Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Augsburg: Retten Millionen Bäume das Klima im Augsburger Land?

Landkreis Augsburg

Retten Millionen Bäume das Klima im Augsburger Land?

    • |
    Die Zusammensetzung der Wälder wird sich in den kommenden Jahrzehnten verändern.
    Die Zusammensetzung der Wälder wird sich in den kommenden Jahrzehnten verändern. Foto: Marcus Merk

    Die Umweltschutzorganisation Bund warnt vor einem „Waldsterben 2.0“, der Forstminister von Baden-Württemberg ruft den Notstand aus. Und in Bayern will Ministerpräsident Markus Söder 30 Millionen Bäume pflanzen lassen und die Staatsforsten ökologischer ausrichten. Werden im Augsburger Land jetzt Millionen neue Bäume gepflanzt? Und: Wie steht es eigentlich um den Wald?

    Als „angespannt, aber keinesfalls hoffnungslos“, beschreibt der Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg, Wolfgang Sailer, die Situation. Seine Kollege Hubert Droste, der den Forstbetrieb Zusmarshausen der Bayerischen Staatsforsten leitet, drückt sich anders aus: Die Trockenheit des letzten Jahres im Wald habe sich zwar bemerkbar gemacht. Insgesamt sehe es in Mittelschwaben aber günstig aus. Trotzdem soll der Waldumbau in den nächsten zehn Jahren beschleunigt werden – über die Hälfte der 14.000 Hektar, um die sich Mitarbeiter des Forstbetriebs kümmern, werden nach den Angaben von Droste verjüngt.

    Ziel sind auch eine natürliche Verjüngung und stabile Mischbestände

    Konkret: Eine Millionen Bäume sollen in den nächsten zehn Jahren gepflanzt werden. Nikolaus Gieler, der die Planung und Kontrolle einer nachhaltigen Entwicklung von Forstbetrieben begleitet, stellt aber klar: „Mit der Baumanzahl alleine ist es nicht getan.“ Ziel seien auch eine natürliche Verjüngung und stabile Mischbestände mit möglichst vier bis fünf Baumarten, um für den Klimawandel gerüstet zu sein.

    Gepflanzt werden sollen ertragsstarke Baumarten wie Tannen, Lärchen und Douglasien. Droste: „Das sind alles Baumarten, die auch unter geänderten Klimabedingungen bei uns eine Zukunft haben. Das gilt besonders für die Douglasie, die an die Sommertrockenheit angepasst ist, bei uns hervorragende Wuchsleistungen zeigt und zudem ein wertvolles Kernholz liefert.“

    In den vergangenen zehn Jahren wurden 750 Hektar für den Waldumbau gepflanzt, was mehr als drei Millionen Bäumen entspricht. Der Schwerpunkt lag bei Buchen auf einer Fläche von 280 Hektar, gefolgt von Tannen (150 Hektar).

    Zusmarshausen ist die Nummer eins in Bayern

    Der beschleunigte Waldumbau müsse auch von einer intensiveren Jagd begleitet werden, erinnerte Droste. Der Deutsche Jagd-Verbands mahnt bereits an, dass der Waldumbau nicht auf dem Rücken des Wildes ausgetragen werden dürfe. Besonders auf großen Schadflächen oder in klassischen Monokulturen gehe es nicht ohne Schutzmaßnahmen wie Netzhüllen und eine intensive Pflege. Doch dazu müsse in den Forstverwaltungen mehr Personal eingestellt werden. Das Credo des Verbands: „Wald mit Wild.“ Apropos Verbiss: Die geringen Zahlen im Forstbetrieb Zusmarshausen bezeichnete Experte Nikolaus Gieler als „sensationell“. Nach der aktuellen Waldinventur ist Zusmarshausen auch die Nummer eins in Bayern, was die Holzvorräte betrifft. In den nächsten Jahren werden sie bei der Fichte weiter abgebaut.

    In den nächsten Jahrzehnten soll der prozentuale Anteil des Flachwurzlers im Wald weniger als die Hälfte ausmachen. Nach der aktuellen Waldinventur sind es 56 Prozent, vor zehn Jahren waren es 60 Prozent und vor 50 Jahren sogar noch 73 Prozent. Das hat seinen Grund: Nach dem Krieg habe es große Fichtenanpflanzungen gegeben – eine Entwicklung, die aus der Not heraus geboren war. Klar: Die Fichte ist bekannt dafür, dass sie schnell wächst und entsprechend schnelle einen Ertrag bringt.

    Ohne Ertrag geht die Motivation verloren

    Den soll es auch in Zukunft geben, stellt Droste klar. „Auch mit einem geringeren Fichten-Anteil wollen wir erfolgreich wirtschaften und im Wald Geld verdienen.“ Sein Kollege Nikolaus Gieler vergleicht es mit dem Privatwaldbesitzer: Ohne Ertrag verliere er die Motivation, seinen Wald zu bewirtschaften. Und das kann gefährlich werden, wie die aktuelle Situation zeigt: Beim aktuell niedrigen Holzpreis will nicht mehr jeder Holz schlagen – auch wenn sich der Borkenkäfer einnistet und damit großes Ungemach für den gesamten Forst droht.

    Wolfgang Sailer von Landwirtschaftsamt hat von Kollegen aus anderen Bundesländern erfahren, dass ganze Waldgebiete und Täler von den Waldbesitzern aufgegeben werden, weil sie der aktuellen Waldschutzsituation nicht mehr Herr werden beziehungsweise die Bekämpfungsmaßnahmen aufgrund der gefallenen Holzpreise nicht mehr durch den Verkauf des Holzes gedeckt sind. Auch in Bayern gebe es Regionen wie Niederbayern, südliche Oberpfalz, Ober- und Unterfranken, wo die Situation in den Wäldern wegen vor allem Insekten, Pilze oder der Trockenheit als äußerst kritisch zu sehen sei.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden