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Landkreis Augsburg: Naturschützer drohen mit Klage gegen Straßenausbau bei Emersacker

Landkreis Augsburg

Naturschützer drohen mit Klage gegen Straßenausbau bei Emersacker

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    Dieses Biotop direkt an der Staatsstraße 2036 ist nach Ansicht der Naturschützer besonders schützenswert.
    Dieses Biotop direkt an der Staatsstraße 2036 ist nach Ansicht der Naturschützer besonders schützenswert. Foto: Marcus Merk

    Die Staatsstraße 2036 von Gablingen-Holzhausen bis Heretsried soll in einem ersten Bauabschnitt ausgebaut werden. Geplant wird seit Jahren. Der Heretsrieder Bürgermeister Heinrich Jäckle verweist auf enge Kurven und auf die Wichtigkeit eines durchgehenden Radwegs zwischen Emersacker und Holzhausen. Nun droht der Bund Naturschutz mit Klagen, die das Projekt um Jahre verzögern könnten.

    Mit einer von 6000 Unterschriften unterstützten Petition haben Naturschützer rund um den Gablinger BN-Ortsvorsitzenden Albert Eding bereits eine Umplanung des ersten Abschnitts der Straße zwischen Holzhausen und Heretsried erreicht. Sie sahen einen zu großen Eingriff in die Natur durch den Ausbau – speziell auf Höhe des Peterhofs. Voraussichtlich Anfang 2021 soll ein neues Planfeststellungsverfahren beginnen, erklärt Stefan Scheckinger, Bereichsleiter Straßenbau im Staatlichen Bauamt Augsburg.

    Straßenausbau bei Emersacker: Kritik an erheblichen Eingriffen in die Natur

    Doch das reicht den Naturschützern nicht: „Auf der gesamten Strecke sind trotz Umplanungen immer noch erhebliche Eingriffe in Natur- und Landschaft geplant, bis hin zur Überbauung eines Biotops im Eigentum des BN“, so Johannes Enzler, Vorsitzender der Kreisgruppe Augsburg. „Wir werden diesen Ausbau so nicht hinnehmen und alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um zu einer vernünftigen und naturverträglichen Sanierungslösung zu kommen“.

    Gernot Hartwig, Sprecher des BN-Landesarbeitskreises Verkehr, schlägt der Bayerischen Staatsregierung „um die Eingriffe zu vermeiden ein Modellprojekt für eine naturnahe Bestandssanierung auf dieser Staatsstraße vor“.

    Vorplanungen zwischen Heretsried und Emersacker

    Für den zweiten Bauabschnitt zwischen Heretsried und Emersacker liegen bisher die Vorplanungen vor. Nach Informationen des BN soll dabei unter anderem im Bereich der Querung des Weiherbachtals ein Biotopgrundstück im Eigentum des Bundes Naturschutz überbaut werden. „Das Biotop hat zentrale Bedeutung für den Biotopverbund im Weiherbachtal“, erläutert Irmgard Delpino, Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Welden. „Betroffen sind nicht nur durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützte Feuchtbiotope und entsprechende Amphibienarten. Auch die europarechtlich geschützte Gelbbauchunke und die Bachmuschel kommen im Weiherbachtal vor“.

    Albert Eding appelliert an die politischen Entscheidungsträger und das Straßenbauamt, die Planungen auch für den ersten Bauabschnitt noch einmal zu überdenken zugunsten einer naturverträglichen Sanierung auf der Bestandstrasse. „Das Ziel der verbesserten Verkehrssicherheit erreicht man ohne Naturzerstörung auch durch eine gestufte, aber durchgängige Geschwindigkeitsreduzierung.“

    Bund Naturschutz schlägt Modellprojekt vor

    Aus Sicht des BN eignet sich die Staatsstraße 2036 sehr gut für ein Modellprojekt „Naturnahe Bestandssanierung“: das Verkehrsaufkommen sei überschaubar, die Trasse sei bereits gut ausgebaut und liege in einem wertvollen Naturraum im Naturpark Augsburg Westliche Wälder.

    Die Straße zwischen Holzhausen und Peterhof schlängelt sich mitten durch den Wald.
    Die Straße zwischen Holzhausen und Peterhof schlängelt sich mitten durch den Wald. Foto: Marcus Merk

    Zentrale Inhalte eines Modellprojekts könnten sein: Bewahrung des Lebensraums geschützter Arten, Flächen sparen. Die Radwege könnten im Bauabschnitt 2 über vorhandene Waldwege geführt werden, so Irmgard Delpino. Der Bund Naturschutz werde die kommenden Monate dafür nutzen, die Abgeordneten und die Staatsregierung vom Sinn eines solchen Projekts zu überzeugen.

    Was das Naturschutz-Grundstück betrifft, wollen die Aktiven nicht weichen: „Notfalls klagen wir durch alle Instanzen“, so Thomas Frey, BN-Regionalreferent für Schwaben. „Und das kann mindestens fünf bis zehn Jahre dauern.“

    Heretsrieder Bürgermeister warnt vor weiteren Verzögerungen

    Wenig Verständnis dafür hat der Heretsrieder Bürgermeister Heinrich Jäckle. „Auf unserer Flur wird relativ bestandsnah geplant.“ Weitere Verzögerungen finde er unverantwortlich. „Die Streckenführung muss dringend modernisiert werden – auch der geänderten Trassenführung am Bauabschnitt 1 in Richtung Holzhausen könne man nur mit Bauchschmerzen zustimmen. „Es werden nur ein paar scharfe Kurven entschärft.“ Wichtig sei vor allem auch, dass der Radweg nun von Lauterbrunn bis zur Abzweigung nach Welden und dann nach Emersacker weitergeführt werde. „Als damals für die Umgehung von Gablingen das Schmuttertal zerschnitten wurde, habe ich von den Naturschützern nichts gehört“, so Jäckle.

    Diese durchgehende Verbindung bis Holzhausen ist auch dem Bürgermeister von Emersacker, Karl-Heinz Mengele sehr wichtig. Mehr will er sich zu den Planungen derzeit nicht äußern. „Ich habe erst im September einen Termin im Staatlichen Bauamt Augsburg.“

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