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Landkreis Augsburg: Reihenfolge aufgehoben: Kommt jetzt der Ansturm der Jungen auf AstraZeneca?

Landkreis Augsburg

Reihenfolge aufgehoben: Kommt jetzt der Ansturm der Jungen auf AstraZeneca?

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    Ist jetzt für alle im Landkreis Augsburg ab 18 Jahren freigegeben: der Impfstoff von AstraZeneca.
    Ist jetzt für alle im Landkreis Augsburg ab 18 Jahren freigegeben: der Impfstoff von AstraZeneca. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    In der Praxis von Allgemeinarzt Sebastian Lochbrunner in Schwabmünchen glühten am Donnerstag die Telefonleitungen: "Heute gab es schon besonders große Nachfrage", sagt er am Nachmittag, nachdem der AstraZeneca-Impfstoff für alle ab 18 freigegeben worden war. Zuvor sollte das Präparat nur Menschen ab 60 Jahren gespritzt werden. Denn im Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung waren einige wenige Fälle von Hirnvenenthrombosen aufgetreten, hauptsächlich bei Frauen unter 60. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek sagte im Bayerischen Rundfunk: "Wer diesen Impfstoff will, der kann ihn bei den Hausärztinnen und Hausärzten auch bekommen."

    Hausarzt im Landkreis Augsburg empfiehlt AstraZeneca auch für Jüngere

    Jakob Berger, Bezirksvorsitzender für Schwaben beim Bayerischen Hausärzteverband, kann sich vorstellen, dass es jetzt bei den Jüngeren einen Ansturm auf die Hausarztpraxen und deren AstraZeneca-Impfdosen gibt. Bereits die Impfaktion des Landkreises habe eine hohe Nachfrage gezeigt: 3500 über 60-jährige Bürger bekamen vergangenes Wochenende das schwedisch-britische Präparat, bevor dessen Verwendung in den Impfzentren eingestellt wurde.

    Hausarzt Jakob Berger kann sich vorstellen, dass es nun bei den Jüngeren im Landkreis Augsburg einen Ansturm auf den AstraZeneca-Impfstoff gibt.
    Hausarzt Jakob Berger kann sich vorstellen, dass es nun bei den Jüngeren im Landkreis Augsburg einen Ansturm auf den AstraZeneca-Impfstoff gibt. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Berger, der eine Praxis in Meitingen-Herbertshofen hat, empfiehlt AstraZeneca auch Patienten unter 60 Jahren. Er gibt nämlich zu bedenken: "Auch bei anderen Impfstoffen sind Thrombosen aufgetreten." Nächste Woche gebe es für die Hausärzte ausschließlich den Impfstoff von Biontech, sagt Berger. Dennoch sei der Lieferumfang bisher stetig gewachsen. Tendenz weiter steigend. "Wenn die Lieferungen so eintreten, wie sie vorgesehen sind, dürfte das Impftempo rasch ansteigen", sagt Berger. Dann sei denkbar, dass die Hälfte aller Deutschen bis Ende Juni eine Impfung bekommen.

    Der Landkreis Augsburg impft immer schneller gegen Corona

    Bereits jetzt macht sich der Einsatz der Hausärzte auf die Impfgeschwindigkeit im Landkreis Augsburg bemerkbar. Die Mediziner begannen vor drei Wochen, ihre Patienten gegen Corona zu immunisieren. Mittlerweile sind sie täglich für ein gutes Viertel, teilweise sogar für die Hälfte der Geimpften verantwortlich. Mehr als jeder fünfte Landkreisbewohner ist laut Landratsamt mindestens einmal geimpft.

    Auch die Allgemeinärztin Tania Fernández-Schlüter aus Neusäß kommt bei den Impfungen zügig voran. Sie impfe mittlerweile schon viele 60-Jährige, erklärt die Medizinerin. Nächste Woche bekommen 24 ihrer Patienten bereits die Zweitimpfung. Mit AstraZeneca impft sie weiterhin am liebsten Ältere, aber nicht ausschließlich über 60-Jährige: "Ich habe ein besseres Gefühl, ältere Menschen damit zu impfen, als 18- oder 19-Jährige", sagt die Hausärztin. Sie wäge von Fall zu Fall ab. Auch das Risiko, im Falle einer Corona-Infektion, einen schweren Verlauf zu haben, das bei jungen, gesunden Menschen eher gering sei, müsse man berücksichtigen, erklärt Fernández-Schlüter.

    Sie findet, dass Ärzte und Impfzentren einander gut ergänzen. Die Medizinerin glaubt, wie Berger, an eine Steigerung beim Impftempo: "Wenn wir mehr Impfstoff bekommen, geht es noch schneller voran."

    Ohne Impfstoff geht es schleppend weiter

    Allgemeinarzt Sebastian Lochbrunner aus Schwabmünchen ist weniger optimistisch, auch für ihn ist die Liefermenge entscheidend: "Es geht schleppend weiter, wenn wir keinen Impfstoff haben." In manchen Wochen bekomme er nur einen Bruchteil der bestellten Dosen. Die Aufhebung der Priorisierung bei AstraZeneca sieht er als richtigen Schritt in die Richtung eines unbedingt nötigen Bürokratieabbaus beim Impfen: "Zumindest können wir jetzt flexibler sein." AstraZeneca kann der Schwabmünchner aus eigener Erfahrung empfehlen, er bekam den Impfstoff. "Ich habe überhaupt nichts gemerkt", sagt er über die Nebenwirkungen. Vor einem Jahr war der Mediziner selbst schwer an Corona erkrankt.

    Der Schwabmünchner Arzt Sebastian Lochbrunner war selbst an Corona erkrankt und fordert eine Erhöhung des Impftempos.
    Der Schwabmünchner Arzt Sebastian Lochbrunner war selbst an Corona erkrankt und fordert eine Erhöhung des Impftempos. Foto: Reinhold Radloff (Archiv)

    Lochbrunners Appell: Das Impftempo soll durch weniger Bürokratie und größere Impfstofflieferungen an die Hausärzte erhöht werden: "Wir könnten das Drei- oder Vierfache impfen, wenn Impfstoff da ist", sagt der 78-Jährige. "Jeder, der geimpft ist, ist ein Segen."

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