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Landkreis Augsburg: Gespenstisches am Wegesrand

Landkreis Augsburg

Gespenstisches am Wegesrand

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    Auch diese Nordic Walkerinnen auf dem Weldenbahn-Radweg in Neusäß kennen zurzeit das Bild am Wegesrand: Weiße Nester der Gespinstmotte, die wie Spinnweben aussehen, hängen an Büschen und Bäumen.
    Auch diese Nordic Walkerinnen auf dem Weldenbahn-Radweg in Neusäß kennen zurzeit das Bild am Wegesrand: Weiße Nester der Gespinstmotte, die wie Spinnweben aussehen, hängen an Büschen und Bäumen. Foto: Andreas Lode

    Das Ehepaar Niemeyer aus Neusäß geht viel und gerne spazieren. Doch was die beiden vor ein paar Tagen im Lohwald entdeckten, erschreckte sie: Laubbäume und Sträucher sind mit einem weißen Schleier bedeckt, wie mit dicken Spinnweben. Teilweise sind die Blätter abgefressen. Schuld daran ist die Gespinstmotte, die sich alle zwei bis drei Jahre massiv vermehrt. Die von ihr befallenen Bäume und Büsche schauen ein wenig gespenstisch aus, doch die Nester seien harmlos, entwarnen Experten.

    In Neusäß trete die Gespinstmotte im Lohwald, Kobelwald und Schmuttertal auf, sagt die Pressesprecherin der Stadt, Kerstin Weidner. Bruno Niemeyer hat beobachtet, dass vor allem die rot blühenden Pfaffenhütchen betroffen sind. Dieser Strauch sei besonders stark eingesponnen, weiß der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz, Johannes Enzler aus Gessertshausen. Ihm selbst ist im Altmühltal ein „massiver Befall“ aufgefallen. Insgesamt gebe es in Mitteleuropa 25 Arten der Gespinstmotte. Die Traubenkirsche werde von einer anderen Mottenart bevorzugt als zum Beispiel das Pfaffenhütchen oder die Weide. Enzler kann verstehen, dass Spaziergänger oder Radler erschrecken, wenn sie die kahlen Bäume und komplett eingesponnenen Stämme sehen. Die „sehr geselligen Raupen“ leben laut Enzler im Gespinst, um nicht von Vögeln gefressen zu werden. Zur Verpuppung lassen sie sich an Fäden herab. Die Falter sind winzig, nur 15 bis 20 Millimeter groß. Sie seien weißlich gefärbt und nachtaktiv. Den starken Befall erklärt der Fachmann damit, dass die Motte im vergangenen Jahr eine für sie günstige Witterung vorgefunden hatte. Die Raupen überwinterten bereits auf den Bäumen.

    Nicht nur in Neusäß, sondern auch in anderen Orten wie im Bereich des Lechkanals in Gersthofen sind zurzeit die weißen Nester zu sehen. Oftmals wird der Befall von Bürgern mit dem gefährlichen Eichenprozessionsspinner verwechselt. Das Landratsamt Dillingen hat inzwischen in Form einer Pressemitteilung Entwarnung gegeben. Die Raupen würden die Blätter ihrer Wirtspflanzen fressen, ohne sie dauerhaft zu schädigen. Für Menschen und Haustiere seien die Raupen ungefährlich, da sie keine Brennhaare besitzen. Eine Bekämpfung der Gespinstmottenraupen sei daher nicht erforderlich. Nach dem Schlupfen des Schmetterlings erholen sich die Gehölze sehr schnell und die Gespinste zerfallen. Meist sei Ende Juni von diesem Phänomen nichts mehr zu sehen. Die meisten Bäume würden sich durch den so genannten Johannistrieb Ende Juni wieder erholen, beruhigt Enzler. Dann treiben neue Blätter treiben. Eine chemische Bekämpfung sei nicht nötig, sagt auch Enzler. Die Gespinste könnten ohne Folgen berührt werden.

    Vor allem die Verwechslung mit dem Eichenprozessionsspinner sorgt für Nachfragen von Bürgern bei den Kommunen. Allerdings tritt dieser gefürchtete Schädlinge nur an Eichen auf. Der Eichenprozessionsspinner hat vor einem Jahr im Landkreis Augsburg in mehreren Orten für Aufregung und Probleme gesorgt. Nester und Raupen wurden beispielsweise in Meitingen an Bäumen im Schlosspark entdeckt, nachdem ein Musiker der SGL-Kapelle nach einem Festakt einen juckenden Ausschlag bekommen hatte. Die gefürchteten Tierchen wurden außerdem in Kühlenthal, Blankenburg, Allmannshofen und Thierhaupten gesehen. Auch im Holzwinkel gab es einen Befall. In Dinkelscherben hatte sich der Eichenprozessionsspinner ausgerechnet am Freibad angesiedelt.

    Anders als bei der Gespinstmotte rücken Schädlingsbekämpfer der giftigen Raupe auf den Pelz, denn der Eichenprozessionsspinner hat Gifthaare, die an der Haut und an den Schleimhäuten toxische oder allergische Reaktionen hervorrufen. Die Beschwerden reichen von Hautausschlägen bis hin zu Asthmaanfällen.

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