Es fing an mit Gliederschmerzen und geröteten Augen, dann kamen Fieber und Schüttelfrost. Als sie nicht mehr richtig atmen konnte und es ihr so vorkam, als würde ihr Lungenflügel beim Atmen rasseln, schickte ihre Ärztin sie ins Krankenhaus. Andrea R., die eigentlich anders heißt, leidet immer noch an ihrer Erkrankung mit Covid-19, übertragen durch das Coronavirus. Ausgerechnet sie, die auch dann Maske trägt, wenn es nicht vorgeschrieben ist. "Wir müssen mehr aufeinander achten", appelliert sie jetzt. Das sei doch gar nicht schwierig.
Andrea R. stammt aus einer Gemeinde im nördlichen Landkreis Augsburg. Bis heute weiß die Lehrerin nicht, wo sie sich angesteckt hat. Fest steht: Weder ihr Mann noch die beiden jugendlichen Söhne, die noch im Haushalt leben, sind erkrankt. Um einerseits Folgen im beruflichen Umfeld zu vermeiden und auf der anderen Seite nicht in den Verdacht zu geraten, ihre Erkrankung ausnützen zu wollen, möchte sie ihre Geschichte anonym erzählen. Denn es geht ihr um die Botschaft: "Eine Maske zu tragen, immer dann, wenn Menschen zusammen sind - das ist nicht schlimm. Wenn deine Lunge weiß ist auf dem Röntgenbild, das ist schlimm. Dann kriegst du keine Luft mehr." Gerade wenn "informierte, intelligente Erwachsene" sich über das Maskentragen beschwerten, fehle ihr das Verständnis. "Das fand ich schon immer unerträglich."
Covid-19 begann vor gut zwei Wochen
Es war vor gut zwei Wochen, als die Lehrerin sich plötzlich so krank fühlte. Zu Gliederschmerzen und Fieber kamen dann noch sehr starke, tagelange Kopfschmerzen sowie Husten und der Druck in der Brust. Nach fünf Krankheitstagen zuhause fiel ihr das Atmen schwer. "Dann bekommst du Angst um dich selbst. Das kann dir auch keiner nehmen", berichtet sie. Sie rief beim Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung an, die Ärztin, die kam, riet zur Vorstellung im Krankenhaus.
Drei Tage verbrachte Andrea R. dort. Sie berichtet, dass sie durch die Türen hören könnte, dass es anderen Covid-19-Patienten viel schlechter ging, als ihr. "Aber die Inhalations- und Infusionstherapie haben mir gut getan." Als sie für sich merkte, "daran stirbst du jetzt nicht", besprach sie mit den Ärzten, dass sie nun doch lieber nach Hause zurück wolle. Sie hat gesehen, was Ärzte und Pfleger im Krankenhaus leisten und wie aufwendig die Pflege von Covid-19-Patienten ist. "Allein aus Respekt dieser Berufsgruppe gegenüber ist es unsere Pflicht, uns so umsichtig wie möglich zu verhalten", findet sie. Das gelte auch für die Mitarbeiter des Gesundheitsamts im Landkreis Augsburg, durch die sich sich sehr betreut fühlte. Seit sie wieder zuhause ist, geht es aufwärts, allerdings auch immer wieder mit Rückschlägen. Weiterhin fühlt sie sich recht schwach.
Zahl der Infizierten ist nochmals gestiegen
Nachdem der Landkreis Augsburg den Schwellenwert von 50 Neuinfizierten pro Woche gerechnet auf 100.000 Einwohner am Montag überschritten hat, am Dienstag lag er bei knapp 55 Infizierten, bekommt der Appell der Lehrerin noch mehr Gewicht. Denn ein Teil der Vorschriften, die jetzt gelten, beziehen sich gerade auf das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes. So müssen jetzt alle Schulkinder ab der ersten Klasse den gesamten Vormittag über eine Maske tragen, teilweise auch im Sportunterricht. Theoretisch könnten Bürgermeister zudem das Tragen der Alltagsmaske auch auf öffentlichen Plätzen anordnen, auf denen sich viele Menschen begegnen. Das gilt bereits in der Nachbarstadt Augsburg für die gesamte Innen- und Altstadt. Gerade in den Sozialen Medien wird jetzt, auch bei der Augsburger Allgemeinen, von einem Teil der Nutzer angemerkt, dass ihrer Meinung nach für Kinder das Maskentragen während des Unterrichts eine Zumutung sei.
Andrea R. hat da andere Erfahrungen gemacht. Weil die 50-Jährige selbst als Asthmapatientin einer Risikogruppe angehört, trägt sie die Maske besonders konsequent, schon seit dem Beginn der Pandemie im Frühjahr, berichtet sie. Als die Schulen wieder öffneten, habe sie aus Vorsicht für sich selbst ihre Klassen gebeten, auch während des Unterrichts die Maske aufzubehalten. Das war damals noch nicht vorgeschrieben. "Sie haben alle mitgemacht und das war gar kein Problem", berichtet sie gerade von den älteren Schülerinnen und Schülern.
Schüler haben ihre Lehrerin geschützt
Die Schüler hätten so ihre Lehrerin geschützt. Wenn nun alle Menschen konsequent eine Maske trügen, wäre das am Schluss ein Schutz für alle. Andrea R. hat ihre Erlebnisse während der Krankheit in einem offenen Brief an ihre Kollegen zusammengetragen. Sie schreibt darin: "Unser Zusammenleben muss anders werden, Schule muss anders werden, Gesellschaft an sich muss anders werden – mehr Rücksicht aufeinander, mehr leise Achtsamkeit, mehr Fürsorge füreinander, auch unter den Schülern."
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