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Landkreis Augsburg: Mountainbiker wechseln von Deuringen nach Diedorf: Das gibt neue Konflikte

Landkreis Augsburg

Mountainbiker wechseln von Deuringen nach Diedorf: Das gibt neue Konflikte

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    Das Fahren auf schmalen Waldwegen wie hier bei Leitershofen macht Mountainbikern besonders viel Spaß. Das gefällt Waldbesitzern und Naturschützern nicht immer.
    Das Fahren auf schmalen Waldwegen wie hier bei Leitershofen macht Mountainbikern besonders viel Spaß. Das gefällt Waldbesitzern und Naturschützern nicht immer. Foto: Andreas Lode (Symbolbild)

    In der Corona-Pandemie ist nur Individualsport möglich. Darunter fällt auch das Mountainbiken, das in den Westlichen Wäldern schon seit Jahren für Konflikte sorgt. Waldbesitzer und Naturschützer sehen die Aktivitäten der Sportler kritisch. Neben der Erosion des Waldbodens und der Gefährdung junger Pflanzen, geht es ihnen vor allem um Fragen der Verkehrssicherung und Haftung bei Unfällen. Der Schwerpunkt hat sich vom Wald bei Deuringen inzwischen Richtung Diedorf und Anhausen verlagert. Die Reaktionen folgen prompt.

    Jahrelang war der Hang hinter der Waldhausklinik in Deuringen ein Hotspot für Mountainbiker. Das Waldstück gehört allerdings den Bundesforsten und nachdem Verbotsschilder nicht halfen, wurden große Bäume über die Trails und Pfade geworfen. Nicht mal als Spaziergänger kam man noch problemlos durch. Als Resultat verschoben sich die sportlichen Aktivitäten. Die Gemeinde Diedorf beobachtet zum Beispiel immer mehr Offroad-Radler im Gemeindewald bei Anhausen. Heuer hat die Verwaltung dort erste Schilder aufgestellt, die darauf hinweisen, dass das Radfahren abseits der befestigten Wege verboten ist.

    Mountainbiker beschweren sich über Verbotsschilder

    Bei den Mountainbikern kam das nicht gut an. In einer Facebook-Gruppe postete ein Radler zum Beispiel ein Foto von einem der Schilder mit dem Hashtag #sperrtdochalles und kommentierte: „Die Waldhüter drehen jetzt wohl total durch. Mountainbiker sollen dem Wald schaden, Harvester aber nicht.“ In den Kommentaren diskutierten andere Radler mit. „Wir brauchen bessere Argumente als ‚die sind viel schlimmer als wir‘“, betonte ein Nutzer. Auch Vertreter des Vereins MTB-Augsburg, der sich im vergangenen Jahr gegründet hatte, um den Konflikt beizulegen, schalteten sich ein und versuchten zu beruhigen. Man dürfe komplexe Themen nicht aufs Einfachste herunterbrechen und Stimmung schüren. Die Verantwortlichen in Diedorf seien immerhin gesprächsbereit.

     Mountainbiken im Wald ist für viele ein Reizthema.
    Mountainbiken im Wald ist für viele ein Reizthema. Foto: Mut Bwe, dpa (Symbolbild)

    Das berichtet der Mountainbikeverein auch in seinem Newsletter und auf seiner Website. Nach einem Ortstermin in Diedorf, Mitte März, sichert der Verein zu: „Bis Juni werden wir einen konkreten Vorschlag mit für uns attraktiven Bereichen und einem groben Streckenverlauf skizzieren.“ Auf Basis dieser Planungen solle es dann einen runden Tisch geben. Früher im Jahr habe auch in Derching ein Treffen mit Vertretern der bayerischen Staatsforsten und der Unteren Naturschutzbehörde stattgefunden.

    Sind ausgewiesene Strecken die Lösung?

    Thomas Miehler vom Bund Naturschutz Stadtbergen beschäftigt sich, auch von Berufswegen, schon seit einiger Zeit mit dem Thema Mountainbike in den Westlichen Wäldern. Der Förster ist froh, dass es den Verein MTB-Augsburg als Ansprechpartner gibt und fordert auch die „wilden Radler“ dazu auf, sich hinter die Vereinigung zu stellen. Erst wenn der Verein eindeutige Strecken benennt, sieht Miehler die Möglichkeit in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen nach einem Weg zu suchen, die Sportler „aus der Illegalität“ zu holen. „Die Bereitschaft an einer Lösung zu arbeiten ist da“, sagt er.

    Das bestätigt auch Anna Röder vom Umweltzentrum der Gemeinde Diedorf. Der Druck auf die Flächen in der freien Natur sei in der Pandemie gestiegen, nicht nur durch die Mountainbiker. „Es ist ja auch schön, wenn die Leute rausgehen“, erklärt Röder. Allerdings müsse jeder gewisse Einschränkungen akzeptieren: „Ich darf nichts kaputt machen und nichts einbauen“, sagt sie mit Blick auf illegale Schanzen, die auch im Waldgebiet um das Sportheim Anhausen aufgetaucht sind. Röder schließt sich Miehlers Appell an, den Mountainbikeverein zu unterstützen und lobt dessen Ersuchen um Gespräche.

    Diedorf ist allerdings nicht die einzige Gemeinde, die mittlerweile Schilder aufgestellt hat. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt die auch für die Untere Naturschutzbehörde zuständige Pressestelle im Landratsamt: „Im Landkreis Augsburg haben sieben Waldeigentümer den Einsatz von Schildern angezeigt.“ Außer Diedorf und dem Deuringer Forst sind Waldgrundstücke bei Gablingen, Reinhardshofen, Wehringen, Bobingen und Zusmarshausen betroffen. Tatsächlich ist keines der Schilder eine Sperrung im Sinne des Naturschutzgesetztes. Bei den Schildern handle es sich um Hinweisschilder „der jeweiligen Waldeigentümer auf ein privatrechtliches Verbot der Nutzung illegaler Wege und Trails“. Damit sei keine Einschränkung des allgemeinen Betretungsrechts verbunden, da „dieses Gesetz kein Recht auf Befahren dieser illegalen Trails mit dem Rad gewährt“.

    Info-Webseite zum Betretungsrecht

    Die zuständige Behörde verweist auf eine eigens für Mountainbiker eingerichtete Info-Website, auf der sie die Fragen des Betretungsrechts thematisiert. Da die Westlichen Wälder ein Landschaftsschutzgebiet sind, darf man im Wald jederzeit und überall zu Fuß unterwegs sein. Mit dem Fahrrad ist allerdings nur die Benutzung „geeigneter Wege“ erlaubt. An diesem Begriff scheiden sich schon seit Jahren die Geister. In einer Verwaltungsvorschrift zum Vollzug des Naturschutzgesetztes, die Ende 2020 in Kraft trat, hat der bayerische Gesetzgeber mittlerweile konkretisiert: „Besteht die Gefahr, dass durch das Befahren des Wegs die Bodenoberfläche gelockert und damit das Risiko von Bodenabtrag und Bodenerosion auf dem Weg gesteigert wird, ist der Weg für das Befahren mit Fahrrädern ungeeignet.“ Das sei vor allem auf Pfaden in Hanglagen der Fall. Zu Recht bemerkt MTB-Augsburg also auf seiner Website: „Wir Biker kommen dabei nicht gut weg.“

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