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Landkreis Augsburg: In Gersthofen sollen jährlich 35.000 Tonnen Klärschlamm verbrannt werden

Landkreis Augsburg

In Gersthofen sollen jährlich 35.000 Tonnen Klärschlamm verbrannt werden

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    Zur Verwertung der anfallenden Tonnen von Reststoffen soll im Gersthofer Industriepark eine Verbrennungsanlage entstehen.
    Zur Verwertung der anfallenden Tonnen von Reststoffen soll im Gersthofer Industriepark eine Verbrennungsanlage entstehen. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolfoto)

    Sauberes Trinkwasser soll den Bürgern auch künftig noch zur Verfügung stehen. Wegen überhöhter Schadstoffwerte im Grundwasser hat die Bundesregierung auf Druck der EU kürzlich neue Düngeverordnungen herausgegeben. Eine Auswirkung: Klärschlamm, der lange Jahre ein beliebtes Düngemittel für Felder war, darf kaum noch verwendet werden.

    Zur Verwertung der anfallenden Tonnen von Reststoffen soll im Gersthofer Industriepark eine Verbrennungsanlage entstehen. Was die Anlage können soll, hat Geschäftsführer Heinz Mergel am Mittwoch bei der Bürgermeister-Dienstbesprechung im Landratsamt vorgestellt.

    Reguläre Müllverbrennungsanlagen haben nur begrenzte Kapazitäten

    Alle bisherigen Entsorgungsmethoden für das Abfallprodukt seien Auslaufmodelle, sagte Mergel. Auf die Felder soll deutlich weniger Schlamm, weil eine Überdüngung mit Klärschlamm dazu führen kann, dass sich das Wasser mit schädlichen Schwermetallen anreichert. Die Mitverbrennung in Kohlekraftwerken ist wenig zukunftsfähig, weil die Kraftwerke in nicht allzu ferner Zukunft abgeschaltet werden. Reguläre Müllverbrennungsanlagen haben nur begrenzte Kapazitäten.

    Also müssen neue Anlagen her: Bis zu 85.000 Tonnen Klärschlamm, gepresst und mit einem Wassergehalt von bis zu 75 Prozent, sollen in Gersthofen pro Jahr verarbeitet werden. Aus der Asche soll das Phosphor recycelt werden, das für die Landwirtschaft als Dünger wichtig ist. 30 bis 35 Millionen Euro soll der Neubau auf dem Areal des Industrieparks kosten. Die Betreiberfirma MVV nutzt für den Neubau die bestehende Infrastruktur zur Verstromung der entstehenden Energie und zur Wasserreinigung.

    Im Januar sollen die Bauanträge eingereicht werden

    Der Zeitplan für den Neubau: Im Januar sollen die Bauanträge eingereicht werden. Danach sollen die Gespräche mit den umliegenden Kommunen beginnen. Die MVV hofft auf eine Zusammenarbeit mit der Augsburger Kläranlage, sagt Heinz Mergel: „Die 35.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr wären ein solider Grundstock.“ Bis Sommer will man mit allen Kommunen der Region Gespräche über eine Partnerschaft führen. Anfang 2023 soll die Anlage in Betrieb gehen. Mergel rechnet mit 20 zusätzlich anfahrenden Lastwagen pro Tag.

    Eine Antwort schuldig blieb Mergel auf die Frage, die die Bürgermeister am meisten interessierte: Was kostet das Ganze die Gemeinden? Das hänge von vielen Faktoren ab, sagte der Geschäftsführer, beispielsweise vom Wassergehalt des Klärschlamms: „Wenn Sie eine Biogas-Anlage haben, hat der Schlamm einen Wassergehalt von zehn Prozent. Das wirkt sich natürlich aus.“ Konkretere Zahlen gibt es erst bei den Akquisegesprächen. Der Schlamm wird in einer großen Halle per Lastwagen angeliefert und abgekippt. Danach geht es mit Pumpen in Silos und weiter in ein Rohrsystem, wo das Material schrittweise getrocknet wird. Danach beginnt der Verbrennungsprozess.

    Geruchs- oder Lärmbelästigung müssen Anwohner nicht befürchten

    Die Abgase werden gefiltert und gereinigt, bevor sie wieder in die Luft entlassen werden. Geruchs- oder Lärmbelästigung müssen die Anwohner im Umkreis aber nicht befürchten, sagte Mergel: Dafür soll neben den Filteranlagen auch eine komplette Einhausung der Anlage sorgen. Mit einer Höhe von 35 Metern werde die Verbrennungsanlage natürlich ein ziemlich wuchtiges Bauwerk, aber letztlich nur eines von vielen im Industriepark.

    Nach der Verbrennung wird die Asche so aufbereitet, dass man daraus das Phosphor gewinnen kann. Natürliche Vorkommen dieses Rohstoffs gibt es in Deutschland nicht, er muss importiert werden. Derzeit laufen noch Versuche, um das effizienteste Verfahren dafür zu ermitteln. Ob die Aufbereitung letztlich auch in Gersthofen stattfindet, muss sich zeigen. Um rentabel zu sein, wäre die Aschemenge aus dem Werk alleine zu gering, sagt Heinz Mergel. Dafür wäre wohl eine Aufbereitungsanlage für Südbayern sinnvoll.

    Bis ein marktreifes Verfahren für das Phosphor-Reycycling gefunden ist, soll die Asche an den einzelnen Standorten gebunkert werden. Mit 7500 Tonnen Phosphor-Asche rechnet Mergel pro Jahr allein im Gersthofer Werk. MVV plant an vier Standorten in Hessen, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt neue Verwertungsanlagen.

    Lesen Sie dazu auch einen Kommentar von Adrian Bauer: Strengere Düngevorschriften sind wichtig

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