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Landkreis Augsburg: Hausärzte im Kreis Augsburg sind wegen Corona am Limit

Landkreis Augsburg

Hausärzte im Kreis Augsburg sind wegen Corona am Limit

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    Die kommenden Monate sieht Arzt Thomas Stechele (Bild) mit Praxis in Langweid mit Besorgnis. Bald haben Schulen und Kindergärten wieder geöffnet und die Grippesaison wird ebenfalls kommen. Panik sei unangebracht, aber die Schutz- und Hygienemaßnahmen unerlässlich.
    Die kommenden Monate sieht Arzt Thomas Stechele (Bild) mit Praxis in Langweid mit Besorgnis. Bald haben Schulen und Kindergärten wieder geöffnet und die Grippesaison wird ebenfalls kommen. Panik sei unangebracht, aber die Schutz- und Hygienemaßnahmen unerlässlich. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Das Robert Koch Institut meldet, dass die Zahl der COVID-19-Fälle steigt. Der Arzt Thomas Stechele von der Gemeinschaftspraxis Langweid, die bis Juni Corona Schwerpunktpraxis im Landkreis war, kann diesen Trend bestätigen: „Wir kommen mit dem Testen gar nicht mehr hinterher“, erzählt der Allgemeinmediziner.

    „Inzwischen verlangen viele Firmen Tests, Schulen und Kindergärten fragen an und das benachbarte Altenheim haben wir komplett abgestrichen – Bewohner wie Personal.“ Pro Tag sind es rund 20 Abstriche in der Praxis und es sind durchaus positive Ergebnisse dabei. In der vergangenen Woche gab es drei positive Fälle. „Mir macht das Sorge“, gibt Stechele zu.

    Er weiß von Patienten, die die Krankheit durchgemacht haben und immer noch Beschwerden haben. „Die Spätfolgen kennen wir noch gar nicht, aber wir wissen, dass die Erkrankung auf die Lunge geht, aber auch auf Herz und Gehirn. Wir müssen abwarten, was die Forschung bringt.“

    Ärzte im Kreis Augsburg appellieren: Abstand halten, Masken tragen, Händewaschen

    Deshalb appelliert der Arzt an die Vernunft der Menschen, dass die Abstände eingehalten und Masken getragen werden. In der Urlaubszeit seien sowohl Praxen als auch Labore unterbesetzt. „Zwei Ärzte sind bei uns in Urlaub, wir haben nichtcoronabedingte Krankheitsausfälle und zusätzlich noch die Vertretung für eine andere Praxis.“ Die Belastung beschreibt der Arzt als hoch. Deshalb könne man aktuell nur noch die eigenen Patienten testen.

    Den Laboren ergehe es nicht anders. Während vor einiger Zeit die Testergebnisse binnen 24 Stunden vorhanden waren, dauert es derzeit bis zu vier Tage bis diese vorliegen. Die kommenden Monate sieht Stechele ebenfalls mit Besorgnis: „Bald haben Schulen und Kindergärten wieder geöffnet und die Grippesaison wird ebenfalls kommen.“ Panik sei unangebracht, aber die Schutz- und Hygienemaßnahmen unerlässlich.

    Hausarzt: „Der Ärztemangel macht sich einfach bemerkbar“

    Die Infektsprechstunde, die sonst in Stettenhofen stattfindet, ist nun nach Langweid verlegt. „Die Patienten kommen aber nicht in die Praxis. Es ist wichtig, dass sich gesunde und kranke Patienten nicht begegnen.“ Stechele ist doppelt und dreifach bestellt und derzeit eng getaktet. „Wenn dann jemand mit Atemnot kommt und einen Abstrich möchte, kann ich es nicht nur dabei belassen. Dann muss ich abchecken, ob eine Lungenembolie oder ein Herzinfarkt vorliegt. Das braucht Zeit und dann müssen die anderen warten.“ Generell könnte die Praxis personelle Verstärkung gebrauchen: „Der Ärztemangel macht sich einfach bemerkbar“, berichtet Stechele offen. Gerne würde er den Menschen die Angst vor dem Maskentragen nehmen. „Klar ist es anstrengender mit Maske zu arbeiten. Aber der Sauerstoff darunter ist ausreichend und einen Schaden konnte man bisher nicht nachweisen.“ Er selbst trägt seit Monaten den ganzen Tag über die Maske.

    In der früheren Corona-Schwerpunktpraxis in Schwabmünchen haben sich bisher rund 350 Menschen auf Corona testen lassen. Hausarzt Sebastian Lochbrunner rechnet damit, dass die Nachfrage nach Tests in nächster Zeit deutlich steigen wird. „Die Nachfrage ist hoch, wir haben schon einige Anmeldungen vorliegen“, sagt Lochbrunner.

    Urlaubsrückkehrer sind der Hauptgrund für die steigende Zahl an Neuinfektionen

    Er selbst hatte sich bereits im März mit dem Virus angesteckt. Er bekam eine Tropfnase, leichten Husten und eine Bindehautentzündung, später litt er an schwerer Atemnot. Was Lochbrunner im Gespräch mit Patienten immer wieder feststellt: „Viele nehmen das Risiko nicht mehr so ernst“, sagt er. Die eigenen Bedürfnisse stünden über dem Gemeinwohl.

    Nach Ansicht von Experten sind Urlaubsrückkehrer der Hauptgrund für die steigende Zahl an Neuinfektionen. Im Augsburger Land haben sich bislang rund 160 Reisende aus Risikogebieten beim Gesundheitsamt gemeldet. Für Lochbrunner ist es nicht nachvollziehbar, dass Menschen derzeit in Risikogebieten Urlaub machen. „Sie sollten zu Hause bleiben oder nach Alternativen suchen“, sagt der Hausarzt, der seit 47 Jahren seine Praxis in Schwabmünchen betreibt. Er führe viele zeitaufwendig Gespräche, um über die Risiken aufzuklären. Ein Thema, das dabei immer wieder zur Sprache kommt: die Kosten für den Corona-Test. „Viele nehmen es für selbstverständlich, dass die Kosten von der Kasse oder vom Staat übernommen werden.“ Doch auch das hält der Arzt nicht für tragbar. „Wer sich einen Urlaub leisten kann und in ein Risikogebiet fährt, muss sich auch über die Kosten für einen anschließenden Test Gedanken machen. Das kann man nicht der Solidargemeinschaft überlassen.“

    Auch Lehrer sollen sich künftig auf Covid-19 testen lassen

    Doch nicht nur wegen der Urlaubsrückkehrer könnte die Zahl der Tests in den kommenden Wochen zunehmen. Denn wie Lochbrunner sagt, sollen sich auch Lehrer auf Covid-19 künftig testen lassen. Nach Angaben des Kultusministeriums können Lehrkräfte bis Mitte September an kostenlosen Reihentestungen teilnehmen. Diese sollen von den Schulen organisiert werden. Lehrkräfte, die an der Reihentestung nicht teilnehmen können, sollten sich individuell beim Arzt testen lassen.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Der Umgang mit Corona ist ein Thema mit Zündstoff

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