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Landkreis Augsburg: Knapp 6000 Kinder sollen zurück in die Kitas im Kreis Augsburg

Landkreis Augsburg

Knapp 6000 Kinder sollen zurück in die Kitas im Kreis Augsburg

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    Bereits bis zu den Pfingstferien sollen etwa 50 Prozent der Kindergartenkinder wieder in der Kindertagesstätte betreut werden. Für den Landkreis hieße das, dass etwa 5800 Kinder wieder zurück in die Kindertagesstätten dürften.
    Bereits bis zu den Pfingstferien sollen etwa 50 Prozent der Kindergartenkinder wieder in der Kindertagesstätte betreut werden. Für den Landkreis hieße das, dass etwa 5800 Kinder wieder zurück in die Kindertagesstätten dürften. Foto: picture alliance (Symbol)

    Wo ist Corona? Wann kommt der? Diese und ähnliche Fragen stammen nicht etwa aus dem Mund eines Erwachsenen, sondern von Kita-Kindern, die sich auf ihre Art und Weise mit ihrer neuen Lebensrealität auseinandersetzen. Antworten auf diese und viele weiteren Fragen müssen derzeit vor allem Eltern finden.

    Nur ein Bruchteil der Kinder, die eine Kindertagesstätte im Landkreis Augsburg besuchen, können diese Fragen aktuell auch an ihre Erzieher richten. Für die Notbetreuung der Kindertagesstätten im Landkreis Augsburg lagen für den 5. Mai 1448 Anmeldungen vor. Vor der Schließung der Kitas am 13. März waren es 11.707 Kinder, die laut Auskunft des Landratsamtes in den Kindertagesstätten des Landkreises betreut wurden.

    Hälfte der Kinder soll bis Pfingsten wieder in die Einrichtungen

    Doch bereits bis zu den Pfingstferien sollen etwa 50 Prozent der Kindergartenkinder wieder in der Kindertagesstätte betreut werden. Für den Landkreis hieße das, dass etwa 5800 Kinder wieder zurück in die Kindertagesstätten dürften.

    Doch was bedeutet die Kinderbetreuung in Corona-Zeiten für Kita-Personal, Eltern und Kinder? Frei zu haben, bedeutete die Schließung der Kindertagesstätten nicht. Darüber berichten zwei Kita-Leiterinnen aus dem Landkreis Augsburg, Elfriede Reiser von der katholischen Kindertagesstätte St. Georg in Westendorf und Sieglinde Weidenauer von der Kindertagesstätte St. Peter und Paul in Thierhaupten, auf Nachfrage übereinstimmend.

    Allerdings hat der Kita-Alltag zunächst ganz anders ausgesehen. Statt Singen und Basteln wurde geräumt und geputzt, Dokumentationen nachbereitet. Zudem musste sich die Kita ein Stück weit neu erfinden, vor allem was Gruppengrößen, Betreuungskonzepte und Hygiene- und Abstandsregelungen angeht.

    Größte Herausforderung ist die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen

    Gut klappt in der Praxis die Betreuung in Kleingruppen. In Westendorf werden fünf bis acht Kinder in den Gruppen betreut, in Thierhaupten sind acht von neun regulären Gruppen geöffnet und mit zwei bis drei Kindern besetzt. Gestaffelte Arbeitszeiten in Westendorf und eine strikte Trennung der Gruppen in Thierhaupten sollen mögliche Infektionsketten verkürzen.

    Die größte Herausforderung ist die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen. Dass die Eltern mit einem Mund-Nasen-Schutz in die Kita kommen und Abstand zum Personal halten, funktioniert gut. In Thierhaupten liegen Meterstäbe auf dem Boden, die zeigen, wie viel 1,50 Meter sind. Im Kita-Alltag gibt es hingegen keinen Mund-Nasen-Schutz, und das Abstandhalten lässt sich nur mit pädagogischen Kniffen in den Alltag integrieren. „Anstatt kuschelnderweise gemeinsam ein Buch zu lesen, werden Konstruktions- und Bewegungsspiele angeboten, die auch mit weniger Nähe möglich sind“, berichtet Sieglinde Weidenauer. Dennoch sind Nähe und Abstand ein schwieriges Thema – auch und gerade weil Kinder sich Nähe wünschen. Elfriede Reiser beobachtet, dass viele Kinder „emotional verunsichert“ sind und bewusst die Nähe zum Kita-Personal suchen, die dann nicht verwehrt wird.

    Was den Kleinsten darüber hinaus wichtig ist, ist der Kontakt zu Gleichaltrigen. Nachdem aber nicht immer der beste Freund aus der Zeit vor Corona in der Kita ist, gilt es „die soziale Auseinandersetzung zu begleiten“, erklärt die Leiterin der Westendorfer Kindertagesstätte. Als Grundgerüst im Alltag setzen die Kitas auf Strukturen, die Sicherheit in unsichere Tage bringen sollen.

    Workshops für Erzieher während der Corona-Zeit

    Dazu soll ein klarer Tagesablauf mit Spiel- und Redezeit, Morgenkreis, Brotzeit und im Idealfall jeder Menge Zeit im Garten beitragen. Eben dort lassen sich die Abstandsvorgaben einfacher einhalten. Auch in Thierhaupten stehen Spaziergänge auf dem Programm. Passt das Wetter nicht, wird natürlich auch in den Kita-Räumen gespielt. Eine Aufteilung der Kinder in verschiedene Spielbereiche wird nicht forciert. Die Erzieher profitieren von Workshops, die sie in der Corona-Zeit in der Kita besucht haben. Hausinterne Fortbildungen in Kleinstgruppen und auf Abstand haben neue Ideen aufgezeigt, etwa aus der Montessori-Pädagogik. Sieglinde Weidenauer berichtet, dass es dabei viele Einzelspiele gäbe, die sich von den Kindern gut mit Abstand durchführen ließen.

    Was sich darüber hinaus verändert hat, ist die Arbeit mit den Eltern. Die Kitas im Lechtal suchen den Kontakt zu Eltern und Kindern, die nicht in die Kita kommen dürfen. Elternpost, Grußsteine sowie Bastelarbeiten gibt es in Westendorf. Telefonate sollen die Zuversicht der Eltern stärken, darin geht es auch um deren Sorgen, um Arbeitslosigkeit, Existenzängste und um Bedenken wegen Entwicklungsverzögerungen beim Kind.

    Mit E-Mail, Ausmalbildern, Osternestchen und sogar Osterhasen, die das Personal ausgetragen hat, wird in der Kita in Thierhaupten gearbeitet.

    Dass gerade das Kita-Personal besonders gefährdet ist, wissen die Mitarbeiter, doch die Freude der Kinder und die Erleichterung für die Eltern lässt sie darüber hinwegsehen, dass gerade das Personal ohne Mund-Nasen-Schutz arbeiten muss. „Es ist vieles in der Schwebe, aber wir sind ohne Zögern gestartet und machen natürlich weiter“, erklärt Elfriede Reiser motiviert. Sieglinde Weidenauer hofft durch die weitere Öffnung der Kindertagesstätten auf eine positive Wirkung: „Wenn es den Seelen nicht gut geht, ist der Körper anfälliger.“

    Das sind die Regeln zum Notbetrieb der Kitas im Landkreis Augsburg

    • Zeitraum Der Zeitraum der Betreuung soll sich nach der betrieblichen Notwendigkeit richten, in den systemkritischen Berufen aktiv zu sein. Das Personal soll möglichst gleichbleibend, die Gruppengrößen möglichst klein sein (Krippe: fünf Kinder, Kindergarten: fünf bis acht Kinder, Hort: zehn Kinder).
    • Hygiene Vor allem im Kontakt mit Eltern oder Kollegen sowie bei pflegerischen Tätigkeiten, wie etwa beim Wickeln oder beim Auftragen von Sonnencreme, soll eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden.
    • Bringen und Abholen Empfohlen wird, die Bring- und Abholsituation möglichst kontaktlos zu gestalten. Der Austausch von Spielzeug zwischen Gruppen soll verhindert und der Außenbereich verstärkt genutzt werden, um die Gruppen klein und getrennt voneinander zu betreuen.
    • Ausweitung der Notbetreuung Neben den Kindern von Eltern in systemrelevanten Berufen dürfen zusätzlich Kinder mit speziellen Bedürfnissen in die Kita, auch Vorschulkinder sollen noch vor den Pfingstferien wieder in die Einrichtungen dürfen.
    • Systemrelevante Berufsgruppen Eltern in systemrelevanten Berufen können ihre Kinder in die Kindertagesstätte bringen. Das sind vor allem Mitarbeiter in der Gesundheitsversorgung und in der Pflege sowie Personen, die in der Kinderbetreuung, im Lebensmittelhandel, in der Sicherstellung der öffentlichen Infrastrukturen, des Personen- und Güterverkehrs sowie in den Medien, Banken und Einrichtungen der Justiz tätig sind.
    • Information Unter stmas.bayern.de wird aufgelistet, welche Berufe in die Kategorie der „kritischen Infrastruktur“ fallen.

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