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Landkreis Augsburg: Misslungene Gratis-Aktion: Bürger holen FFP2-Masken nicht ab

Landkreis Augsburg

Misslungene Gratis-Aktion: Bürger holen FFP2-Masken nicht ab

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    Masken werden an Bedürftige am Stereoton in Neusäß ausgegeben.  Doch die Nachfrage ist in vielen Gemeinden des Augsburger Lands nicht groß.
    Masken werden an Bedürftige am Stereoton in Neusäß ausgegeben. Doch die Nachfrage ist in vielen Gemeinden des Augsburger Lands nicht groß. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    Die Städte und Gemeinden bleiben auf den FFP2-Masken sitzen, die eigentlich kostenlos an pflegende Angehörige und Bedürftige verteilt werden sollten, wie eine kleine Umfrage unserer Redaktion ergab. Doch einfach verschicken können sie die Masken auch nicht. „Wir bekommen aus Gründen es Datenschutzes keine Adressen der Bedürftigen oder der pflegenden Personen“, erklärt Gersthofens Bürgermeister Michael Wörle. Andere Landkreise hätten einen besseren Weg gewählt und die Verteilung nicht an die Gemeinden, sondern an die Agentur für Arbeit delegiert, wo entsprechende Daten vorlägen.

    Datenschutz bremst die Gemeinden bei der Verteilung aus

    In Gersthofen ist die Nachfrage sehr gering. "Gefühlt zehn Prozent wurden abgeholt", erklärt Bürgermeister Michael Wörle. Offenbar habe sich bei den Berechtigten noch nicht herumgesprochen, dass es dieses Angebot gibt. Nun werden Aushänge in Apotheken sowie in Arztpraxen aufgehängt. Und auch auf der Website und in den sozialen Medien ist die Stadt bereits aktiv. Wörle betont: "Mir war von Anfang an klar, dass es schwer wird, die Berechtigten zu erreichen, wenn wir keine Daten bekommen."

    Gersthofen tauscht KN95-Masken vom Freistaat gegen FFP2-Standard

    Und eine weitere Aktion startet die Stadt Gersthofen laut dem Bürgermeister: "Die Bayerische Staatsregierung hat versprochen, dass die Bürger FFP2-Masken bekommen und KN95-Masken an den Landkreis geliefert." Eine Reihe von Bürgern habe dies bemängelt und bei der Stadt nachgefragt. "In der nächsten Zeit tauscht Gersthofen die bereits ausgelieferten durch Masken nach geprüftem europäischem FFP2-Standard aus städtischem Bestand aus", kündigt Wörle an.

    Laut Aussage des Landratsamts gebe es aber keinen Grund zur Sorge, denn die Klasse KN95 sei im Grunde das chinesische Äquivalent zur FFP2-Zertifikation der Europäischen Union, die Masken dürften daher gleichwertig verwendet werden, wenn sie geprüft und nicht zurückgerufen wurden.

    In Stadtbergen wurden Anträge in niedriger zweistelliger Zahl gestellt, weiß Geschäftsleitender Beamter Holger Klug. Hier wird nun auf allen Kanälen sowie auf den Anschlagtafeln noch einmal aufmerksam gemacht, um die Berechtigten zu erreichen. Klug weiß selbst nicht, woran das geringe Interesse liegt. "Vielleicht haben sich die pflegenden Personen bereits selbst eingedeckt und brauchen daher keine vom Staat mehr." Eventuell, so Klug, wäre es sinnvoller gewesen, wenn der Freistaat es wie der Bund bei den Senioren gemacht hätte und die Berechtigten persönlich angeschrieben hätte." Dass das Landratsamt keine Daten von Bedürftigen weitergebe, sei nicht Schuld dieser Behörde, so Klug. "Den Kollegen dort sind einfach die Hände gebunden."

    Insgesamt hat die Stadt Neusäß 6.000 FFP2-Schutzmasken zur Weitergabe an Bedürftige und pflegende Angehörige erhalten. Aktuell haben sich 50 Personen ihre FFP2-Schutzmasken abgeholt, damit circa 230 Schutzmasken (es waren auch einige pflegende Angehörige dabei, die ja nur drei Masken erhalten). Die Bürgerinnen und Bürger wurden über die Presse sowie die städtische Homepage informiert. Die Tafel Neusäß informiert zudem mit einem Aushang in den Räumlichkeiten der Tafel über die Ausgabestelle und –zeiten.

    Keine Zusatzbelastung für die Meitinger Verwaltung

    Anfangs wurden die Masken in Meitingen in der geschlossenen Bücherei ausgegeben. "Bei schriftlicher oder telefonischer Anforderung werden sie zugeschickt", sagt Bürgermeister Michael Higl. Über den Bürgerbrief soll jetzt verstärkt aufmerksam gemacht werden. Befürchtungen, dass die Verwaltung wegen großer Nachfrage nach den Masken überlastet werden würde, "haben sich nicht bewahrheitet".

    Im Rathaus in Untermeitingen stapeln sich Kisten mit FFP2-Masken. "Der vermeintliche Ansturm ist ausgeblieben. Die Nachfrage nach den Masken war sehr niedrig", sagt Bürgermeister Simon Schropp, der auch Kreisvorsitzender des Gemeindetags ist. Die Gemeinde überlegt, wie sie die übrigen Schutzmasken nun am besten verteilt. "Uns wäre ein unbürokratischer Weg von Anfang an lieber gewesen, aber wir haben uns an die Vorgaben des Ministeriums gehalten", sagt Schropp. Entsprechend konnten ältere Menschen drei und Bedürftige fünf Masken im Rathaus abholen.

    Eine direkte Verteilung beispielsweise über die örtliche Tafel war nicht möglich. Er habe schon überlegt, den Menschen, die FFP2-Masken abgeholt haben, zusätzliche Masken per Post zu schicken. Weil sie sich bei der Abholung registrieren mussten, liegen ihre Adressen vor. Schropp geht davon aus, dass FFP2-Masken nicht nur in Untermeitingen liegen geblieben sind. "Ich bin mit anderen Bürgermeistern im Austausch und wir werden in der kommenden Kreisversammlung sicherlich über das Thema sprechen", sagt er.

    Das müssen Berechtigte beachten

    Jede Hauptpflegeperson kann am Wohnort der zu pflegenden Person drei Masken abholen. Bei der Abholung im Rathaus genügt es, wenn ein Schreiben der Pflegekasse vorgelegt wird, das den Pflegegrad der zu betreuenden Person nachweist. Zusätzlich erhalten viele Bedürftige im Landkreis FFP2-Masken. Empfänger von Grundsicherungsleistungen wie Hartz IV bekommen fünf Masken.

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