Wolfgang Kerndl will wieder Reisen. Nach Island, vielleicht schon im Sommer. Der 80-Jähriger ist optimistisch, was das angeht, denn er ist einer von rund 7000 Senioren im Augsburger Land, die bislang eine Impfung gegen Corona bekommen haben. Am Montagvormittag steht er vor dem Impfzentrum in Gablingen. Die Freude ist ihm ins Gesicht geschrieben. "Hat gar nicht weh getan", sagt er. Währenddessen sind in der großen Halle im Gablinger Industriegebiet schon die nächsten dran.
Der Parkplatz ist am Montagvormittag brechend voll, einige Autos müssen vor dem Grundstück parken. Viele der Senioren werden von ihren Angehörigen zum Impftermin gefahren. Wolfgang Kerndl nicht. Der rüstige 80-Jährige ist mit dem Auto gekommen und freut sich, sein Leben nun wieder etwas normaler führen zu können. "Ich habe jetzt einfach ein besseres Gefühl", sagt Kerndl. Der Entschluss, sich impfen zu lassen stand für den Vater einer Ärztin schon lange fest. Die Anmeldung lief aus seiner Sicht reibungslos.
Bislang können sich im Impfzentrum nur Senioren über 80 Jahre impfen lassen
Immer wieder kam es in den vergangenen Wochen zu Beschwerden von Senioren, die sich nicht für einen Impftermin anmelden konnten. Der Grund: Es gab schlicht keinen Impfstoff im Augsburger Land. Das hat sich mittlerweile offenbar geändert. Am Montagvormittag kommt ein Senior nach dem anderen geimpft aus dem Zentrum in Gablingen. Bis zum Freitag wurden nach Angaben des Landratsamts 6448 Erst- und 3375 Zweitimpfungen verimpft. Nicht nur im Impfzentrum in Gablingen, sondern auch von mobilen Teams zu Hause bei Menschen, die nicht ins Zentrum kommen können. Nach und nach werden die rund 15.500 über 80-Jährigen im Kreis Augsburg per Post informiert, dass sie sich zur Impfung anmelden können. Wer von dieser Gruppe zuerst an der Reihe ist, wird gelost. Menschen, die aufgrund bestimmter Vorerkrankungen bevorzugt behandelt werden sollten, können sich an eine dafür eingerichtete Kommission wenden. Dort wird dann im Einzelfall entschieden.
Wolfgang Kerndl hatte erst vor wenigen Wochen seinen 80. Geburtstag und gehört damit nun zu der ersten Gruppe, die geimpft werden soll. Er könne jetzt einen Termin vereinbaren, hieß es in einem Schreiben vom Landratsamt, das er erst am Freitag im Briefkasten hatte. Sofort rief Kerndl bei der Hotline des Impfzentrums an, schon am Montag konnte er vorbeikommen. Wer die große Halle betritt, muss sich zunächst registrieren. Hat man einen Termin, geht es weiter in einen kleinen Vorraum, erzählt Kerndl. Dort werde ein Video gezeigt, das die Patienten über mögliche Nebenwirkungen der Impfung aufklären soll. "Nach wenigen Minuten wurde ich schon aufgerufen", sagt Kerndl. In der Halle in Gablingen gibt es mehrere kleine Räume, in denen die Impfung verabreicht wird. Ein Arzt klärt jeden Patienten vorher noch einmal über die Risiken auf. "Er wollte zum Beispiel wissen, welche Vorerkrankungen ich habe", erzählt Kerndl. Die Impfung an sich ist in wenigen Augenblicken vorbei. Kerndl: "Das ist nicht anders als bei einer Grippeimpfung."
So läuft die Corona-Impfung im Impfzentrum im Gablingen
Anschließend kommen die Geimpften in einen Ruhebereich, wo sie etwa eine Viertelstunde warten sollen. Sollte es gleich nach dem Pieks zu Nebenwirkungen kommen, stehen Sanitäter bereit. Wolfgang Kerndl fühlte sich aber nicht unwohl nach dem Pieks. Nach einer halben Stunde war alles vorbei und der 80-Jährige konnte wieder nach Hause fahren. In ein paar Wochen muss er wieder kommen. Dann hat Kerndl seinen Termin zur Zweitimpfung. Danach gilt man als immun gegen Corona. Was das für den 80-Jährigen aus Aystetten bedeutet? "Ich hoffe, mein leben wird wieder normaler", sagt er. Sobald es geht wolle er nach Island reisen. Ohne Impfung wäre das für ihn nicht infrage gekommen.
Die Hoffnung, dass sich ihr Leben nach der Impfung wieder normalisieren wird, hat auch Franziska Kraus aus Meitingen. Ihre Tochter, Brigitte Töpel, hat sie und ihren Mann am Montag zum Impftermin gefahren. Kurz danach kommen Franziska Kraus beinahe die Tränen. "Ich hoffe, dass ich jetzt meinen Urenkel wieder sehen kann", sagt sie gerührt. Auch ihre Tochter wirkt kurz nach dem Impftermin sichtlich erleichtert. So gut es ging, wurden die Kontakte ihrer Eltern in den vergangenen Monaten reduziert. "Wir sind nur einmal in der Woche zum Einkaufen gegangen", sagt Brigitte Töpel. Dass ihre Eltern bald immun gegen Corona sein sollen, erleichtert sie.
Senioren hofft, durch Impfung ihren Urenkel wieder sehen zu können
Töpel hatte sich um die Impftermine gekümmert. Vor knapp einer Woche habe sie Bescheid bekommen, dass es losgehen kann, erinnert sich Franziska Kraus: "Ich war fast überrascht, wie schnell es ging." Zuerst musste noch Rücksprache mit dem Hausarzt gehalten werden, doch der Entschluss ihrer Eltern für die Impfung stand schon lange zuvor fest. "Das war für mich klar", sagt Franziska Kraus. "Es muss doch weitergehen."
Lesen Sie dazu auch:
- Corona: Landrat denkt über Lockerungen bei Schule, Kitas und Einzelhandel nach
- Corona-Mutation im Kreis Augsburg: Infizierte haben sich nicht im Ausland angesteckt