Wer vor dem Winter noch die Dachrinnen ausputzt oder das Laub im Garten aufsammelt, der sollte aufpassen: Sonst passiert das, was für Dinkelscherbens Bürgermeister Edgar Kalb schmerzhafte Folgen hatte. Er bekam nämlich Brennhärchen des Eichenprozessionsspinners auf die Haut, was einen schmerzhaften Ausschlag nach sich zog. Arme und Hals waren binnen kurzer Zeit von hunderten roten Punkten überzogen.
Was Kalb bei der Gartenarbeit nicht bedacht hatte: Die Härchen des Prozessionsspinners befinden sich immer noch zwischen dem Eichenlaub. Bis zu drei Jahre können die Brennhärchen gefährlich sein und ihre Wirkung behalten, erklärt der Kreisfachberater der Abteilung Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt, Bernhard Frey. Kommt ein Mensch mit den Brennhaaren in Kontakt, dann droht eine allergische Reaktion. Das kann ein stark juckender Hautausschlag sein, eine Schleimhautentzündung, eine Bronchitis, eine Bindehautentzündung, sogar Atemnot und schlimmstenfalls ein anaphylaktischer Schock. „Die menschliche Haut wird schwer verletzt“, sagt Frey, „das ist fast wie eine Verbrennung.“
Mikroskopisch kleine Brennhaare, gefüllt mit Protein
Ursache sind die mikroskopisch kleinen Brennhaare, die der Eichenprozessionsspinner ab dem dritten Raupenstadium ausbildet. „Diese sind gefüllt mit einem Protein. Es handelt sich um ein wirksames Abwehrmittel gegen Fressfeinde“, erklärt Hubert Droste, der Leiter des Forstbetriebs Zusmarshausen der Bayerischen Staatsforsten. Natürliche Feinde sind insbesondere Schlupfwespen und Raupenfliegen, die Eier in oder an die Raupen legen und deren Larven dann fressen. Vögel haben bis auf den Kuckuck keinen Appetit auf die Raupen – wegen der Brennhaare, die nach dem Abflug der Insekten im sogenannten Gespinstsack auf Häutungsresten zurückbleiben. Reißt dann beispielsweise der Wind einen Gespinstsack auf, dann fliegen abertausende Härchen durch die Gegend.
Wer sie dann auf die Haut bekommt, flucht lange. Eine Woche dauerte es, bis beim Dinkelscherber Bürgermeister Kalb ein kortisonhaltige Spray wirkte und die ausgebildeten Pusteln wieder abgeklungen waren.
Fachberater Bernhard Frey appelliert an die Besitzer von betroffenen Eichen: Sie müssten dafür Sorge tragen, dass die Nester der Eichenprozessionsspinner verschwinden. „Sie sind ein echtes Gefahrenpotenzial.“ Die Verpuppungs- und Häutungsnester können zum Beispiel abgesaugt werden. Anfang Mai können laut Experten auch zugelassene Insektizide benutzt werden – doch dafür ist es jetzt definitiv schon zu spät.