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Landkreis Augsburg: Im Kreis Augsburg verfällt erstmals Impfstoff wegen zu geringer Nachfrage

Landkreis Augsburg

Im Kreis Augsburg verfällt erstmals Impfstoff wegen zu geringer Nachfrage

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    Erstmals sind am Wochenende sechs Dosen des Vakzins des Herstellers AstraZeneca im Landkreis Augsburg verfallen, weil sie keiner haben wollte.
    Erstmals sind am Wochenende sechs Dosen des Vakzins des Herstellers AstraZeneca im Landkreis Augsburg verfallen, weil sie keiner haben wollte. Foto: Marcus Merk

    Es ist ein Wendepunkt der Impfkampagne des Landkreises. Erstmals sind am Wochenende sechs Dosen des Vakzins des Herstellers AstraZeneca verfallen, weil sie keiner haben wollte. Das zeigt: Nach Monaten des Impfstoffmangels kann sich nun jeder der möchte gegen das Coronavirus impfen lassen. Die langen Wartezeiten auf die Spritze gegen Corona sind vorbei.

    Wer sich heute im Landkreis Augsburg über die bayernweite Software "Bayimco" anmelde, habe in zwei bis drei Tagen einen Termin, so Michael Püschel, der in der Landkreisverwaltung für die Impfzentren zuständig ist. Dort wurden am Wochenende überwiegend Zweitimpfungen vorgenommen und Püschel bilanzierte am Montag in der Sitzung des Kreistages, wo über die Corona-Lage im Augsburger Land und speziell an den Schulen diskutiert wurde: "Wir haben im Grunde zu wenig Leute, die sich impfen lassen wollen." Dabei seien im Landkreis derzeit weniger als 40 Prozent der Einwohner vollständig geimpft. Püschel: "Da ist noch viel Luft nach oben."

    Impfen: Kreis Augsburg geht von mehr Bedarf im Herbst aus

    Bis Ende September laufen derzeit die Mietverträge für die Impfzentren in Bobingen und Gablingen. Ob der Freistaat sie verlängert, ist offen. Wobei Püschel mit Blick auf die sich ausbreitenden Corona-Varianten davon ausgeht, dass im Herbst ein neuer Bedarf zu decken ist. "Wir werden demnächst über Drittimpfungen reden." Mit diesen sollen die Spritzen aus der Anfangszeit der Impfkampagne aufgefrischt werden. Ein Problem aus dieser Zeit dürfte sich dann nicht mehr stellen: Impfstoff gibt es nämlich jetzt genügend.

    Die Kühlschränke in denen das Vakzin in den beiden Impfzentren des Landkreises lagert, sind gut gefüllt. Aktuell stehen in Bobingen und Gablingen knapp 13.000 Impfdosen aller zugelassenen Hersteller zur Verfügung. Am Dienstag werden weitere 3500 Biontech-Dosen erwartet. Verfallen sind mittlerweile insgesamt 30 Impfstoff-Dosen. 24 davon allerdings schon vor Monaten, als das Vakzin des Herstellers AstraZeneca kurzzeitig nicht mehr verabreicht werden durfte. Am Samstag und Sonntag waren es je drei abgelaufene Dosen.

    In den Praxen im Landkreis gibt es keine Wartelisten mehr

    Auch in den Praxen ist die Zeit der langen Wartelisten mittlerweile vorbei. "Wir bestellen aktuell weniger Impfstoff als möglich", sagt Dr. Jakob Berger, Bezirksvorsitzender für Schwaben beim Bayerischen Hausärzteverband. Auch in seiner Praxis in Herbertshofen bekommt mittlerweile jeder der möchte die Spritze. Kinder impft Berger allerdings nur, wenn sie an spezifischen Vorerkrankungen leiden. Grundsätzlich ist der Stoff von Biontech/Pfizer seit Mai für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. Jugendliche hingegen impft Dr. Berger, vorausgesetzt die Eltern stimmen zu. "Bisher sind aber nur vereinzelt junge Menschen gekommen", sagt der Hausarzt. Er geht davon aus, dass sie sich weniger vom Virus bedroht fühlen.

    Kaum Bedarf für Sonderimpfung an Schulen

    Das legt auch das Ergebnis einer Umfrage des Landkreises unter erwachsenen Schülern nahe. Wie berichtet, hatten sich auf Nachfrage des Kreises nur rund 30 von rund 2000 erwachsenen Schülern für einen Impftermin gemeldet. Geplant war eine große Sonderimpfaktion mit mobilen Teams an den Schulen am kommenden Wochenende. Liegt das am mangelnden Vertrauen in das Vakzin? "Ich glaube nicht", sagt Volker Täufer, Schulleiter des Gymnasiums in Königsbrunn. Er geht davon aus, dass viele der Befragten schon einen Termin zur Impfung beim Hausarzt hatten.

    Aus der Oberstufe in Königsbrunn hatten sich lediglich vier gemeldet, die bei der Sonderaktion geimpft werden möchten. Auch am Diedorfer Schmuttertal-Gymnasium fanden sich kaum volljährige Schüler zur Sonderaktion. Schulleiter Günter Manhardt sieht dafür noch einen anderen Grund: "Der Termin war völlig schlecht gewählt", sagt er. Schließlich bekommen die Abiturienten am Freitag ihr Zeugnis. "Dass sie da nicht geimpft werden wollen, kann ich nachvollziehen."

    Betriebsimpfungen zum großen Teil schon abgeschlossen

    Denkbar ist auch, dass einige der befragten Berufsschüler bereits in ihren Betrieben geimpft wurden. Ein Statistik darüber, wie viele Menschen auf diesem Weg bereits an der Reihe waren, gibt es nicht. Doch auch in den Betrieben scheint die Nachfrage mittlerweile nicht mehr groß zu sein. Im Gersthofer Industriepark jedenfalls sind keine weiteren Erstimpfungen mehr geplant, sagt Sprecherin Ingrid Knöpfle. Von den insgesamt 1200 Mitarbeitern wurden in den vergangenen fünf Wochen etwa 350 vom Betriebsarzt geimpft. "Mehr werden es auch nicht mehr", sagt Knöpfle. Auch sie berichtet von vielen Mitarbeitern, die schon vor den Betriebsimpfungen beim Hausarzt waren um sich gegen das Virus zu schützen. Ähnlich ist die Lage beim Automobilzulieferer Sortimo in Zusmarshausen. Nach Angaben des Unternehmens wurden dort 170 Mitarbeiter geimpft. Am Freitag will man die Impfaktion im Unternehmen mit den letzten Zweitimpfungen beenden.

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