen erst zu uns, wenn sie die Hoffnung schon fast aufgegeben haben“, sagt Cuppok. „Wir wären froh, wenn sie früher kommen würden.“ Aus seiner Arbeit weiß der Pfarrer, was Paaren wichtig ist: „Dass der Partner einen auf seinem Weg begleitet, dass er Rücksicht nimmt, dass man weiß, wie er tickt und es schafft ihn zu erreichen“, sagt Cuppok. In der Partnerschaft sollte jeder das Gefühl haben: „Mit dir fühle ich mich mehr wert als ohne dich. Wir haben etwas, das wir teilen, was uns Freude und Lust bereitet.“
Soweit die Experten. Und welche Rezepte für eine gute Beziehung haben erfahrene Eheleute? Alfred Kaufmann aus Neusäß schenkt seiner Frau zwei- bis dreimal im Monat einen Blumenstrauß. „Dazu ein paar liebe Worte. Es muss ja nichts Großes sein. Nur eine kleine Aufmerksamkeit, die sie daran erinnert, dass sie den besten Mann auf der Welt geheiratet hat“, sagt er mit einem Schmunzeln. Um ihm wiederum eine Freude zum machen, kocht seine Frau öfters seine Leibspeise: Zwiebelrostbraten mit Kartoffelsalat. Simone Weiß aus Gersthofen erzählt, dass ihr Mann weniger der Typ für überraschende Geschenke ist. „Mir reicht es, wenn er mir sagt, dass er mich liebt und das auch zeigt.“ Martina Berei aus Augsburg hat ihren Mann bei der Arbeit kennengelernt. Altersunterschied: zwölf Jahre. „Ich merke kaum, dass ich einen älteren Mann geheiratet habe. Schlimm finde ich einen Altersunterschied nicht.“ Um die Ehe lebendig zu halten, bekomme sie sonntags öfter mal Frühstück ans Bett. (mit wca)
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