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Landkreis Augsburg: Riesen-Ansturm auf Impfung mit AstraZeneca im Kreis Augsburg

Landkreis Augsburg

Riesen-Ansturm auf Impfung mit AstraZeneca im Kreis Augsburg

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    3.500 Bürger werden im Kreis Augsburg am Wochenende mit AstraZeneca geimpft. Dann ist für das Vakzin bei den Erstimpfungen teilweise Schluss.
    3.500 Bürger werden im Kreis Augsburg am Wochenende mit AstraZeneca geimpft. Dann ist für das Vakzin bei den Erstimpfungen teilweise Schluss. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Die Taste für die Wahlwiederholung machte es möglich: mehr als 150.000 Anrufversuche in nur einer Stunde. Die Hotline des Landratsamtes in Augsburg ist am Dienstag vom Ansturm Impfwilliger schier überrannt worden, zwischenzeitlich ging sogar die Telefonanlage für eine Viertelstunde in die Knie. Aber: Gut 3200 Menschen haben im Laufe des Tages einen Termin für die Impfung gegen Corona bekommen. Rund 250 Menschen können am Mittwochmorgen noch zum Zuge kommen.

    Zu denen, die bislang kein Glück hatten, zählt dagegen Reinhold Lenski aus Bobingen. Er hat am Dienstag mehrere Stunden versucht, einen Termin für die Impfaktion am Wochenende zu bekommen. Erfolg hatte er keinen. "Das ist eine Frechheit ohnesgleichen", schimpft er.

    Der Hintergrund: Wer schnell ist und über 60 Jahre alt, bekommt im Landkreis Augsburg vielleicht früher als gedacht eine Corona-Impfung. Bevor die Erstimpfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin dort nächste Woche eingestellt werden, gibt es in den Impfzentren in Gablingen und Bobingen am Wochenende nochmal 3.500 Dosen des schwedisch-britischen Unternehmens. Die sollen am Wochenende zum Einsatz kommen. Termine waren am Dienstag ab neun Uhr telefonisch bei einer Hotline buchbar.

    Ein Freund von Lenski hatte mehr Glück, berichtet der Bobinger. Er sei durchgekommen, musste dann aber eine halbe Stunde in der Warteschleife verbringen. Lenski übt Kritik: "Man hätte sich bei der Organisation etwas Besseres überlegen können." Wie er berichten am Dienstag viele von Schwierigkeiten, bei der Hotline jemanden zu erreichen.

    Ist die Impfaktion ein "unverantwortliches Windhundrennen"?

    Max Hochhäuser aus Königsbrunn kritisiert nicht nur die Organisation, sondern das Vorgehen nach dem Prinzip "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Das bezeichnet er gegenüber unserer Redaktion als "unverantwortliches Windhundrennen". Er sagt: "So sehr ich mich über die Impfung für möglichst viele Personen freue, so erschreckt es mich, wenn ein Landrat einer christlich-orientierten Partei nunmehr ein Windhundrennen auslöst, bei dem es im wahrsten Sinne um Leben und Tod geht."

    Landrat Martin Sailer dagegen sieht sich in seinem Vorgehen bestätigt. Entscheidend sei doch, dass dank der Aktion in dieser Woche im Landkreis statt 5500 nun knapp 9000 Menschen geimpft werden konnten. Mithilfe des gewählten Verfahrens habe man schnell viele Impftermine machen können. Die Mitarbeiter seines Hauses hätten sensationelle Arbeit geleistet, so der Landrat. Er betont: "Wann immer sich die Möglichkeit bietet, so etwas zu wiederholen, werden wir machen." Er sei sich sicher gewesen, dass viele Menschen nach wie vor Vertrauen in den Impfstoff AstraZeneca hätten.

    Impfung? Ja, bitte. Mit AstraZeneca? Nein, danke.

    Bei den Hausärzten unterdessen sorgt die scheinbar unendliche AstraZeneca-Debatte für Komplikationen. Denn viele scheinen den Impfstoff gar nicht zu wollen. Jakob Berger, Bezirksvorsitzender für Schwaben beim Bayerischen Hausärzteverband, sagt: "Die Kollegen berichten, dass viele Patienten AstraZeneca nicht wollen und fürchten, dass sie dann auf den Impfdosen sitzen bleiben." Das macht das Planen schwierig, denn die Mediziner können weiterhin, in begrenzter Menge, sowohl das Vakzin von Biontech als auch das vom schwedisch-britischen Konzern bestellen.

    Im Gegensatz zu den Impfzentren können sie unter 60-Jährige, die etwa aufgrund einer gesundheitlichen Einschränkung zur Risikogruppe gehören, mit AstraZeneca impfen, wenn diese das wollen. Aber auch er habe Patienten, die zwar geimpft werden wollen, aber nicht mit AstraZeneca, sagt Berger, der eine Praxis in Meitingen-Herbertshofen hat. Die Hausärzte sind von der Größe der Lieferungen abhängig. Laut Berger können sie das Tempo weiter steigern – wenn genug Impfstoff da ist.

    3163 Landkreisbürger haben die Ärzte schon immunisiert. Im gleichen Zeitraum erhielten in den beiden Zentren 9172 Landkreisbürger das Vakzin. 56.149 Impfungen gab es laut Landratsamt im Kreis Augsburg bisher insgesamt. Über 1000 davon kamen am Dienstag dazu. Aktuell werden laut Landratsamt vor allem Zugehörige der Prioritätsgruppe Zwei, also über 70-Jährige und Vorerkrankte, geimpft. "Aus heutiger Sicht kann in circa drei bis vier Wochen mit der Impfung der Prio Drei begonnen werden", sagt Pressesprecher Jens Reitlinger. Dann wären auch Lehrer an weiterführenden Schulen an der Reihe.

    Trotz Skepsis: Hohe Nachfrage bei letzter AstraZeneca-Aktion

    Der AstraZeneca-Stopp in den Zentren in Gablingen und Bobingen ab nächster Woche werde das Tempo nicht zwangsläufig verlangsamen. Denkbar sei dagegen eine Verlagerung, etwa hin zu den Hausarztpraxen, erklärt Reitlinger. Auch hier kommt es wieder darauf an, wie viel Impfstoff da ist: "Für ein höheres Tempo sind in erster Linie die bereitgestellten Impfstoffmengen maßgeblich", sagt der Pressesprecher.

    Die Bedenken wegen AstraZeneca scheinen nicht alle Menschen im Landkreis zu teilen: Am Dienstag wurden 3200 der 3500 Termine für die AstraZeneca-Impfaktion am Wochenende vergeben. Für den Rest ist die Hotline am Mittwoch wieder ab 9 Uhr erreichbar. Der große Andrang scheint ein Grund dafür gewesen zu sein, dass viele nicht bis zur Terminbuchung durchgekommen sind. Dazu kommt, dass einige Anrufer sich noch nicht online registriert hatten, wodurch die Gespräche teilweise länger dauerten. (mit mcz)

    Lesen sie dazu auch die Glosse: Ansturm auf Impfdosen: Weiter in der Warteschleife

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