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Landkreis Augsburg: Immobilienmangel im Raum Augsburg: Kaufen die Münchner alles weg?

Landkreis Augsburg

Immobilienmangel im Raum Augsburg: Kaufen die Münchner alles weg?

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    Mehr als die Hälfte aller Interessenten an Immobilien im Landkreis Augsburg kommen aus dem Raum München, verrät ein Bauträger.
    Mehr als die Hälfte aller Interessenten an Immobilien im Landkreis Augsburg kommen aus dem Raum München, verrät ein Bauträger. Foto: Marcus Merk

    Der Bauträger aus dem westlichen Landkreis Augsburg kann es an den Zugriffen auf seine Angebote im Internet ablesen: Bis zu 50 Prozent aller Interessenten für Objekte im Raum Augsburg kommen demnach aus München und Umgebung. Was den Unternehmer, der seinen Namen nicht in diesem Artikel lesen will, aus einem Grund erstaunt: „Wir machen keinerlei Werbung in München.“ Doch wie groß ist der Einfluss der Kundschaft aus der Landeshauptstadt auf den Immobilienmarkt in und um Augsburg? Kaufen die Hauptstädter - abgehärtet durch den teuersten Wohnungsmarkt der Republik – im Augsburger Raum den Einheimischen die besten Angebote vor der Nase weg, weil ihre finanzielle Schmerzgrenze einfach höher liegt?

    Für den Immobilienunternehmer aus dem Landkreis ist klar: „Ein gewisser Verdrängungsprozess findet statt.“ Vor allem die Nähe zur Bahnlinie und Autobahn sei für die Münchner wichtig, die es aufs Land zieht.

    Fest steht: Im Augsburger Land trifft eine vergleichsweise hohe Nachfrage auf ein überschaubares Angebot – ob es nun um Mieten oder Kaufen geht. Zuzug, niedrige Zinsen und wenig verfügbare Grundstücke sind im Augsburger Land die Preistreiber. Im bundesweiten Vergleich ist die Region im oberen Drittel angesiedelt - für Münchner Verhältnisse aber immer noch ein billiger Jakob.

    Immobilien im Landkreis Augsburg werden jedes Jahr um bis zu zehn Prozent teurer

    Der aktuelle Immobilienmarktbericht des Landkreises Augsburg gibt für das Augsburger Land für ein 145 Quadratmeter großes Haus einen Durchschnittswert von mehr als 400.000 Euro an – Stand 2017. Dieser Wert dürfte längt schon wieder überholt sein. Zwischen fünf und zehn Prozent beträgt laut Branchenkennern derzeit die jährliche Preissteigerung. Auch über sie gibt der Bericht Auskunft.

    Die Angaben basieren auf der Auswertung aller Kaufverträge im Landkreis Augsburg. Um die 3500 Immobiliengeschäfte im Gegenwert von inzwischen mehr als einer halben Milliarde Euro werden jährlich im Augsburger Land abgeschlossen. Die Verträge geben nicht nur Auskunft über Preis, Lage und Größe der Liegenschaften, sondern auch über die Herkunft der Käufer.

    Die meisten Käufer kommen aus dem Landkreis Augsburg

    Das Ergebnis einer Auswertung des Landratsamtes: Bei drei Prozent aller Immobiliengeschäfte kommen die Erwerber aus der Landeshauptstadt. Nimmt man nur Häuser, sind es vier Prozent, bei Wohnungen schließlich liegt der Wert schon bei fünf Prozent. Das Gros der Erwerber kommt woanders her: Mehr als die Hälfte aller Immobilien im Landkreis werden von Landkreisbürgern gekauft, zwischen 20 und 25 Prozent der Käufer kommen direkt aus Augsburg. Möglicherweise haben die Münchner das Augsburger Land auch gerade erst entdeckt. Seit etwa eineinhalb Jahren stelle die Immobilienabteilung der Kreissparkasse eine verstärkte Nachfrage aus der Landeshauptstadt fest, so Vorstand Horst Schönfeld. Wichtigstes Kriterium sei die Verkehrsanbindung. So sei zum Beispiel Untermeitingen interessant geworden. Nach Schönfelds Eindruck handelt es sich aber bisher mehr um Einzelfälle.

    Auch Marcus Gottwald, Chef der Immobilienabteilung der VR Bank Handels- und Gewerbebank sagt: „Man merkt schon, dass Augsburger Land ein Thema ist für Münchner.“ Das werde auch die anstehende Immobilienmesse „Bau im Lot“ wieder zeigen. Allerdings wüssten die Kunden aus der Hauptstadt schon, welche Preise marktgerecht seien und würden nicht jede Summe schlucken. Anderseits: Wenn das Objekt passt, seien die Münchner durchaus bereit, mehr zu zahlen. Gottwald: „Das kommt vor.“

    Er lenkt den Blick noch auf einen anderen Aspekt. Der Raum Augsburg sei interessant für große Immobilien-Investoren, denen München inzwischen zu teuer geworden sei. Auch sie treten am Markt als Konkurrenten um Wohneigentum auf.

    Ein Ende der Preisspirale ist nach Einschätzung von Gerhard Failer vom Königsbrunner Bauunternehmen Dumberger nicht in Sicht. Bauland sei weiter knapp und teuer, hinzu komme die Nullzins-Politik, die eine Anlage in Immobilien interessant bleiben lasse. Failer: "Ich spreche mittlerweile von einer Liquiditätsschwemme durch institutionelle Anleger. Versicherungen, Rentenfonds, usw. haben jeden Monat erhebliche Mittelzuflüsse. Diese müssen angelegt werden." Für diese Großkunden seien inzwischen auch Städte wie Augsburg interessant. Hinzu komme die Erbengeneration: "Sehr viele meiner jungen Käufer werden durch die Familie beim notwendigen Eigenkapitalanteil unterstützt. "

    Immobilienpreise: Sogar in Fischach sind die Folgen zu spüren

    Die Folgen sind bis ins ferne Fischach zu spüren. Dort begrüßt Bürgermeister Peter Ziegelmeier inzwischen Neubürger aus Friedberg, Stadtbergen oder Neusäß, die sich in der Staudengemeinde den Traum vom Eigenheim verwirklichen wollen. Früher wäre das kein Thema gewesen, so Ziegelmeier. Doch das Preisniveau in den Stauden ist deutlich niedriger als im Augsburger Speckgürtel.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Immobilien im Landkreis Augsburg: Es gibt zu wenig Angebot

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