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Landkreis Augsburg: Trotz Corona: Wie Betriebe im Augsburger Land um Lehrlinge kämpfen

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Trotz Corona: Wie Betriebe im Augsburger Land um Lehrlinge kämpfen

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    Benedikt Kratzer bildet in seinem Betrieb trotz Corona-Krise weiterhin aus. In diesem September starten sogar zwei Auszubildende.
    Benedikt Kratzer bildet in seinem Betrieb trotz Corona-Krise weiterhin aus. In diesem September starten sogar zwei Auszubildende. Foto: Markus Merk

    Schon seit vielen Jahren bildet Benedikt Kratzer in seinem Betrieb für Energietechnik Azubis aus. Dieses Jahr laufe das etwas anders ab, erzählt Kratzer. Allerdings nicht, wie man meinen würde. Statt nichts zu tun und Kurzarbeit habe die Energietechnik Benedikt Kratzer GmbH & Co. KG während Corona sogar mehr Aufträge als sonst. Und statt keiner neuen Azubis gebe es ab September sogar zwei, obwohl bisher nur ein neuer Jugendlicher pro Jahr ausgebildet worden sei.

    Die Berufsschulen hätten einige Wochen geschlossen gehabt, was die Ausbildung beeinträchtigt habe. Aber im Betrieb sei es recht normal weitergegangen. „Wir haben keine Werkstätten, wo sich viele Leute sammeln würden“, sagt Kratzer. „Auf dem Bau wird in festen Trupps von zwei bis drei Leuten gearbeitet.“ Zu viel Kontakt sei also kein Thema.

    An Aufträgen mangelt es auf dem Bau trotz Corona nicht

    Im Allgemeinen habe die Firma gut weiterarbeiten können. An Aufträgen haben sie „Vollauslastung wie noch nie“. Beratungen seien schnell zu Zoom-Konferenzen geworden. „Mit den Kunden bespricht man online die Wünsche und sieht die auf dem Bau dann das erste Mal live“, berichtet Kratzer. „Das ist schon seltsam.“

    Als Ausbilder ist der Betrieb bereits erfahren und bekannt. Eine Schwierigkeit aktuell sei, Ausbilder und Auszubildende zusammenzubringen, berichtet die Handwerkskammer Schwaben. Im Energietechnik-Betrieb Kratzer sei auch das kein Problem. „Auf Messen waren wir sowieso wenig aktiv“, sagt der Inhaber. „Heuer haben wir einen Azubi über Social Media gefunden, womit wir viel arbeiten.“ Werbung habe der Betrieb gar nicht notwendig, da er als erfolgreicher Ausbilder an Schulen schon bekannt sei. Wenn ein Schüler an einer Ausbildung und Energietechnik interessiert sei, würde die Schule ihm Benedikt Kratzer empfehlen.

    IHK Schwaben berichtet von unbesetzten Ausbildungsplätzen

    Nicht in allen Betrieben ist jetzt schon geklärt, wie es im September aussehen wird. Die IHK Schwaben berichtet, dass viele Ausbildungsplätze noch unbesetzt seien. Wolfgang Haschner, Leiter des Fachbereichs Ausbildung bei der IHK Schwaben, sagt: „Jeder Jugendliche wird trotz Corona ausreichend Stellen in seinem Wunschberuf finden.“ Er ruft die Jugendlichen dazu auf, sich selbst nach Plätzen umzusehen und zu bewerben.

    Insgesamt komme der Ausbildungsmarkt heuer spät in Schwung. „Bei vielen Firmen standen wegen des Lockdowns seit März andere Themen im Fokus“, sagt Haschner. Um den Ausbildungsmarkt noch einmal anzukurbeln, bietet die IHK morgen, Mittwoch, 22. Juli, ein „virtuelles Speeddating“ an. Unternehmen und potenzielle Azubis können in einer App Profile durchstöbern und wenn ein „Match“ entsteht, Kontakt aufnehmen – wie bei einer Dating-App. Morgen können die Leute direkt per Videoanruf Kontakt aufnehmen. Informationen dazu gibt es unter schwaben.ihk.de/speeddating.

    Handwerkliche Ausbildungen sind weniger gefragt als üblich

    Im Allgemeinen seien handwerkliche Ausbildungen im Moment nicht weniger gefragt als sonst. Anette Göllner, Leiterin der Hauptabteilung Berufsausbildung bei der Handwerkskammer Schwaben, sagt, das größte Problem aktuell sei, Betriebe und Azubis zusammenzubringen. „Ausbildungsmessen, Berufsinfotage und die umfangreiche Beratung durch die Handwerkskammer in den Schulen konnten dieses Jahr nicht stattfinden.“ Außerdem seien in vielen Schulen die Pflichtpraktika weggefallen.

    Manche Branchen seien von Corona härter getroffen worden, weil sie vollständig schließen mussten, wie beispielsweise Friseure. Um zu helfen, bietet das Nachwuchswerbeteam der Handwerkskammer Schwaben jetzt Online-Sprechstunden an. Die nächsten finden am Donnerstag, 23. Juli, und am Mittwoch, 19. August, statt. Teilnehmen können Interessenten unter hwk-schwaben.de/ausbildungssprechstunde.

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