Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Augsburg: Helfer des Roten Kreuzes aus der Region Augsburg ziehen ins Katastrophengebiet

Landkreis Augsburg

Helfer des Roten Kreuzes aus der Region Augsburg ziehen ins Katastrophengebiet

    • |
    Eine Schnelleinsatzgruppe des BRK fährt am Samstag in eines der vom Unwetter zerstörten Gebiete in Rheinland-Pfalz. Thomas Rittel (links) und  Andreas Büchler haben den Marschbefehl telefonisch am Freitag um 11 Uhr erhalten. Die schriftliche Bestätigung ging kurz nach 16 Uhr ein.
    Eine Schnelleinsatzgruppe des BRK fährt am Samstag in eines der vom Unwetter zerstörten Gebiete in Rheinland-Pfalz. Thomas Rittel (links) und Andreas Büchler haben den Marschbefehl telefonisch am Freitag um 11 Uhr erhalten. Die schriftliche Bestätigung ging kurz nach 16 Uhr ein. Foto: Marcus Merk

    Der Anruf hat Thomas Rittel aus Diedorf am Freitag bei der Arbeit erreicht. "Wir wurden um 11 Uhr informiert, dass wir eine Schnelleinsatzgruppe im Rahmen des 'Hilfeleistungskontingents Betreuung Schwaben' in eines der Katastrophengebiete in Rheinland-Pfalz stellen müssen", sagt der stellvertretende Fachdienstleiter. Noch stehe der genaue Ort nicht fest, 60 Einsatzkräfte werden jedoch am Samstag um 4.40 Uhr ausrücken, um vor Ort die Betroffenen und die vielen Helferinnen und Helfer zu verpflegen. Ein Einsatz, der die Organisatoren vor eine große Herausforderung stellt.

    Mit 20 Einsatzfahrzeugen werden sich die 60 Helferinnen und Helfer des BRK auf den Weg machen. "Dabei handelt es sich um Personen aus verschiedenen Landkreisen", sagt Rittel. Ehrenamtliche aus dem Augsburger Land stehen voraussichtlich bis Dienstag Seite an Seite mit Kräften auch aus den Kreisen Günzburg, Dillingen, Donauwörth sowie dem Unter- und dem Ostallgäu. Grund für die Streuung sei, dass im Falle einer Katastrophe drohende Ausfälle auf möglichst viele Regionen verteilt werden. Denn der Einsatz sei mit keinem anderen zu vergleichen. Allein schon ein Blick auf das Gepäck zeigt, welche schwere Aufgabe auf die Ehrenamtlichen wartet.

    Gearbeitet wird in drei Schichten rund um die Uhr

    Mitgeführt werden von den Fahrzeugen vor allem sogenannte Betreuungsanhänger sowie ein spezieller Betreuungs-Lkw. "Diese beinhalten unter anderem das Material, um bis zu 200 Betroffene unterstützen zu können", erklärt Rittel. Angefangen von einem Feldkochherd, Küchenutensilien, Schüsseln, medizinischem und hygienischem Material sind auch Liegen mit dabei. "Wir werden in drei Schichten rund um die Uhr arbeiten", sagt Rittel. Entsprechende Flächen, um sich in den Pausen ein wenig ausruhen zu können, seien daher ebenfalls immens wichtig.

    Insgesamt 20 Fahrzeuge und 60 Einsatzkräfte werden vom Augsburger Land aus in eines der zerstörten Gebiete fahren. Der schriftliche Marschbefehl kam am Freitag kurz nach 16 Uhr.
    Insgesamt 20 Fahrzeuge und 60 Einsatzkräfte werden vom Augsburger Land aus in eines der zerstörten Gebiete fahren. Der schriftliche Marschbefehl kam am Freitag kurz nach 16 Uhr. Foto: Marcus Merk

    Immer noch sind in den Katastrophengebieten zahlreiche Regionen ohne Strom und fließendes Wasser. Technische Komponenten für eine Ausleuchtung vor Ort und Notstromaggregate gehören daher ebenfalls zur Ausrüstung. Auch die Mitglieder des BRK haben bereits ihre Packliste enthalten. Jeder Helfer und jede Helferin muss neben einem Feldbett auch einen Schlafsack mitnehmen. Wechselwäsche, Sicherheitsschuhe und eine zweite Hose komplettieren das Marschgepäck. Unklar ist jedoch noch die Versorgungslage in den Krisenregionen.

    Lebensmittel müssen eventuell kurzfristig eingekauft werden

    "Wir haben uns darauf vorbereitet, 60 Personen für 48 Stunden zu verpflegen", sagt Rittel. Immer wieder komme es vor, dass die dafür erforderlichen Lebensmittel kurz vorher noch eingekauft werden mussten. Zwar decke man den Bedarf auch schon einmal bei Großhändlern wie der Metro. Das BRK hat jedoch aufgrund der begrenzten Öffnungszeiten nach Alternativen im Augsburger Land gesucht und einen völlig anderen Versorgungsweg organisiert. "Wir haben einen guten Kontakt zu verschiedenen kleineren Geschäften", erklärt Rittel.

    Sei es der Bäcker aus Diedorf, ein Metzger aus Meitingen oder der Einzelhändler aus Gessertshausen oder Langenneufnach - das BRK könnte im Notfall sogar mitten in der Nacht seine Vorräte aufstocken. "Erst im Dezember stand ich vor der Situation, dass ich für Einsatzkräfte abends um 22 Uhr noch Brot brauchte", erzählt Rittel. Ein Anruf bei dem örtlichen Bäcker habe gereicht. Dieser habe sofort seinen Betrieb geöffnet und die gewünschten Mengen zur Verfügung gestellt.

    Auch das Thema Tod spielt eine große Rolle

    So gut die Organisation im Vorfeld funktioniere, "jeder Einsatz bringt natürlich auch immer eine gewisse Unsicherheit mit sich". In diesem speziellen Fall führt es die Helferinnen und Helfer in vollkommen verwüstete Gebiete, in denen auch das Thema Tod eine große Rolle spielt. So könnte auf der einen Seite eine Gefahr für Leib und Leben der Ehrenamtlichen bestehen, auf der anderen Seite sei auch der Anblick toter Menschen denkbar. Eindrücke, die jeder unterschiedlich gut verkrafte.

    Berge von Schutt und Müll befinden sich in den Katastrophengebieten in Nordrhein-Westfalen.
    Berge von Schutt und Müll befinden sich in den Katastrophengebieten in Nordrhein-Westfalen. Foto: David Young, dpa

    "Wir versuchen daher bereits im Vorfeld mit Fotos aus den betroffenen Gebieten unsere Kolleginnen und Kollegen darauf vorzubereiten, was sie erwarten könnte", sagt Rittel. Rettungskräfte aus der Oberpfalz, die dort bereits im Einsatz waren, hätten diese Aufnahmen dem Kreisverband zur Verfügung gestellt. Doch selbst die beste Vorbereitung kann die Helferinnen und Helfer nicht davor schützen, von den Erlebnissen vor Ort übermannt zu werden.

    Belastung könnte schwere psychische Störungen nach sich ziehen

    Um mit ihren Eindrücken nicht allein gelassen zu werden, hat das BRK Spezialisten dabei. "Zu berücksichtigen ist, dass Belastungen im Einsatz auf jede Person unterschiedlich wirken", betont die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung. Die physischen und psychischen Reaktionen auf Einsätze mit außergewöhnlichen Belastungsfaktoren könnten schwere Störungen nach sich ziehen. Deshalb seien bereits im Vorfeld entsprechende Maßnahmen festzulegen und zu organisieren, um Einsatzkräften bei Bedarf unverzüglich geeignete Hilfe ermöglichen zu können.

    Diese Maßnahmen hat das BRK getroffen. "Es wird eine 'psychosziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte' mit dabei sein", sagt Rittel. Diese Profis würden bei Bedarf die Ehrenamtlichen dabei helfen, ihre Eindrücke zu verarbeiten. Denn eines weiß Rittel aus seiner langen Erfahrung als Helfer ganz genau: "Es tut einem sehr gut, wenn man sich mal einfach alles von der Seele reden kann."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden