Einige Wochen sind seit dem schweren Unfall auf der A8 vergangen. Die Bilder hat Julia Fritsch noch immer vor Augen. Sie gehörte zu den Helfern, die sich in den ersten Minuten um die Verletzten kümmerten – drei Freunde aus dem Raum Pforzheim, die offenbar von einem Kletter-Ausflug zurückgekehrt waren. Sie haben sich jetzt bei Julia Fritsch und ihren Kollegen vom Autobahnbetreiber Pansuevia bedankt – mit einem großen Paket gefüllt mit Süßigkeiten. Eine kleine Aufmerksamkeit, die nicht allzu oft vorkommt.
Mal ist es ein Obstkorb, mal eine kleine Schokolade. Häufiger eine Karte mit Worten, die den persönlichen Dank ausdrücken: Etwa 30 bis 40 Mal passiert es, dass sich Menschen, denen geholfen wurde, beim Kreisverband Augsburg Land des Roten Kreuzes bedanken – bei etwa 35.000 Einsätzen im Jahr, weiß Rettungsdienstleiter Manfred Rupprecht. Er sagt: „Es tut immer gut, hin und wieder ein Feedback zu bekommen. Das ist wie Balsam für die Seele.“
Eine Bestätigung für ihre Arbeit
Für die Retter sei das Dankeschön zum einen eine Bestätigung für ihre Arbeit. Zum anderen würden sie erfahren, was aus den Patienten geworden ist. Denn oft ist an der Klinik Schluss: Der Rettungsdienst kümmert sich zwar vor Ort um die Versorgung und anschließend um den Transport. Was danach passiert, erfahren die Helfer laut Manfred Rupprecht allerdings nur selten.
Auch Julia Fritsch wusste nicht, was aus den drei Erwachsenen aus dem Raum Pforzheim geworden ist, die im März den Unfall auf der A8 hatten. Vermutlich war es zu einem folgenschweren Fahrfehler gekommen. Bei einem Spurwechsel berührte der Wagen mit den drei Bergfreunden zunächst ein anderes Auto. Dann wollte der Fahrer laut Polizei ausweichen und zog den Wagen in die entgegengesetzte Richtung. Doch dort befand sich bereits ein Porsche, der überholen wollte.
Der Fahrer wurde eingeklemmt
Beide Wagen stießen zusammen und verkeilten sich. Dann kam der Sportwagen rechts von der Fahrbahn ab und blieb im Grünstreifen stehen. Der Opel mit den drei Freunden schleuderte quer über die Autobahn und prallte gegen den Unterfahrschutz eines Sattelzugaufliegers. Danach schoss der Wagen gegen die Betongleitwand in der Mitte der A8. Erst dort war Schluss: Der Opel war total demoliert, der Fahrer wurde eingeklemmt. Julia Fritsch hatte den Unfall nicht gesehen. Aber sie gehörte zu den Ersten an der Unfallstelle zwischen Zusmarshausen und Burgau.
Sofort setzte die Pansuevia-Mitarbeiterin – sie leitet den Bereich Erhaltung – einen Notruf ab. Dann schaltete sie das Warnlicht auf ihrem Dienstfahrzeug ein und schaute, dass die Unfallstelle gesichert war. Fritsch: „Es hatte sich bereits ein Stau aufgebaut, es bestand also keine Gefahr mehr für die Retter.“ Anschließend versuchte sie die verletzte Frau auf dem Rücksitz zu beruhigen, während sich andere Ersthelfer um den eingeklemmten Fahrer und den Beifahrer kümmerten.
Mitglied der Rettungshundestaffel der Johanniter
„Es hilft schon, mit der Person zu reden und sie nicht alleine zu lassen“, weiß Julia Fritsch. Als Mitglied der Rettungshundestaffel der Johanniter hat sie keine Berührungsängste. „Hilfe ist selbstverständlich“, sagt die Diplom-Ingenieurin. Ein Dankeschön allerdings nicht immer – das zeigten jüngst die Reaktionen nach einem Bericht über einen Augsburger Anwalt, der die Rechnungen für einen Bergrettungseinsatz für zu hoch hielt und nicht bezahlen wollte. Er war beim Schneeschuhwandern im Tannheimer Tal in Bergnot geraten. Am Ende zahlte er doch.
Die Bergfreunde aus dem Raum Pforzheim drückten ihren Dank in einem persönlichen Schreiben und einem Postpaket mit Süßigkeiten aus. Pansuevia-Geschäftsführer Robert Schmidt, der als Kommandant der Neusässer Feuerwehr die Arbeit der Retter kennt, freut sich: „So haben wir noch nie ein Dankeschön bekommen.“
„Danke“ ist ein Zauberwort, meint Redakteur Maximilian Czysz in seinem Kommentar.