Die Erfindung hat für großes Interesse gesorgt: Eine Gülleaufbereitungsanlage, die aus den Fäkalien der Schweinemast Dünger und Brauchwasser macht. Mit dieser Idee rannten die Erfinder aus dem Landkreis Augsburg in Zeiten strenger werdender Gülleverordnungen überall offene Türen ein. Doch inzwischen ist das Projekt ins Wanken geraten. Scheitert es am Geld?
Konstrukteur Oliver Haas und Landwirt Franz Kratzer hatten etwa zweieinhalb Jahre an der Entwicklung der Anlage getüftelt. Gebaut wurde sie vom Anlagenbauer Flottweg. Auch der Landtagsabgeordnete Johann Häusler (FW) war dabei, als die Erfindung 2020 auf dem Anzenhof der Kratzers in Kühlenthal der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Das Projekt hatte damals die bayerischen Freien Wähler begeistert: Sie setzten sich dafür ein, dass im Haushalt Fördermittel in Höhe von 150.000 Euro für Forschung und Entwicklung des Pilotprojekts bereitgestellt wurden. "Das Geld ist noch da", sagt Johann Häusler heute.
Warum es keine Fördermittel gibt
Er habe die Anlage gedanklich noch nicht aufgegeben. Für die Erfinder ist die Förderung aber in weite Ferne gerückt. Da es sich um öffentliche Zuwendungen handele, müssten die Ergebnisse der Forschung auch der Allgemeinheit zugänglich sein, erklärt Häusler. Die Erfinder hätten ihr Know-how rund um die Gülleaufbereitung aber nicht veröffentlichen wollen, wie von deren Seite auch bestätigt wurde.
Den Werksvertrag, den der Freistaat Bayern ihnen im Rahmen der Förderung angeboten hatte, lehnten sie deshalb ab. Der Hauptsitz der Erfinderfirma sei zudem nach Großbritannien verlegt und zu Aqua Vivendi Limited umgebaut worden, erklärt Johann Häusler, für den klar ist: "Jetzt gibt es keine Fördermöglichkeit mehr."
Die Firma sucht jetzt nach anderen Wegen
Martina Lechner von der Firma Aqua Vivendi sagt, dass die Zusage eines Abgeordneten nicht eingehalten und Innovationen im Vorfeld blockiert worden seien. Sie will versuchen, auf anderen Wegen an eine Förderung für die Gülleaufbereitungsanlage Moroplant zu gelangen. Das bundesweite Förderprogramm "Bauernmilliarde" könnte eine Chance sein, erklärt sie, ist aber nicht allzu optimistisch: "Es gibt so viele Anträge, dass die Wahrscheinlichkeit, hier zum Zug zu kommen, für die Landwirte sehr gering ist." Deshalb wird überlegt, außerhalb der Förderprogramme ein Umweltprojekt zu starten, erklärt
Konkreter will auch der Kühlenthaler Landwirt Franz Kratzer im Moment nicht werden. Auf seinem Hof steht die Gülleaufbereitungsanlage. "Wir prüfen, wie wir damit ins Geschäft kommen können", berichtet er. Derzeit sei Moroplant in Betrieb, und es würden Versuche damit gemacht. Noch fehlen Zertifikate, langfristig solle es aber "im Bereich Umwelt" weitergehen. Auch Franz Kratzer sagt, er sei enttäuscht, dass es seitens der Politik keine Unterstützung gebe.
Das kann die Aufbereitungsanlage
Die Beteiligten sind sich auf allem Seiten einig: Mit der Gülleaufbereitungsanlage könnten Gülletransporte und die Lagerung von Gülle entfallen, ebenso der Bau von zusätzlichen Güllelagern. Die Anlage mischt Gülle mit Bentonit, einem Tonmineralgemisch, und Pflanzenstärke und trennt dann feste Stoffe von der Flüssigkeit in einer Zentrifuge.
Sie kann bis zu fünf Kubikmeter Gülle pro Stunde verarbeiten und ist dabei nicht größer als ein gewöhnlicher Container. So kann sie zwischen den Einsatzorten hin- und hertransportiert werden. Nur bei wenigen Tiermastbetrieben würde sich der Einbau einer stationären Anlage lohnen. (mit gol)