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Landkreis Augsburg: Vorhang zu: Theatergruppen im Landkreis Augsburg verzweifeln an Corona

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Vorhang zu: Theatergruppen im Landkreis Augsburg verzweifeln an Corona

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    Der Vorhang bleibt auf den vielen Bühnen im Augsburger Land wegen Corona vorerst zu. Die Theaterfreunde hoffen, dass das im kommenden Jahr anders aussieht.
    Der Vorhang bleibt auf den vielen Bühnen im Augsburger Land wegen Corona vorerst zu. Die Theaterfreunde hoffen, dass das im kommenden Jahr anders aussieht. Foto: Marcus Brandt (Symbolfoto)

    "Und dann kam Corona" - mit diesem Satz enden unzählige Erzählungen dieser Tage. Besonders trifft er das kulturelle Leben. Denn das ist vielerorts praktisch nicht mehr existent. Abstand, Maske, Lockdown - für die vielen Theatergruppen im Kreis Augsburg ist es ein Akt zum Verzweifeln. Einige von ihnen hatten bereits ganze Stücke geprobt und standen im März kurz vor den ersten Aufführungen. Die Hoffnung, diese noch einmal vor Publikum zu spielen, geben sie nicht auf.

    Bereits im Februar und März mussten viele Laientheatergruppen ihre Veranstaltungen kurzfristig absagen. Und nun werden sie auch Anfang 2021 nicht auftreten können. So die düstere Prognose. Mit der Komödie „Oiso so was!“ freuten sich die 15 Darstellerinnen und Darsteller der Theatergruppe FC Emersacker, im März loslegen zu können.

    Drei Tage vor der Premiere wurden die Termine abgesagt, erzählt Anna Weldishofer, die Leiterin. „Wir haben sehr viel Zeit investiert und waren startklar. Das war bitter.“ So hegt sie nur gedämpfte Erwartungen für die nächste Spielsaison. „Wir planen nichts ein, denn das soll nicht nochmal passieren.“ Für die Zeit nach der Krise hat sie einen Wunsch: „Weitermachen, als wenn Corona nie gewesen wäre - auch wenn das wahrscheinlich nicht möglich ist.“

    Corona: Einen Tag vor Premiere musste Theatergruppe Gersthofen absagen

    Einen Tag vor der Premiere im März musste auch die Theatergruppe Gersthofen alle ihre Aufführungen absagen, erinnert sich Spielleiter Peter Eder. Die Aufführungen in der Gersthofer Stadthalle mussten abgesagt werden. Eine schwierige Zeit, auch für die neue Vorsitzende der Amateurgruppe Regina Winter. "Meine erste Amtshandlung war alles abzusagen", sagt sie. Auch die Aufführung des Weihnachtsstücks, dessen Einnahmen traditionell gespendet werden. Das Stück aus dem Frühjahr, "Der Heftlmacher", soll nun 2021 auf die Bühne kommen - vorausgesetzt die Corona-Regeln lassen das zu. Winter ist guter Hoffnung, denn in der Gersthofer Stadthalle ist viel Platz zum Abstandhalten. Läuft alles nach Plan, ist es im April soweit.

    Leere Stuhlreihen, verwaiste Hallen: So wie hier in der Gersthofer Stadthalle sieht es derzeit in vielen Kulturstätten aus.  
    Leere Stuhlreihen, verwaiste Hallen: So wie hier in der Gersthofer Stadthalle sieht es derzeit in vielen Kulturstätten aus.   Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Die Schauspielgruppe Neusäß hofft nun auf das Frühjahr. Im Mai wollen sie es mit ihrem aktuellen Stück "Romulus der Große" von Friedrich Dürrenmatt noch einmal probieren. Eine letzte Probe hatte es ihm Frühjahr noch gegeben, erinnert sich Vorsitzender Wolfgang Hugo Ritter: "Das war die Generalprobe, Premiere und Dernière in einem." Im kommenden Jahr will die Gruppe nun wieder zu proben beginnen - zum Teil mit neuen Schauspielern. Je nachdem, wie viele Leute sich im kommenden Jahr zum Proben treffen dürfen, müsse zunächst mit Einzelproben begonnen werden, sagt Ritter. Aber: "Schauspiel ist Teamleistung". Zum Glück sei die Generalprobe im Frühjahr auf Video aufgenommen worden, daran können sich die neuen Schauspieler orientieren.

    Theatergruppe des TSV Zusamzell hatte Glück trotz Corona

    Glück hatte hingegen die Theatergruppe des TSV Zusamzell. Sie konnte alle ihre Aufführungen im Januar noch planmäßig abspielen. Doch für die Zukunft sieht die Organisatorin, Kuni Tretter, auch nicht alles rosig. Die Corona-Krise hatte ihr zwar in die Karten gespielt, denn sie hatte mit einigen Ausfällen ihrer Darsteller zu kämpfen. Aber nachdem ohnehin keine Aufführungen in nächster Zeit geplant sind, ist es nicht ganz so schlimm, sagt sie. Tretter hofft, dass es Mitte nächsten Jahres wieder mit den Proben losgehen kann und wieder Normalität auf der Theaterbühne einkehrt: „Den Schauspielern würde es momentan sicher keine Freude machen, vor wenigen Zuschauern aufzutreten.“ Und auf der Bühne ist es auch kaum vorstellbar, die Abstandsregeln einzuhalten.

    Alles für die Katz, hieß es hingegen für die Zusambühne aus Zusmarshausen. Sämtliche Vorstellungen im März mussten ausfallen. Martina Kecht, die Leiterin, sagt: „So wie es im Moment läuft, bringt es nichts, wenn wir auf eine Aufführung 2021 spekulieren würden. Wir haben keine eigene Bühne. Unsere Veranstaltungen werden, so wie es aussieht, vorerst weiterhin im Seniorenheim St. Albert stattfinden. Doch hier herrscht im Moment Besuchsverbot. Vielleicht wäre eine Veranstaltung auf einer anderen Bühne möglich. Aber das ist schon sehr optimistisch gedacht“, so Kecht.

    "Ein Leben ohne Theater ist einfach nicht vorstellbar"

    Die Regisseurin hat offensichtlich kein Glück bei Premieren. 1991 war sie zum ersten Mal zur Faschingsprinzessin in Gersthofen bei der Lechana gekürt - und dann kam der Golfkrieg. Alle Veranstaltungen wurden abgesagt. Jetzt ist es Corona, das ihrem Regie-Debüt einen Strich durch die Rechnung machte.

    Doch neben den schlechten Nachrichten gibt es auch eine gute: „Nur wenige Leute haben ihre Karten zurückgegeben, sondern spendeten ihr Eintrittsgeld der Zusambühne. Das ist ein Beweis von großer Anerkennung.“

    Auch für 2021 wird es vorerst keine Theaterabende geben. „Man kann im Moment ohnehin nichts planen“, so Anna Weldishofer. Bei einem sind sich die Spielleiterinnen allerdings einig: "Ein Leben ohne Theater ist einfach nicht vorstellbar."

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    Wie trifft die Corona-Krise Veranstaltungstechniker? Hören Sie sich dazu unseren Podcast von Juli 2020 aus der Reihe "Augsburg, meine Stadt" an:

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