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Landkreis Augsburg: Geplanter Radweg zwischen Heretsried und Emersacker sorgt für Diskussion

Landkreis Augsburg

Geplanter Radweg zwischen Heretsried und Emersacker sorgt für Diskussion

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    Die Bürgermeister (von links) Karl-Heinz Mengele aus Emersacker, Heinrich Jäckle aus Heretsried,  Sebastian Bernhard aus Adelsried und Florian Mair aus Altenmünster setzen sich für einen neuen Radweg entlang der Staatsstraße 2036 ein.
    Die Bürgermeister (von links) Karl-Heinz Mengele aus Emersacker, Heinrich Jäckle aus Heretsried, Sebastian Bernhard aus Adelsried und Florian Mair aus Altenmünster setzen sich für einen neuen Radweg entlang der Staatsstraße 2036 ein. Foto: Marcus Merk

    Der Streit um die Ausbaupläne der Staatsstraße 2036 geht in die nächste Runde. Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie die Neugestaltung der Strecke zwischen Gablingen-Holzhausen und Heretsried aussehen soll. Ein Streitpunkt dabei ist ein neuer Radweg. Der fehlt bislang auf weiten Teilen der Strecke. Die Bürgermeister der Holzwinkelgemeinden und von Altenmünster wenden sich in einem gemeinsamen Brief nun an das Verkehrsministerium. Sie wollen, dass ein neuer Radweg entlang der Staatsstraße führt. Doch der führte mitten durch ein Biotop. Naturschützer gehen auf die Barrikaden und drohen mit einer Klage.

    In dem gemeinsamen Brief sprechen sich die Bürgermeister aus Altenmünster, Welden, Heretsried, Adelsried und Bonstetten für einen "vollumfänglichen Ausbau" der Staatsstraße aus. Sie verbinde die Städte Augsburg und Gersthofen mit Wertingen und sei maßgeblich für die Anbindung der Region Holzwinkel. Im Zuge dieses Ausbaus sei auch der Neubau eines straßenbegleitenden Radwegs unabdingbar. Nur dadurch könne die Radweg-Lücke zwischen Emersacker, Lauterbrunn und Heretsried geschlossen werden. Im weiteren Verlauf der Strecke gibt es bereits einen Radweg. Das Problem: Zwischen Emersacker und Heretsried liegt ein Biotop, das dem Bund Naturschutz (BN) gehört. Die Naturschützer wollen - zumindest auf diesem Teilstück - eine alternative Route für den geplanten Radweg.

    Naturschützer der Kreisgruppe Augsburg wollen Biotop-Gebiet schützen

    Grundsätzlich mache die Bündelung von Radwegen und Straßenverbindungen sicher dort Sinn, wo keine schwerwiegenden Eingriffe in Natur und Landschaft notwendig werden, sagt Johannes Enzler, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Augsburg. "Zwischen Emersacker und Lauterbrunn befindet sich im Bereich des Eisweihers aber ein Laichgewässer für Gelbbauchunken, eine besonders gefährdete Amphibienart." Deshalb schlagen die Naturschützer eine Fahrradroute durch den Wald vor. So könnte der ökologisch sensible Bereich am Eisweiher umfahren werden.

    Ausbau im Schneckentempo? Seit Jahren wird darüber gestritten, wie eine neue Staatstraße 2036 aussehen könnte.
    Ausbau im Schneckentempo? Seit Jahren wird darüber gestritten, wie eine neue Staatstraße 2036 aussehen könnte. Foto: Marcus Merk

    Die Holzwinkel-Bürgermeister halten diesen Vorschlag für "abwegig und der Verkehrssicherheit und dem Naturschutz abträglich". Sie gehen davon aus, dass die alternative Route von Radfahrern nicht genutzt werde und sie stattdessen weiterhin auf dem gefährlichen Teilstück der Staatsstraße entlang einer engen S-Kurve fahren werden. "Wir wollen die Pendler aufs Rad bringen", sagt Altenmünsters Bürgermeister Florian Mair. Und die würden sich nun mal die kürzeste Strecke suchen, um zum Beispiel in die Arbeit zu kommen. Karl-Heinz Mengele, Bürgermeister in Emersacker, hält die alternative Route sogar für "Verschwendung von Steuergeldern". Auch er geht davon aus, dass sie nicht genutzt werde, weil für Pendler nicht das "Naturerlebnis" im Vordergrund stehe.

    "Notfalls klagen wir durch alle Instanzen"

    Irmgard Del Pino, Vorsitzende der Bund Naturschutz Ortsgruppe Welden, sieht das anders. Die alternative Route sei nämlich nur etwa 350 Meter länger als die Strecke entlang der Staatsstraße. Außerdem würde der Weg ohnehin in erster Linie nicht von Pendlern, sondern Erholungsuchenden genutzt. Grundsätzlich seien die Naturschützer ebenfalls für den Ausbau des Radwegenetzes. Nur eben nicht an der Stelle durch das Biotop. Was das Naturschutz-Grundstück betrifft, wollen die Aktiven nicht weichen. Er bleibt dabei: "Notfalls klagen wir durch alle Instanzen", so Thomas Frey, BN-Regionalreferent für Schwaben. "Und das kann mindestens fünf bis zehn Jahre dauern."

    Zwischen Emersacker und Lauterbrunn schlägt Del Pino eine Umfahrung des Bereichs am Eisweiher über das bestehende Wegenetz nordöstlich von Emersacker vor. Eine neue Strecke wäre abseits der Straße zwischen Lauterbrunn und Heretsried im Leiseweiherbachtal notwendig, um die starke Radweg-Steigung am Heretsrieder Berg zu umgehen und das Landschaftsbild zu schonen. Zwischen Welden und Lauterbrunn schlägt auch Del Pino einen Radweg parallel zur Staatsstraße vor.

    Grüne kritisieren geplanten Ausbau der Staatstraße 2036

    Auch was den Straßenbau angeht, gibt es weiter Diskussion. Zuletzt hatten die Grünen im Landtag das Projekt als "völlig überteuert und noch dazu ökologischen Wahnsinn" bezeichnet. Statt eines Neubaus forderten sie eine einfache Deckensanierung der Staatsstraße 2036, die deutlich günstiger wäre. Das Straßenbauamt hingegen hält von einer einfachen Sanierung der Strecke nichts. Denn die Straße sei nicht nur oberflächlich in einem schlechten Zustand. Auch der Unterbau sei weder frostsicher noch ausreichend tragfähig.

    Wie sich die Vertreter der Kommunen, Naturschützer, Straßenbauer und Verkehrsbehörden einig werden, darüber soll bei einem runden Tisch im Juni gesprochen werden. Der Termin dafür war bereits mehrmals angekündigt und immer wieder verschoben worden. Grund dafür seien die Hygieneregeln in der Pandemie, heißt es.

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