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Landkreis Augsburg: Heiraten in Zeiten von Corona: Verliebt, verlobt, verschoben

Landkreis Augsburg

Heiraten in Zeiten von Corona: Verliebt, verlobt, verschoben

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    Ihre große Hochzeitsfeier musste Nadine und Fabian Wunderer wegen Corona mehrmals verschieben. Im kleinen Rahmen gaben sich die beiden aber 2020 im Standesamt das Ja-Wort.
    Ihre große Hochzeitsfeier musste Nadine und Fabian Wunderer wegen Corona mehrmals verschieben. Im kleinen Rahmen gaben sich die beiden aber 2020 im Standesamt das Ja-Wort. Foto: Wunderer

    Die Einladungskarten waren schon geschrieben. Im Mai 2020 wollten sich Nadine und Fabian das Ja-Wort geben. 2019 hatte sich das Paar aus Gersthofen verlobt. Eine große Hochzeit mit rund 80 Gästen, DJ und Fotograf sollte es werden. Doch dann kam alles anders. Mittlerweile mussten die beiden ihr großes Fest schon zum dritten Mal verschieben. Die Folgen der Pandemie durchkreuzen zurzeit die Pläne vieler Verliebter. Die Termine für das kommende Jahr sind schon jetzt knapp.

    Wer kurzfristig standesamtlich heiraten möchte, der hat zurzeit hingegen gute Chancen. Normalerweise gilt der Mai als klassischer Hochzeitsmonat, erklärt die Neusässer Standesbeamtin Claudia Diehl. Vor der Pandemie habe sie im Mai durchschnittlich etwa 15 Paare getraut. Nun sind es gerade einmal fünf. "Viele Paare haben ihren Termin verschoben", sagt Diehl. Grund sind meist die strengen Corona-Regeln. Denn im Standesamt dürfen aktuell nur das Brautpaar, der Standesbeamte und die Trauzeugen anwesend sein. Gäste sind nicht erlaubt. Das führt mitunter zu kuriosen Szenen im Standesamt. Diehl berichtet von einer Trauung, bei der Fotos der Gäste an die Stühle im Standesamt geklebt wurden. "Die waren dann alle über Skype mit dabei", sagt Diehl.

    Gäste verfolgen Hochzeit im Standesamt teils über Livestream im Internet

    Zumindest im Standesamt haben auch Nadine und Fabian Wunderer sich im September vergangenen Jahres das Ja-Wort gegeben. "Wir wollten nicht mehr länger warten", sagt die 24-Jährige. Auch um Gäste wie ihre Ur-Großmutter sicher bei der Hochzeit als Gast zu haben. Denn im Herbst galten noch lockerere Regeln für das Standesamt. Mit einer kleinen Gruppe an Gästen wurden die Wunderers im Gersthofer Standesamt schließlich getraut. Auch die Ur-Oma durfte aus dem Seniorenheim kommen. "Abends gab es noch Kaffee bei uns daheim", erinnert sich Nadine Wunderer. Doch die große Fete blieb aus.

    Zum ersten Mal hatten die Wunderers die Hochzeit an Ostern 2020 verschoben. Private Treffen waren da schon verboten, die Aussicht auf ein großes Fest im Mai war düster. Schließlich verlegte das Paar die geplante Feier in einer Gaststätte in Herbertshofen auf Juni diesen Jahres. Doch auch aktuell sieht es nicht danach aus, dass große Feiern in Kürze wieder stattfinden werden. "Vor zwei Wochen haben wir dann wieder verschieben müssen", sagt Nadine Wunderer. Per WhatsApp habe sie ihre Gäste um Verständnis gebeten. "Wir haben alle angeschrieben. Unter dem Motto: Aller guten Dinge sind drei", sagt sie. Denn nun plant das Paar bereits für ihren dritten Termin im Juni kommenden Jahres.

    Paar aus Gersthofen hat schon den dritten Termin für ihre Hochzeit

    Wie den Wunderers geht es aktuell vielen Paaren, weiß auch Gastwirt Martin Platzer. In seiner Wirtschaft in Horgau heiraten Jahr für Jahr etliche Paare. Doch zurzeit stehen die großen Gasträume leer - Lockdown. "Wir haben Paare, die mussten ihre Hochzeit schon drei Mal verschieben", sagt Platzer. Die meisten von ihnen erkundigten sich gleich nach einem Termin im kommenden Jahr. Vor Corona habe er an so gut wie jedem Wochenende eine große Hochzeitsfeier ausgerichtet. Im vergangenen Corona-Jahr waren es nur noch eine Hand voll, sagt Platzer. Dabei sei das Hochzeitsgeschäft eine "entscheidende Sparte" für den Gastronom.

    So wie Nadine Wunderer und ihr Mann Fabian warten viele Hochzeitspaare im Landkreis Augsburg darauf, endlich richtig feiern zu können.
    So wie Nadine Wunderer und ihr Mann Fabian warten viele Hochzeitspaare im Landkreis Augsburg darauf, endlich richtig feiern zu können. Foto: Wunderer

    Ähnlich ist die Lage auch im Gasthof Kloster Holzen. "Zurzeit ist nichts sicher", sagt Katja Deisenhofer, Veranstaltungsorganisatorin des Klostergasthofs. Deshalb planen Brautpaare auch dort schon lange im Voraus. Die Wochenendtermine für das kommende Jahr sind schon so gut wie alle weg, sagt Deisenhofer: "Es wird jetzt schon für 2023 geplant." Dass Hochzeiten so lange im Voraus organisiert werden, sei ungewöhnlich. Was das vergangene Hochzeitsjahr angeht, spricht Deisenhofer von einer "großen Verunsicherung auch unter den Gästen." Denn auch als das Feiern mit 50 oder sogar 100 Gästen im Sommer erlaubt war, hätten einige aus Sorge vor dem Virus lieber abgesagt. Aktuell liege die Hoffnung vieler Paare auf den Schnelltests, sagt Deisenhofer: "Das ist ein Strohhalm an den sich viele klammern." Doch: Was, wenn der Test am Tag der Traunung dann plötzlich positiv ist? "Band, Essen, Deko, das müsste dann alles wieder abgesagt werden - und das ist teuer", sagt Deisenhofer.

    Verschieben der Hochzeit ist auch finanziell ein Wagnis

    Auch deshalb wollen die Wunderers ihre Feier auf keinen Fall ein viertes Mal verschieben. "Wir haben Glück, dass DJ und Fotograf Freunde von uns sind", sagt Nadine Wunderer. Dennoch gehen zum Beispiel neue Hochzeitskarten schnell ins Geld. Und noch etwas merkt Wunderer an: "Irgendwann muss man ja auch die Gästeliste aktualisieren", sagt sie. Alte Arbeitskollegen, mit denen man schon seit Jahren nichts mehr zu tun habe, die aber zum Zeitpunkt der Verlobung noch weit oben auf der Gästeliste standen, müssten ausgeladen werden. Wunderer hofft, dass die zunehmende Zahl der Geimpften nach und nach für mehr Normalität sorgt. Sie ist guter Dinge, was ihre große Feier im kommenden Sommer angeht. "Man muss positiv bleiben, das ist auch wichtig für die Seele", sagt Nadine Wunderer.

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