Wer hätte gedacht, dass die Pannen im Corona-Testzentrum des Landkreises in Hirblingen das Zeug dazu haben, in der Landespolitik für Wirbel zu sorgen? Dass dem so ist, liegt an einem Briefwechsel zwischen zwei Männern, die einander ohnehin nicht besonders grün sind: Martin Sailer und Fabian Mehring.
Zwischenstand: Ausgerechnet der hochrangige CSU-Politiker Sailer (Vizechef der Partei) steht als Kritiker der von Ministerpräsident Söder vorangetriebenen Teststrategie da und grollt nun, Mehring habe sich „schäbig“ verhalten. Der Landtagsabgeordnete aus Meitingen wiederum will sich nicht dem Vorwurf aussetzen, gerade er als Parlamentarischer Geschäftsführer der Freien Wähler im Münchner Landtag gefährde den Koalitionsfrieden zwischen CSU und Freien Wählern.
Auslöser des Streits sind die Pannen im Hirblinger Testzentrum
Auslöser des Zoffs waren die Pannen im Corona-Testzentrum des Landkreises in Hirblingen (wir berichteten mehrfach), das eine private Firma betreibt. Hauptvorwurf: Die versprochene Frist von 36 Stunden zwischen Untersuchung und Ergebnis wurde mehrfach massiv überschritten. Als die Kritik aufkam, stellte sich Landrat Sailer öffentlich hinter die Firma und ihre Arbeit.
Ganz anders klang der Landkreischef aber in einem Brief an Mehring. Der Abgeordnete, der schon öfter Mängel an der bayerischen Teststrategie aufgezeigt hatte, hatte in einem Brief Besorgnis über die Pannen in Hirblingen geäußert.
Sailer schoss scharf zurück, beschwerte sich über die „unrealistische 36-Stunden-Frist“ und bezeichnete es als „unanständig“, die Verantwortung auf die Gesundheitsämter abzuwälzen. Als Sailers Brief den Weg in die Medien gefunden hatte, war der CSU-Landrat unversehens zum Kronzeugen der Kritiker der bayerischen Test-Strategie geworden.
Mehring wäscht seine Hände in Unschuld
Mehring selbst wusch in einem Schreiben an Sailer seine Hände in Unschuld. Zwar sehe auch er Verbesserungsbedarf, aber: „Angesichts der gewaltigen Herausforderungen einer dynamischen Pandemielage will ich mir Ihre harsche Kritik am Handeln unseres Bayerischen Ministerpräsidenten, Ihres Parteichefs Dr. Markus Söder, jedoch ebenso wenig zu Eigen machen, wie den damit verbundenen Anwurf gegenüber Bayerns Gesundheitsministerin, Ihrer Parteifreundin Melanie Huml.“ Sailer meldete sich erst am frühen Mittwochabend wieder zu Wort.
In einer langen Erklärung präzisierte er seine Kritik und schimpfte auf Mehring. Dieser sei Teil der Regierungskoalition und versuche nun eine Situation auszuschlachten, die er selbst mit geschaffen habe. Zudem zitiere er aus einem privaten Schriftverkehr. Er, Sailer, habe seine Kritik „intern“ an die Regierung herantragen wollen und keineswegs die Teststrategie als Ganzes in Frage gestellt.
Mehring: Sailer sucht nur einen Prügelknaben
Aus den unserer Redaktion vorliegenden Unterlagen ist nicht ohne Weiteres ersichtlich, dass es sich dabei um einen privaten Brief handeln soll. Mehrings Antwort ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Am Mittwochabend betonte der Politiker, dass es sich um einen offiziellen Schriftwechsel handle, den der Landrat mit seiner Dienstbezeichnung unterschrieben habe. Nach diesem "selbst verschuldeten parteipolitischen Eigentor" suche Sailer jetzt nur einen Prügelknaben, so Mehring. Der Landkreischef habe wohl "Angst vor der eigenen Courage entwickelt" oder sei "aus München zur Ordnung gerufen" worden.
Übrigens: Im Testzentrum Hirblingen, das vor drei Wochen seinen Betrieb aufnahm, scheint sich die Situation inzwischen gebessert zu haben.
Situation im Hirblinger Testzentrum scheint sich verbessert zu haben
Wie das Landratsamt auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, wird inzwischen jeder getestete Bürger um Rückmeldung gebeten, in welchem Zeitraum das Ergebnis vorlag. „Basierend auf den Rückmeldungen, so ein Sprecher der Behörde, „kommen wir zu der Erkenntnis, dass sich die Zeiträume im Schnitt verkürzt haben und die Befunde in der Regel am übernächsten Tag bei den abgestrichenen Personen vorliegen.“ Insgesamt wurden in Hirblingen inzwischen 2000 Menschen getestet.
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