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Landkreis Augsburg: Fußball-Saisonabbruch im Kreis Augsburg: Des einen Lust, des anderen Frust

Landkreis Augsburg

Fußball-Saisonabbruch im Kreis Augsburg: Des einen Lust, des anderen Frust

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    Während sich Klaus Assum (rechts) vom TSV Gersthofen über zwei Aufstiege freuen kann, hadert Torsten Vrazic vom TSV Meitingen mit der Quotientenregelung und der Aussetzung von Relegationsspielen bei einem Saisonabbruch.
    Während sich Klaus Assum (rechts) vom TSV Gersthofen über zwei Aufstiege freuen kann, hadert Torsten Vrazic vom TSV Meitingen mit der Quotientenregelung und der Aussetzung von Relegationsspielen bei einem Saisonabbruch. Foto: Karin Tautz

    Lange Zeit hatten Verantwortliche des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) und der Vereine gehofft, dass die unterbrochene Spielzeit 2019/21 ordnungsgemäß zu Ende gespielt werden kann. Doch aufgrund der verlängerten Corona-Beschränkungen bis weit in den Mai hinein dürfte es dazu nicht mehr kommen. Der Saison-Abbruch ist eigentlich nur noch Formsache.

    Vielmehr beschäftigt Spieler, Verantwortliche und Fans mittlerweile, wie die Spielzeit 2019/2021 gewertet wird. Kommt der Paragraph 93 der BFV-Spielordnung zur Anwendung oder findet vielleicht doch ein Alternativmodell, das der Verbandsspielausschuss derzeit ausarbeitet, eine Mehrheit der Vereine, deren Meinungsbild demnächst eingeholt werden soll. Aus verschiedensten Kreisen kommt immer wieder der Vorschlag auf den Tisch, dass es in der „Corona-Spielzeit“ keine Absteiger geben und aus jeder Liga die beiden vom Quotienten her besten Teams aufsteigen sollen.

    „Wir werden dagegen sicherlich nicht klagen, sondern akzeptieren den Kurs des BFV“, so Oliver Osterhoff vom SC Altenmünster, obwohl der Verein aus dem oberen Zusamtal sich bei einer Fortsetzung der Saison mit seiner zweiten Mannschaft (Platz drei in der B-Klasse West IV) noch beste Aufstiegschancen über die Relegation ausgerechnet hatte. „Wenn es nicht sein soll, dann ist es halt so“, sinniert Osterhoff und sieht seine erste Mannschaft beim Blick auf die Bezirksliga-Tabellen jeweils auf Platz zehn. Ein Resultat, über das er nicht meckern mag, auch wenn mancher Punkt leichtfertig verspielt worden sei.

    Meitingen doppelt Corona-geschädigt

    Deutlich schwerer getroffen ist der TSV Meitingen. Nicht nur, dass die erste Mannschaft als Tabellenzweiter mit dem Ausfall der Relegation um die Aufstiegschance beraubt wird, auch die zweite Mannschaft der Lechtaler würde bei gleichem Quotienten aufgrund des direkten Vergleiches mit dem VfR Foret aus der Kreisklasse absteigen. „Wir sind also doppelt Corona-geschädigt“, so Abteilungsleiter Torsten Vrazic.

    Alle Tabellenzweiten toben

    Ob der TSV rechtliche Schritte gegen die Quotienten-Regelung einleiten wird, kann er noch nicht sagen. „Viele werden sich das nicht gefallen lassen. Alle Tabellenzweiten toben. Wir beobachten die Entwicklung, bleiben vorerst aber passiv“, so der 48-Jährige. Ginge es nach Vrazic, würde die abgebrochene Runde zu Ende gespielt. Auch wenn der Spielbetrieb erst wieder im September aufgenommen werden könnte: „Dann spielen wir die Saison ordentlich zu Ende und im Frühjahr dann den Ligapokal.“ Klar, der TSV Meitingen hat in hochkarätige Spieler investiert.

    Ob er die Situation auch so beurteilen würde, wenn seine Mannschaft im sicheren Mittelfeld stehen würde? „Natürlich sehen Vereine zwischen Platz vier und zwölf die Dinge anders als solche, die durch die Quotienten-Regelung keine Aufstiegschance mehr haben oder gar absteigen müssen“, weiß Vrazic um die unterschiedlichen Perspektiven. Er ist zerknirscht: „Umso länger es dauert, bis es wieder losgeht, umso schwieriger wird es, alle wieder ins Boot zu holen.“ Und: „Viele kleine Sponsoren wird es gar nicht mehr geben.“

    Leidtragender der Quotientenregelung wäre auch der BC Adelzhausen als dritter Absteiger. Gemeinsam mit dem FC Affing und dem FC Günzburg kommen die Kicker von der Autobahn auf 1,04 Punkte pro absolviertem Spiel. „Hier musste ich deshalb eine Sondertabelle aus gegeneinander ausgetragenen Partien bilden“, erklärt Bezirksspielleiter Rainer Zeiser aus Bubesheim. Die Sache mit der Quotientenregel ist aus Sicht von Zeiser schwierig, aber sie bietet unter den gegebenen Umständen die gerechteste Lösung“, so der Bezirksspielleiter.

    Der FC Emersacker und der TSV Leitershofen lieferten sich in der Kreisklasse ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Kein Wunder, dass Leitershofens Spielertrainer Anil Zambak (rechts) nicht damit einverstanden ist, dass es keine Relegation geben soll.
    Der FC Emersacker und der TSV Leitershofen lieferten sich in der Kreisklasse ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Kein Wunder, dass Leitershofens Spielertrainer Anil Zambak (rechts) nicht damit einverstanden ist, dass es keine Relegation geben soll. Foto: Marcus Merk

    Da ist Anil Zambak vom TSV Leitershofen ganz anderer Meinung: "Für uns ist das nicht ganz nachvollziehbar", sagt der kickende Coach des Tabellenzweiten der Kreisklasse Nordwest. Seine Mannschaft hätte noch zwei Nachholspiele gegen vermeintliche Gegner aus der unteren Region offen. Dem TSV werden somit die Chancen genommen, die gleiche Anzahl der Spiele wie Tabellenführer FC Emersacker zu bestreiten. „Im direkten Vergleich liegen wir auch noch vorne, daher finde ich das Ganze nicht gerecht", sagt Zambak und schlägt vor: „Es sollte ein Entscheidungsspiel zwischen den Erst- und Zweitplatzierten stattfinden."

    Aufstieg stellt man sich anders vor

    Klar für die Quotienten-Regelung ist Klaus Assum. „Der Paragraf 93 sagt das auch klipp und klar aus“, plädiert der Abteilungsleiter des TSV Gersthofen jetzt für eine schleunige Entscheidung. Bei den Ballonstädtern gäbe es nämlich doppelten Grund zur Freude: Als Erster des Bezirksliga-Rankings steigen die Schwarz-Gelben wieder in die Landesliga auf und auch mit der zweiten Garnitur wurde der Sprung in die A-Klasse geschafft. „So lange ich nichts schriftlich habe, glaube ich nichts mehr“, will Assum aber (noch) nicht in Jubelstürme ausbrechen. „Einen Aufstieg stellt man sich schon anders vor“, sagt er, „das ist zwar bitter, aber wir müssen es so hinnehmen.“

    Aus den Kreisligen rücken der SV Wörnitzstein-Berg, der TSV Pöttmes und der TSV Ziemetshausen als Aufsteiger in die Bezirksliga Nord nach; eventuell stößt auch noch der Meister der Kreisliga Augsburg, der FC Horgau, hinzu. Die Kleeblätter könnten aber auch in die Süd-Gruppe eingruppiert werden. Dort steht – Quotient hin oder her – der SV Cosmos Aystetten als Meister und sofortiger Wiederaufsteiger in die Landesliga fest. Ebenso der TSV Neusäß als Absteiger. Beim Tabellenletzten der Bezirksliga Süd hat das neue Führungsduo mit Sportlichem Leiter Klaus Raßhofer und Trainer Robert Walch wohl schon realistisch für die Kreisliga geplant.

    So könnte die Alternative aussehen

    Bei einer Alternative mit jeweils zwei Aufsteigern und keinem Absteiger würde die Ligenbesetzung in der Saison 2021/22 so aussehen:

    LandesligaAktuell sind 90 Vereine in fünf Ligen vertreten. 10 Teams dürften eine Liga nach oben klettern, 30 neue würden hinzukommen, da es bayernweit 15 Bezirksligen gibt. Die die Landesligen dann mit insgesamt 110 Mannschaften besetzt wären, müssen 30 Absteiger ermittelt werden.

    Bezirksliga In Schwaben gibt es zwei Bezirksligen, die mit jeweils 16 Vereinen bestückt sind. Vier Klubs dürften sich über den Aufstieg in die Landesliga freuen, dafür würden aus den sechs Kreisligen im Gegenzug zwölf Vereine in die Bezirksliga kommen. Das hätte zur Folge, dass auf Bezirksebene 40 Mannschaften vertreten wäre. Bislang gab es aus den beiden Klassen insgesamt sechs Absteiger, in der Folgesaison müssten dann 14 Klubs in den sauren Abstiegsapfel beißen.

    Kreisliga Im Fußballkreis Augsburg sind für die zwei Kreisligen 28 Plätze vorgesehen. Vier Vereine würden den Sprung in die Bezirksliga schaffen, aus den fünf Kreisklassen zehn Klubs in die Kreisliga gelangen. Das hätte zur Folge, dass in den beiden Kreisligen 34 Teams an den Start gehen, von denen dann (theoretisch) zwölf direkt in die Kreisklasse absteigen müssten.

    Kreisklasse und A-Klasse Im Kreis Augsburg gibt es fünf Kreisklassen und sieben A-Klassen. Lässt man aus jeder Gruppe zwei Vereine aufsteigen und keinen absteigen, dann würden vor allem die unteren Klassen ausgedünnt werden. Hier müssten dann eventuell sogar Ligen aufgelöst werden. Wie auch in den höheren Ligen würde es für die Relegationsteilnehmer äußerst schwierig werden, weil es zu einem vermehrten Abstieg von oben kommt und deshalb vermutlich nur die Mindestanzahl an möglichen Kreisliga- und Kreisklassenplätzen über den Umweg Relegation frei wären.

    Alle Auf- und Absteiger in den Bezirksligen

    Landesliga-Aufsteiger TSV Gersthofen, SV Cosmos Aystetten

    Absteiger in die Kreisligen SV Holzkirchen, TSV Rain II, BC Adelzhausen – TSV Neusäß, SV Stöttwang, TSV Friedberg.

    Aufsteiger in die Bezirksliga SV Wörnitzstein-Berg (Erster Kreisliga Nord), TSV Pöttmes (Erster Kreisliga Ost), TSV Ziemetshausen (Erster Kreisliga West), FC Horgau (Erster Kreisliga Augsburg, kann auch in die Bezirksliga Süd eingruppiert werden), TSV Mindelheim (Kreisliga Mitte), FC Oberstdorf (Kreisliga Süd).

    Lesen Sie auch: Wer im Augsburger Land nach der Quotientenregelung auf- und absteigt

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