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Landkreis Augsburg: Sanierung beginnt: Schloss Mickhausen wird wachgeküsst

Landkreis Augsburg

Sanierung beginnt: Schloss Mickhausen wird wachgeküsst

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    So soll das Staudenschloss Mickhausen einmal aussehen: Um das 500 Jahre alte Gemäuer soll wie früher wieder Wasser fließen. Im Modell ist auch der geplante Renaissance-Garten zu sehen.
    So soll das Staudenschloss Mickhausen einmal aussehen: Um das 500 Jahre alte Gemäuer soll wie früher wieder Wasser fließen. Im Modell ist auch der geplante Renaissance-Garten zu sehen. Foto: Kleber

    Ein wirklich verwunschenes Gemäuer: einst Burg, zauberhaftes Schloss mit Wassergraben, dann Krankenhaus, Altenpflegeheim, Spekulationsobjekt und Filmkulisse. Seit vielen Jahren verkommt das vierflügelige Kleinod aus dem 15. Jahrhundert. Ein Trauerspiel, das beinahe zur Tragödie geworden wäre, wenn nicht Geschäftsmann Hermann Messerschmidt Gefallen an dem einzigartigen Kulturdenkmal gefunden hätte. Seine Stiftung kaufte vor drei Jahren die Anlage, die in wenigen Jahren zum strahlenden Mittelpunkt der Stauden werden soll. Ein „kleines Sommer- wie Wintermärchen“ wünscht sich Stiftungsvorsitzender Wolfgang Knabe.

    Das Staudenschloss soll bis Ende 2022 wieder von Wasser umflutet werden. Geplant sind auch ein Renaissancegarten, ein Musikpavillon und eine Orangerie. Das gesamte Ensemble soll ein Anziehungspunkt für musikalische Veranstaltungen, Schlossfeste, Hochzeiten und Feiern, für Ausstellungen, Museumsbesuche, Tagungen oder einfach nur als Ziel für sonntägliche Spaziergänge werden.

    Auf das Schloss gebracht hatten Messerschmidt, der übrigens nicht mit dem Flugzeugingenieur Willy Messerschmitt verwandt ist, die befreundeten Wolfgang und Edith Knabe aus Königsbrunn. „Als ich ihm vorschlug, dieses Schloss zu erwerben, war er dabei. Vorausgesetzt, es würde, wie er sagte, von einem tristen Verwaltungsgebäude wieder zu einem Schloss“, sagte Knabe beim symbolischen Spatenstich am Mittwoch, der den Start der mehrjährigen Bauarbeiten markiert.

    Ziel ist die Wiederherstellung des Staudenschlosses samt seinem Schlosspark

    Hermann Messerschmidt, der im Januar im Alter von 86 Jahren starb, wollte sich für ein bleibendes Kulturbewusstsein der nachfolgenden Generationen einsetzen. Um den Wunsch zu zementieren, wurde 2016 mit dem Kauf des Schlosses eine Stiftung ins Leben gerufen. Vorrangiges Ziel ist die Wiederherstellung des Staudenschlosses samt seinem Schlosspark, um so Kunst und Kultur zu fördern und das von der Mercator-Forschungsgruppe betriebene Mercateum in Königsbrunn zu unterstützen. Hinter dem Museum zum Fern- und Seehandel, das sich in einem riesigen begehbaren Globus befindet, steckt der Kulturwissenschaftler Wolfgang Knabe.

    Er hatte die historischen Handelsrouten der Augsburger und Nürnberger Handelshäuser zu Land und Wasser auf fünf Land- und drei Schiffsexpeditionen mit seinem Forschungsschiff Mercator nachvollzogen. Auch Hermann Messerschmidt war weit gereist und weltweit kulturinteressiert. Über 120 Länder hatte er als Rucksacktourist kennengelernt. „Der Entdeckungsgeschichte war er besonders aufgeschlossen“, weiß Knabe. Im sanierten Staudenschloss soll an dieses Kapitel der Geschichte in einem Museum erinnert werden. Knabe: „Es wird eine Hommage an den Entdeckergeist all jener Kaufleute, die unsere Heimat nach ihrer Rückkehr mit vielem Unbekannten bereicherten und mit zur Entwicklung des modernen Weltbildes, zum Erfindungsgeist und späteren Wohlstand beigetragen haben.“ Die Verbindung der Kaufleute, die den globalen Handel begründeten, liegt übrigens auf der Hand: Als die Fugger ihre größte Blütezeit hatten, ging das Mickhauser Wasserschloss an Graf Anton Fugger. Das war 1535.

    Schloss war Drehort für Sat.1-Historienthriller „Die Hebamme 2“

    Zutritt verboten: In dieser Woche haben die Bauarbeiten am Schloss begonnen. Die Sanierung soll zwei Jahre dauern. 
    Zutritt verboten: In dieser Woche haben die Bauarbeiten am Schloss begonnen. Die Sanierung soll zwei Jahre dauern.  Foto: Maximilian Czysz

    Seitdem hat das Gemäuer mit seinem Innenhof und der angebauten Kirche Maria von Loreto viel mitgemacht. Zuletzt kam es in die Schlagzeilen, als dort 2015 Teile desSat.1-Historienthrillers „Die Hebamme 2“ mit Schauspielerin Josefina Preuß gedreht wurden. Teilweise wurden für die Aufnahmen Zimmer neu gestrichen.

    Am insgesamt schlechten baulichen Zustand änderten die kosmetischen Ausbesserungen aber nichts. „Es ist fünf vor zwölf“, sagte gestern Matthias Götz vom Planungsbüro Bergmann. Die Dächer der Vierflügel-Anlage beschrieb er als „maximal marode“. Die erste Aufgabe des Millionen-Projekts sei es, das Gebäude nochmals über den Winter zu bringen. Er kündigte „intensive Jahre“ an und stellte fest: „Wir brauchen Geduld.“ Die Sanierung würde mit Demut vor den Erbauern begonnen.

    Der Augsburger Landrat Martin Sailer berichtete beim Spatenstich, zu dem auch Kultusminister Bernd Sibler mit einem Förderbescheid von zweieinhalb Millionen Euro aus Mitteln des Bayerischen Entschädigungsfonds gekommen war, wie er erstmals von der Idee zur Sanierung gehört hatte. Der Stiftungsvorsitzende Wolfgang Knabe hätte die Beteiligten schnell begeistert und in seinen Bann gezogen. Daraufhin habe Sailer Mickhausens Bürgermeister Hans Biechele angerufen und ihm gesagt, dass die Pläne zum Schloss zu einem „Sechser im Lotto“ für die Stauden werden könnten. Jetzt soll sich der Jackpot für die Kultur auszahlen.

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