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Landkreis Augsburg: Ist Chlor im Wasser ungesund?

Landkreis Augsburg

Ist Chlor im Wasser ungesund?

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    Wenn in einer Gemeinde das Trinkwasser gechlort werden muss, wird dann an mehreren Messstellen dreimal täglich eine Probe genommen und überprüft. 
    Wenn in einer Gemeinde das Trinkwasser gechlort werden muss, wird dann an mehreren Messstellen dreimal täglich eine Probe genommen und überprüft.  Foto: Marcus Merk

    Die Stadt bereitet sich auf eine Chlorung des Trinkwassers vor: Im August waren bei einer Kontrolle coliforme Keime entdeckt worden. Weil auch nach vier Wochen unklar ist, woher sie stammen und wie sie ins Leitungsnetz kamen, soll demnächst gechlort werden. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

    • Gibt es schon einen Termin, wann die Chlorung beginnt?

    Nein. Laut Gersthofens Bürgermeister Michael Wörle müsse zunächst das Gesundheitsamt offiziell eine Chlorung anordnen. Derzeit gilt das Abkochgebot.

    • Was passiert, wenn ein Termin feststeht?

    Zunächst einmal sollen alle Gersthofer und die Bewohner des Gablinger Ortsteils Holzhausen über den Termin informiert werden. Erst ein bis zwei Tage danach wird mit der Chlorung begonnen.

    • Ist dann mit dem Abkochen Schluss?

    Nein. Erfahrungsgemäß dauert es noch einige Zeit, bis die Chlorkonzentration im Leitungsnetz den gesetzlichen Vorschriften entspricht. Solange muss weiter abgekocht werden. Das heißt: Das Wasser muss einmalig sprudelnd aufkochen und dann langsam (mindestens zehn Minuten) abkühlen.

    • Warum wird überhaupt gechlort? Könnte nicht auch weiter abgekocht werden, bis die Ursache für die Keime entdeckt wird?

    Das Gesundheitsamt hält es für zumutbar, dass vier Wochen lang abgekocht wird. Danach wird das Wasser mit Chlor desinfiziert, um zum Beispiel Bakterien, Viren und Parasiten abzutöten.

    • Wie läuft eine Chlorung allgemein ab?

    An verschiedenen Stellen wird Chlor in bestimmter Konzentration ins Leitungsnetz eingebracht. Derzeit wird in Gersthofen untersucht, wo genau diese Stellen am besten gewählt werden. Das Leitungsnetz der Stadt umfasst 130 Kilometer.

    • Ist Chlor im Wasser ungesund? In der Gemeinde Gessertshausen wurde das Wasser in den Jahren 2016 und 2017 gechlort, angeblich gab es dort Klagen über Hautausschläge, Atemwegsprobleme und kranke Tiere.

    Laut Gesundheitsamt besteht bei den in Deutschland zugelassenen Chlorkonzentrationen keine Gesundheitsgefährdung. Die Leiterin des Allergiezentrums am Klinikum in Augsburg, Prof. Julia Welzel, sagt: Bei chloriertem Leitungswasser sei die Konzentration so gering, dass es zu keinem Ausschlag oder Ähnlichem kommen dürfe. Denkbar wäre, dass andere Allergien im Spiel sind. Tatsächlich wird landesweit immer wieder Chlor beigemischt, wenn Keime gefunden wurden. Auch mit einem Chlorwert von höchstens 0,6 Milligramm pro Liter hat das Wasser immer noch deutsche Trinkwasserqualität und könne bedenkenlos getrunken werden.

    • Warum haben Menschen nach einem Schwimmbad-Besuch oft gerötete Augen oder Hautpartien?

    Das hängt damit zusammen, dass dort mehr Chlor verwendet wird. Ärztin Julia Welzel erklärt: „Chlor kann toxisch wirken, das hängt aber von der Konzentration ab.“

    • Wie wird die Chlorung kontrolliert?

    An verschiedenen Messstellen werden dreimal täglich Proben genommen und dann untersucht.

    • Wie informiert die Stadt Gersthofen?

    Derzeit bereit die Stadt in Abstimmung mit den Fachbehörden ein Informationsblatt mit den wichtigsten Fragen und Antworten vor. Neben den regelmäßigen Pressemitteilungen wird es auch einen persönlichen Statusbericht zum Stand der Trinkwasserversorgung in Gersthofen geben. Bürgermeister Wörle wird außerdem am Samstag auf der Giga, der Gersthofer Industrie- und Gewerbeausstellung, um 11 Uhr einen Sachstandsbericht geben.

    • Was genau hat das Gesundheitsamt im Trinkwasser festgestellt?

    Koliforme Keime. Wie schädlich sie sind, ist unklar. Viele dieser Keime seien harmlos, erklärt ein Sprecher des Landratsamts. Andere, wie zum Beispiel die sogenannten Ecoli-Bakterien, können potenziell der Auslöser von Durchfall oder Darmentzündungen sein. Besonders Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Senioren und Kleinkinder sind gefährdet. Gelangt das Wasser in offene Wunden, kann es Infektionen geben. Generell entscheidet aber die Menge, wie groß die Gefahr ist.

    • Wie lange könnte eine Chlorung dauern?

    Das ist eine spekulative Frage, auf die es noch keine Antwort gibt. In Dinkelscherben wird beispielsweise seit über einem Jahr gechlort. Das hängt damit zusammen, dass es alte Leitungsnetz saniert wird und Totleitungen ausgetauscht werden müssen.

    • Muss ich Chlorwasser bezahlen?

    Die Anschlussnehmer an die öffentliche Wasserversorgungseinrichtung haben nach Auskunft der Kommunalaufsicht am Landratsamt zwar einen Anspruch darauf, dass sie die Gemeinde mit Trinkwasser beliefert, dessen Beschaffenheit den Anforderungen der entsprechenden Verordnung genügt. Einen Anspruch auf einen bestimmten Geschmack gebe es aber nicht. Das Gesundheitsamt stellt klar: Auch bei der Chlorung handelt es sich um einwandfreies Trinkwasser. Wer also seine Rechnung nicht bezahlt, der muss mit einem Mahnverfahren rechnen.

    Not-Telefon: Wer Fragen zum aktuellen Abkochgebot und zur bevorstehenden Chlorung hat, kann sich an die Stadt Gersthofen wenden. Sie hat unter der Rufnummer 0821/2491333 ein Not-Telefon eingerichtet. .

    Lesen Sie dazu auch: Wegen Keimbelastung: Trinkwasser in Gersthofen wird gechlort

    Kein Ende der Chlorung in Dinkelscherben in Sicht

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