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Landkreis Augsburg: Kliniken alarmiert: Sieben Fälle mit Corona-Mutation im Kreis Augsburg

Landkreis Augsburg

Kliniken alarmiert: Sieben Fälle mit Corona-Mutation im Kreis Augsburg

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    Eindringlich warnen Berater aus der Corona-Expertengruppe der Regierung vor der Gefahr durch die Mutanten. Die Zahl der Neuansteckungen könnte in kürzester Zeit nach oben schnellen.
    Eindringlich warnen Berater aus der Corona-Expertengruppe der Regierung vor der Gefahr durch die Mutanten. Die Zahl der Neuansteckungen könnte in kürzester Zeit nach oben schnellen. Foto: Julian Leitenstorfer (Symbolfoto)

    Die gute Nachricht vorneweg: Der wichtige Inzidenz-Wert bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den vergangenen sieben Tagen sinkt im Landkreis Augsburg weiter und ist jetzt erstmals wieder unter 50. Zum Vergleich: Vor Weihnachten war der Wert lange Zeit über 200 gelegen. Gleichzeitig wird die Freude getrübt: Es sind bis Mittwoch im Landkreis insgesamt sieben Infektionen mit einer Corona-Mutante nachgewiesen worden.

    In den vergangenen sieben Tagen wurden laut Robert-Koch-Institut (RKI) 47,3 neue Fälle pro 100.000 Einwohner gemeldet. Damit gibt es aber noch keine Lockerungen der Maßnahmen etwa bei der Maskenpflicht. Erst wenn der der Wert von 50 sieben Tage lang unterschritten wird und eine sinkende Tendenz hat, dann kann das Landratsamt im Einvernehmen mit der Regierung erleichternde Abweichungen von den Bestimmungen der Infektionsschutzverordnung zulassen.

    Das geschieht in Form einer Allgemeinverfügung. Der Sprecher des Landratsamtes, Jens Reitlinger, schränkt allerdings ein, dass dabei die Entscheidungen der großen Politik eine Rolle spielen werden. Wichtig werde, welche flächendeckenden Maßnahmen der Freistaat nach dem Bund-Länder-Treffen erlassen wird.

    Zwei weitere Todesopfer durch Corona im Landkreis Augsburg

    Insgesamt gab es im Zeitraum der vergangenen sieben Tage 120 Corona-Fälle. Zwei weitere Menschen sind im Zusammenhang mit einer Infektion gestorben, damit hat das Robert-Koch-Institut im Landkreis Augsburg bislang 146 Todesfälle registriert. Zurzeit gelten 15 Gemeinden als "coronafrei". Vor allem viele kleine Orte im Lechtal und in den Stauden haben derzeit keine einzige gemeldete Infektion.

    Für Patienten, bei denen eine Infektion mit einer Mutation des Coronavirus bekannt wird, gelten besondere Regeln
    Für Patienten, bei denen eine Infektion mit einer Mutation des Coronavirus bekannt wird, gelten besondere Regeln Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    Für Sorgenfalten sorgen im Landkreis Augsburg allerdings immer mehr die Mutationen des Virus. Die erste entdeckte Variante in der vergangenen Woche war ein Zufallsfund. Denn nur ein kleiner Prozentsatz aller in den Laboren eingereichten Proben wird auf Virusvarianten untersucht. Der oder die Betroffene befindet sich nach Auskunft des Landratsamts in häuslicher Isolation und ist symptomfrei. Für nachgewiesene Infektionsfälle mit einer Mutation gilt jetzt: Erkrankte müssen zum Ende der Selbstisolation einen Test machen. Dafür kommt das mobile Abstreichteam des Gesundheitsamts bei den Erkrankten vorbei. Eine weitere Besonderheit: Kontaktpersonen, die negativ getestet wurden, können die Quarantäne nicht vorzeitig per Negativbefund beenden.

    Wertachkliniken wegen Corona-Mutation in Alarmbereitschaft

    Eindringlich warnen Berater aus der Corona-Expertengruppe der Regierung vor der Gefahr durch die Mutanten. Die Zahl der Neuansteckungen könnte in kürzester Zeit nach oben schnellen, eine neue Variante könnte ansteckender sein und die Wirksamkeit der Impfstoffe reduzieren. "Wir sind in Alarmbereitschaft", sagt der Vorstand der Wertachklinik, Martin Gösele. Die beiden Häuser in Schwabmünchen und Bobingen werden aber nach dem aktuellen Stand nicht abgeschottet. Anders ist es in Buchloe.

    Dort wurde eine Mutation entdeckt. Die Notaufnahme wurde geschlossen. Ein Test des Landsberger Gesundheitsamts hatte bereits am 22. Januar ergeben, dass ein Mann und acht Bewohner einer Asylunterkunft vermutlich an einer Mutation des Coronavirus leiden. Mit einem belastbaren Ergebnis rechnet das Ostallgäuer Landratsamt Ende dieser Woche. Im Krankenhaus wurde mittlerweile auch ein Reihentest unter den Mitarbeitern der Covid-19-Station durchgeführt. Das Ergebnis: fünf positive Befunde. Sie sollen jetzt auch auf eine Virus-Mutation getestet werden. Aktuell befinden sich zehn Patienten auf der Buchloer Covid-19-Station.

    Im Landkreis Landsberg wurde die britische Virusvariante bestätigt

    Die Zahl der Patienten, die im Klinikum Landsberg wegen Covid-19 behandelt werden müssen, hat sich im Vergleich zum Dienstag fast verdoppelt. Wie das Landratsamt mitteilt, werden seit Mittwoch 15 Personen behandelt. Am Tag zuvor waren es acht. Zwei Betroffene befinden sich auf der Intensivstation, einer muss dort künstlich beatmet werden. Im Landkreis Landsberg wurde am Mittwoch vom Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Gesundheit eine Infektion mit der Virusvariante B 1.1.7 (britische Variante) bestätigt. Es handelt sich um den zweiten Fall im Nachbarlandkreis.

    Anhand von Mutationen lässt sich nachvollziehen, wie sich das Virus SARS-CoV-2 geografisch ausbreitet.
    Anhand von Mutationen lässt sich nachvollziehen, wie sich das Virus SARS-CoV-2 geografisch ausbreitet. Foto: NIAID-RML/AP/dpa (Symbolfoto)

    Auch in Augsburg sind vier Fälle mit der britischen Variante bekannt. Sie soll deutlich ansteckender sein. Weil die Stadt eine mögliche dritte Corona-Welle fürchtet, die durch mutierte Covid-19-Viren ausgelöst werden könnte, wurde eine Sondereinheit eingerichtet. Bei ihr sollen alle Informationen zu den Auswirkungen der Virusmutationen auf die Corona-Lage in Augsburg zusammenlaufen. An der Uniklinik in Augsburg hat sich am Wochenende der Zustrom von Patienten mit Verdacht auf eine Covid-Erkrankung erhöht. Nach Auskunft der Klinik kamen 20 Patienten pro Tag. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Axel Heller erarbeitet derzeit einen Alarm- und Einsatzplan für die Region Schwaben, um Ressourcen und Patientenströme optimal zu steuern.

    Unsicherheit herrscht beim Thema Impfen

    Was den Betrieb in den Wertachkliniken angeht, könne derzeit von Entspannung keine Rede sein, sagt Klinik-Chef Gösele. In Bobingen seien derzeit sechs von sechs Intensivbetten belegt, zwei Erkrankte werden beatmet. In Schwabmünchen sind vier von sechs Intensivbetten belegt. Auf der Intensivstation liegt derzeit kein Covid-Patient. Ein Mitarbeiter der Klinik wurde positiv auf Corona getestet. Die Klinik hatte zuletzt an das Personal appelliert, sich testen zu lassen. Gösele: "Wir haben vehement dazu aufgerufen." Die Test sind freiwillig.

    Was den Betrieb in den Wertachkliniken angeht, könne derzeit von Entspannung keine Rede sein, sagt Klinik-Chef Gösele. In Bobingen seien derzeit sechs von sechs Intensivbetten belegt, zwei Erkrankte werden beatmet.
    Was den Betrieb in den Wertachkliniken angeht, könne derzeit von Entspannung keine Rede sein, sagt Klinik-Chef Gösele. In Bobingen seien derzeit sechs von sechs Intensivbetten belegt, zwei Erkrankte werden beatmet. Foto: Elmar Knöchel (Archivfoto)

    Unsicherheit herrscht beim Thema Impfen immer noch bei den über 80-jährigen Bürgern. Das sind immerhin rund 16.700 Personen im Landkreis Augsburg. Auch die Neusässer Stadträtin Karin Zimmermann berichtet, dass sie immer wieder von Senioren nach dem Weg zu einem Impftermin gefragt werde. Das ist der Stand der Dinge: Die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) hat alle über 80-jährigen Bürger in eine Liste gefasst und diese nach dem Zufallsprinzip in fünf Gruppen eingeteilt. Diese werden nun nacheinander angeschrieben und über die Impfterminvereinbarung aufgeklärt. Die erste Gruppe ist beinahe vollständig geimpft, in Kürze gingen die Anschreiben an die zweite Gruppe heraus, so der Sprecher des Landratsamtes.

    Über 80-Jährige müssen auf Post zur Impfung warten

    Die Senioren müssten sich nicht proaktiv wegen eines Impftermins beim Landratsamt melden, sondern werden per Post zur Terminvereinbarung eingeladen. Wenn noch kein Brief kam, obwohl Freunde und Bekannte der gleichen Altersgruppe bereits etwas erhalten haben, dann liegt das daran, dass man erst in einer späteren Gruppe zur Impfung geladen werde. Wer sich außerdem Sorgen macht, weil die Fahrt zum Impfzentrum aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist, darf beruhigt sein: Bei der Terminreservierung lässt sich dies laut Landratsamt angeben, woraufhin ein mobiles Team die Impfungen zuhause verabreiche.

    Derweil laufen die Vorbereitungen für das zweite Impfzentrum in der Stadtmitte von Bobingen. Laut Landratsamt stehen Umbaumaßnahmen an. Zudem wird über den Dienstleister Ecolog, der bereits das erste Impfzentrum in Gablingen betreibt, Personal für das neue Zentrum bereitgestellt. Wann neue Imfdosen für den Landkreis eintreffen, ist offenbar unklar. In der Regel lasse sich frühestens donnerstags absehen, mit welchen Mengen in der darauffolgenden Woche gerechnet werden kann, teilt das Landratsamt auf Nachfrage mit.

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